Archiv für den Monat Juni 2015

Kleine Geschichte der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Gelsenkirchen (Teil 2)

2. Von den 1960er zu den 1980er Jahren – Die VVN-Bund der Antifaschisten

VVN-BdA GelsenkirchenVor 70 Jahren wurde mit dem „Komitee ehemaliger politischer Gefangener und Konzentrationäre“ der Vorläufer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Gelsenkirchen gebildet. Dieser Beitrag zeichnet die Geschichte der Kreisvereinigung Gelsenkirchen nach. Aufgrund des Umfangs, habe ich ihn in mehrere Teile aufgeteilt. Teil 3 folgt am kommenden Freitag.

Gemeinsam mit anderen engagierte sich die VVN und ihre Mitglieder in den 1960er Jahren gegen den Atomtod („Ostermärschen gegen den Atomtod“), gegen die Notstandsgesetze und den wiedererstarkenden Neofaschismus (NPD). Die gesellschaftlichen Veränderungen ab den 1960er Jahren führten zu einem Wandel im öffentlichen Klima, der auch der VVN zu gute kam.

In Gelsenkirchen lud die VVN am 8. Mai 1965, zum „20. Jahrestag der Beendigung des Krieges und der Beseitigung des NS-Regimes“ zu einer Kundgebung auf dem Hauptmarkt (heute Margarethe-Zingler-Platz) ein. Gegen Kundgebungen der NPD am 6. September 1969 auf dem Buerschen Marktplatz und am am 18. September 1969 auf dem Hauptmarkt gab es massive Störungen durch Gegendemonstranten. Eine „Bürgerinitiative gegen den Neonazismus“ rief den Polizeipräsidenten auf, die Kundgebung zu verbieten.

Im Zuge der beginnenden Entspannungspolitik setzte sich die VVN für Versöhnung und Frieden ein. Vom 18. – 24. Oktober 1969 führte die Kreisvereinigung eine „Woche der Begegnung und Gespräche mit Bürgern der DDR“ durch. Zum Programm gehörten ein Gottesdienst in der Kreuzkirche Gelsenkirchen-Feldmark mit Pfarrer Breithaupt (DDR), weitere Veranstaltungen im Lutherhaus der Kirchengemeinde Schalke und einer kulturellen Abschlussveranstaltung in der Aula der Frauenfachschule Königstraße mit einer Gruppe des Deutschen Theaters Berlin.

Öffnung zum VVN-Bund der Antifaschisten

Angesichts älter werdende Widerstandskämpfer und Verfolgte und mit dem wachsenden Interesse an antifaschistischer Arbeit durch Jüngere in den 1960er Jahren öffnete sich die VVN für jeden, der sich zu ihrem Programm bekannte. Seinen Abschluss fand dieser Prozess auf dem Bundeskongress in Oberhausen 1971, der die Erweiterung der Organisation zur „VVN-Bund der Antifaschisten“ beschloss.

In den 1970er Jahren nahm die Aktivität der Kreisvereinigung ab, man beteiligte sich überwiegend an Bündnisaktivitäten. Die Versuche, junge Mitglieder zu werben, brachten kaum Erfolge. 1979 zählte die Kreisvereinigung 81 fast ausschließlich ältere Mitglieder. Dagegen wuchs das Interesse an der Erforschung der NS-Vergangenheit in der Bevölkerung. Sowohl am Begleitprogramm einer im Bildungszentrum in Gelsenkirchen und im Jugendzentrum Pappschachtel in Buer 1979 gezeigten Ausstellung „Kristallnacht – nicht vergessen und nie wieder“ wie an der Entstehung der Ausstellung „Gelsenkirchen 1933-45. Verfolgung, Widerstand, Flugblätter der Alliierten“, die im Oktober 1980 im Bildungszentrum präsentiert wurde waren VVN-Mitglieder als Zeitzeugen beteiligt. Der Ausstellung folgte 1981 die Buchveröffentlichung „Beispiele des Widerstands“ gefolgt von einer erweitern Auflage 1982 „Beispiele der Verfolgung und des Widerstands“.

Umschlag der 2. Auflage der Dokumentation zu Verfolgung und Widerstand aus dem Jahre 1982

Umschlag der 2. Auflage der Dokumentation zu Verfolgung und Widerstand aus dem Jahre 1982

Neu erwachtes Interesse am Antifaschismus

Das erwachte Interesse an antifaschistischer Arbeit, das sich nicht nur in der Beschäftigung mit dem historischen Faschismus erschöpfte, sondern sich auch gegen die verstärkten Aktivitäten von Alt- und Neo-Nazis richtete, führte in den 1980er Jahren zu einem Generationswechsel. Er ermöglichte Bündnisse mit Jugendorganisationen und zur neu entstandenen Partei „Die Grünen“. Von Beginn an beteiligte sich die VVN im Gelsenkirchener Friedensplenum.

Im Mai 1982 initiierte die VVN mit einer Einladung in das Jugendzentrum Pappschachtel die Gründung der „Initiative gegen Neonazismus und Ausländerfeindlichkeit“. Kaum eine Woche später, am 18. Mai 1982, wurde die Pappschachtel durch Brandstiftung zerstört. In den Trümmern fand man ein Schild: „Schade das Ihr nicht mit verbrannt seid VVN“.

1984 veranstaltete die VVN in der Gesamtschule Berger Feld ein „Friedensfest“ unter dem Motto „Für Frieden und Völkerverständigung – gemeinsam weiter gegen Atomraketen und neue Nazis“, zu dem über 700 Besucher kamen. Im Mai 1984 begann der Kreisverband mit der Herausgabe der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „GE-Voran“. Im September 1985 zogen sieben Organisationen, darunter die VVN und Die Grünen, in den ehemaligen Buchladen „Trotz Alledem“ in der Weberstraße ein.

Umschlag der einzigen Gesamtdarstellung zur Geschichte der VVN / Bund der Antifaschisten Gelsenkirchen 1947 bis 1987

Umschlag der einzigen Gesamtdarstellung zur Geschichte der VVN / Bund der Antifaschisten Gelsenkirchen 1947 bis 1987

Nach Auseinandersetzungen um die Kranzniederlegung von HIAG (ehemalige Angehörige der Waffen-SS) und NPD anlässlich des Volkstrauertages auf dem Hauptfriedhof Buer und dem Aufmarsch der Neofaschisten am Volkstrauertag 1983, führte die VVN 1984 und 1985 eine eigene, würdevolle Gedenkkundgebung durch. Nachdem dort keine Nazis mehr auftauchten, änderte der Rat der Stadt die Friedhofssatzung dahingehend, dass die VVN keine Gedenkfeier mit Demonstrationscharakter mehr durchführen durfte. Als sie es 1986 dennoch taten, um auf die neue Regelung aufmerksam zu machen, entfachte das eine öffentliche Debatte. In einem Offenen Brief wurde der damalige Oberstadtdirektor und die Stadtverwaltung dafür kritisiert, dass nicht über Neonazis, sondern über vorgebliche Rechtsverstöße von Antifaschisten geredet wird.

Mit dem Jahr 1987 erfolgte eine gewisse Beruhigung in Gelsenkirchen, als bei der Benennung von vier innerstädtischen Plätzen nach Gegner und Opfer des Naziregimes nicht nur eine Sozialdemokratin (Margarethe-Zingler-Platz, 1986) und ein Christ (Heinrich-König-Platz, 1987), sondern mit Fritz Rahkob auch ein Kommunist (Fritz-Rahkob-Platz, 1987) Berücksichtigung fand. 1988 folgte noch der Leopold-Neuwald-Platz stellvertretend für die verfolgten und ermordeten Juden Gelsenkirchens.

Das Jahr 1989 bedeutete für die VVN-Bund der Antifaschisten eine Zäsur. Mit dem Ende der DDR fielen umfangreiche Finanzhilfen an die Bundesorganisation in Frankfurt am Main weg und brachte die VVN an den Rand ihrer Existenz. Die Gesamtorganisation musste sich finanziell und politisch umorientieren, was ihr auch gelang. Seit 2002 gibt es eine gesamtdeutsche VVN-BdA und mit ihr die größte antifaschistische Organisation in Deutschland.

Teil 1   Teil 2   Teil 3   Teil 4

„Demokratische Initiative“ lehnt Aufnahmeantrag von engagierten Antifaschistinnen und Antifaschisten ab!

1947/48 errichtetes Denkmal für den antifaschistischen Widerstand auf dem Friedhof Horst-Süd zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der "Roten Ruhrarmee" und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe

1947/48 auf dem Friedhof Horst-Süd von der VVN errichtetes Denkmal für den antifaschistischen Widerstand, zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der „Roten Ruhrarmee“ und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe

Im vergangenen Jahr haben wir in einer Mitgliederversammlung der VVN-BdA Gelsenkirchen, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten nach längerer Diskussion beschlossen, einen Aufnahmeantrag an die örtliche “Demokratische Initiative gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie – Gelsenkirchen” (DI) zu stellen. In dieser haben sich unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Oberbürgermeisters seit 1992 insgesamt 23 Organisationen, “demokratische Parteien, Kirchen, karitative Einrichtungen, Gewerkschaften und weitere Gruppen zusammengeschlossen, um für ein demokratisches Miteinander in unserer Stadt einzutreten”. Zuletzt hatte die DI in Ermangelung eigener Aktivitäten zur Teilnahme an der Veranstaltung der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde am 1. Mai 2015 gegen den Aufmarsch der Partei „Die Rechte“ auf dem Rotthauser Ernst-Käsemann-Platz aufgerufen.

Skeptische Stimmen in unserer Runde haben bereits von Anfang an die Aussichtslosigkeit des Unterfangens benannt. Waren doch bereits Aufnahmeanträge der Linkspartei.PDS und des Gelsenzentrum in früheren Jahren gescheitert. Dennoch haben wir ernsthaft mit Schreiben vom 19. November 2014 unseren Aufnahmeantrag gestellt. Die erste Rückantwort vom 16. Dezember 2014 war bereits mehr als ernüchternd. Darin hieß es unter anderem: „Uns zugehende Aufnahmeanträge werden in der jeweils nächstfolgenden Plenumssitzung der Demokratischen Initiative zur Diskussion und Entscheidung gestellt, soweit sich in der Sitzung ohne weitere Vertiefung und Rückkopplung der Anwesenden in ihre Organisationen hinein Konsens findet. Das Plenum der Demokratischen Initiative kommt in der Regel einmal jährlich zusammen. 2015 soll dies bereits in der ersten Jahreshälfte sein. Die Zusammenarbeit in der Demokratischen Initiative fußt allein auf einer gewachsenen, intensiven Vertrauensbasis. Daher setzen Entscheidungen über Aufnahmeanträge seit jeher Einstimmigkeit voraus. Sollten sich aus der Sitzung, an der die sich bewerbende Organisation jeweils nicht teilnimmt, ergänzende Nachfragen ergeben, kommen wir umgehend auf Sie zu.“

Die „gewachsene, intensive Vertrauensbasis“ lässt es offenbar noch nicht einmal zu, dass sich die antragstellende Organisation selbst den Vertretern der 23 Organisationen vorstellt, stattdessen verhandelt man lieber hinter verschlossenen Türen. Es handelt sich also nur um eine leere Worthülse. Ein Kritiker aus unseren eigenen Reihen schrieb zu Recht in einer E-Mail: „… für eine Initiative handelt es sich ja offensichtlich um einen Bürokratenhaufen. Für mich bedeutet die Mail, dass die Demokratische (Bürokratische) Initiative kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung hat.“ Und stellte die ultimative Frage: „Gibt es wichtige Gründe hier mitzumachen?“

Erwartungsgemäß beschloss die „Demokratische Initiative“, uns nicht aufzunehmen und teilte im wesentlichen mit: “ Im Ergebnis hat Ihr Antrag (…) nicht die für eine Aufnahme erforderliche Einstimmigkeit gefunden.“ Um auf die oben gestellte Frage nach den wichtigen Gründen zurückzukommen: Natürlich wäre es wichtig, Mitglied in einer aktiven, alle zivilgesellschaftlichen städtischen Akteure umfassenden Initiative zu sein, die sich gemeinsam gegen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus stellt. Die real existierende „Demokratische Initiative“ jedoch hat es zum geplanten Aufmarsch der „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 noch nicht einmal geschafft, eine eigene Gegenveranstaltung auf die Beine zu stellen, man rief stattdessen zu einem Freundschaftsfest der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde in Gelsenkirchen-Rotthausen auf. Zu den letzten Veranstaltungen der rechtspopulistischen Pro NRW im Schloß Horst rief die DI gar nicht mehr auf, weil man wie es damals hieß, „nicht über jedes Stöckchen springen wolle, das einem die Rechten hinhalten“. Womöglich will man so lange warten, bis sich wie in Dortmund eine rechte, offen faschistische Szene etabliert hat und das Hans-Sachs-Haus stürmt?

In einer Zeit wachsender militärischer Auseinandersetzungen und dadurch wachsender Flüchtlingsströme weltweit, immer weiter zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, Medien- und Politikerverdrossenheit (nicht Politikverdrossenheit) wäre es wichtig, tatsächlich gemeinsames bürgerschaftliches Engagement in Gelsenkirchen für Demokratie und Menschenrechte zu zeigen und dabei nicht diejenigen auszugrenzen, die sich ebenfalls dafür einsetzen! Die Aufteilung in gute und weniger gute Antifaschisten, die Spaltung der Gelsenkirchener Zivilgesellschaft, spielt wie immer nur den Rechten in die Hände!

Kleine Geschichte der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Gelsenkirchen (Teil 1)

1. Von der Befreiung vom Faschismus bis zur Bekämpfung der VVN in den 1950er Jahren

VVN-BdA GelsenkirchenVor 70 Jahren wurde mit dem „Komitee ehemaliger politischer Gefangener und Konzentrationäre“ der Vorläufer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Gelsenkirchen gebildet. Dieser Beitrag zeichnet die Geschichte der Kreisvereinigung Gelsenkirchen nach. Aufgrund des Umfangs, habe ich ihn in mehrere Teile aufgeteilt. Die Teile 2 und 3 folgen jeweils an den kommenden Freitagen.

Vielfach wurde in diesem Jahr an den 8./9. Mai 1945 erinnert, als vor 70 Jahren der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Befreiung Europas vom Faschismus endete. In Gelsenkirchen endete der Zweite Weltkrieg bereits im April. Nach erneuten Luftangriffen im März 1945 auf die bereits 1944 schwer getroffene Industriestadt wurde zunächst das Stadtgebiet nördlich des Kanals besetzt. Begleitet von Artillerie-Beschuss rückten am Gründonnerstag, 29. März und Karfreitag, 30. März Einheiten der US-Armee vor. Sie erreichten in den Abendstunden des Karfreitags Buer-Mitte und Horst sowie am Karsamstag Erle, Resse und den Rhein-Herne-Kanal. Da die deutsche Wehrmacht am 28. März die Brücken über Rhein-Herne-Kanal und Emscher gesprengt hatten, wurde das südliche Stadtgebiet Gelsenkirchens erst am 10. April 1945 besetzt, als Einheiten der US-Armee ohne Gegenwehr einrückten und die oberste Gewalt im Stadtgebiet übernahmen. Die Nazi-Stadtspitze hatte sich bereits Anfang April in Richtung Ostwestfalen abgesetzt.

Für die meisten der verbliebenen 150.000 Einwohner Gelsenkirchens bedeutete der 10. April 1945 zunächst nur das Ende des Krieges, für andere, besonders für politisch und rassisch Verfolgte, Inhaftierte und Zwangsarbeiter war es der Tag der Befreiung vom Faschismus. Noch in den letzten Kriegstagen hatten Nazis weitere Verbrechen verübt. So waren in den Morgenstunden des Karfreitags vor dem Einmarsch der US-Armee etwa 25 russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nur in Hemd und Hose bekleidet aus dem Polizeigefängnis Buer über die Goldbergstraße in den Westerholter Wald geführt und dort ermordet worden.

Mit der Einrichtung der alliierten Kommandantur in der damaligen Mädchenmittelschule an der Rotthauser Straße (heute Gertrud-Bäumer-Realschule) begann die Nachkriegszeit. Zunächst von amerikanischem Militär regiert, übernahm Mitte April (Alt-Gelsenkirchen) bzw. Ende Mai 1945 (Buer) die britische Armee die Regierungsgewalt. Diese setzte nach einer Übergangsphase, in der eine kollegiale Leitung aus Sozialdemokraten, Kommunisten und Christen unter einem kommissarischen Oberbürgermeister bestanden hatte, am 25. Mai 1945 den von den Nazis entlassenen Oberbürgermeister Emil Zimmermann ein, der die kollegiale Leitung abschaffte und eine hierarchische, entpolitisierte Stadtverwaltung aufbaute.

Das Komitee ehemaliger politischer Gefangener und Konzentrationäre

Ab April 1945 begann auch der Wiederaufbau von Parteien mit SPD, KPD, (katholisches) Zentrum und Christlicher Vereinigung (spätere CDU), sowie die erfolgreiche Bildung von Betriebsräten und einer Einheitsgewerkschaft, die Ausgangspunkt für die DGB-Gewerkschaften wurde. Ebenfalls wurde bis Sommer 1945 – ein genaues Gründungsdatum ist nicht bekannt – mit dem Gelsenkirchener „Komitee ehemaliger politischer Gefangener und Konzentrationäre“ der Vorläufer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) gebildet.

Im Vordergrund standen zunächst die Unterstützung der Überlebenden und ihre Versorgung mit dem Notwendigsten. Vertreter des Komitees wurden in den städtischen Wohlfahrts- und Fürsorgeausschuss berufen. Daneben wurden im Juni und am zweiten Sonntag im September Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Faschismus begangen. Im April 1946 wurde ein Kreissonderhilfsausschuss gebildet, der für die Anerkennung als Verfolgter des Naziregimes zuständig war. Bis September desselben Jahres wurden 639 Personen anerkannt, davon 428 in Gelsenkirchen, 161 in Buer und 50 in Horst.

Frauen ermordeter Gelsenkirchener Widerstandskämpfer 1948 (von rechts nach links): Luise Eichenauer, Anne Littek, Emma Rahkob, Anna Bukowski. Der Name der Frau ganz links ist unbekannt.

Frauen ermordeter Gelsenkirchener Widerstandskämpfer 1948 (von rechts nach links): Luise Eichenauer, Anne Littek, Emma Rahkob, Anna Bukowski. Der Name der Frau ganz links ist unbekannt.

1946/47 nannte sich das Komitee „Vereinigung ehem. politischer Gefangener“ und trat vermehrt mit politischen Veranstaltungen auf, verstärkte seine Bemühungen, über die NS-Zeit aufzuklären und engagierte sich für eine gerechte Strafe der verantwortlichen Nazis.

Die Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)

Als Gründungsdatum der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“ gilt das Jahr 1947. Zuvor war auf der ersten Interzonalen Konferenz der ehemaligen Häftlinge vom 20. – 22. Juli 1946 in Frankfurt am Main das Programm der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“ verabschiedet worden. Am 26. Oktober 1946 erfolgte mit 500 Delegierten, darunter 12 aus Gelsenkirchen, in Düsseldorf die Gründung des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der VVN. Den Abschluss fand die Gründungsphase nach der Gründung weiterer Landesverbände auf der 1. Interzonalen Länderkonferenz der VVN vom 15. – 17. März 1947 in Frankfurt am Main mit der Bildung des „Gesamtdeutschen Rates der VVN“. Der Gesamtdeutsche Rat der VVN bestand auch nach der Gründung beider deutscher Staaten 1949 fort, er wurde erst 1951 durch die Bundesregierung verboten.

Die Gelsenkirchener Vereinigung nahm ebenfalls den Namen VVN an. In der Kreisvereinigung Gelsenkirchen bestanden zu der Zeit drei Ortsgruppen in Gelsenkirchen, Buer und Horst sowie zwei Büros in der Horster Straße 18 in Buer und in der Von-Oven-Straße 5 in Gelsenkirchen.

1947/48 errichtetes Denkmal für den antifaschistischen Widerstand auf dem Friedhof Horst-Süd zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der "Roten Ruhrarmee" und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe

1947/48 von der VVN auf dem Friedhof Horst-Süd errichtetes Denkmal für den antifaschistischen Widerstand, zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der „Roten Ruhrarmee“ und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe

Gedenkveranstaltungen und die Schaffung von Gedenkorten nahmen in der Anfangszeit einen breiten Raum ein. Die ersten Denkmäler waren bereits von jüdischen Überlebenden 1947 auf dem wiederhergestellten jüdischen Friedhof in Buer und 1948 auf dem Gelände von Gelsenberg (heute Horster Südfriedhof) für 250 jüdische Ungarinnen und Rumäninnen geschaffen worden. 1947/48 errichtete die VVN auf dem Horster Südfriedhof ihr erstes Denkmal, für den antifaschistischen Widerstand, zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der „Roten Ruhrarmee“ (das ursprüngliche Denkmal war von den Nazis zerstört worden) und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe. Am 10. September 1950 schließlich wurde das Mahnmal für alle Opfer der Nazi-Diktatur der VVN im Stadtgarten Gelsenkirchen der Öffentlichkeit übergeben.

Das Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft im Gelsenkirchener Stadtgarten wurde auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) mit Unterstützung der Stadt errichtet und am 10. September 1950 feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Es wird jährlich während des Ostermarschs und am Antikriegstag besucht.

Das Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft im Gelsenkirchener Stadtgarten wurde auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) mit Unterstützung der Stadt errichtet und am 10. September 1950 feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Es wird jährlich während des Ostermarschs und am Antikriegstag besucht.

Die Bekämpfung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)

Mit dem Kalten Krieg, dem aus der Nazizeit übernommenen Antikommunismus und der Ost-West-Konfrontation veränderte sich das politische Umfeld für die VVN in beiden Teilen Deutschlands.

Am 14./15. April 1951 fand im Hans-Sachs-Haus der „Deutsche Kongress der Widerstandskämpfer, der Opfer des Faschismus und des Krieges“ statt, der sich für die Durchführung einer Volksbefragung gegen die Remilitarisierung und für den Abschluss eines Friedensvertrages aussprach und damit im völligen Gegensatz zur Politik der CDU-geführten Bundesregierung stand. Ein anschließender Schweigemarsch zum Mahnmal im Stadtgarten wurde durch die Polizei aufgelöst. Im Zuge der Auseinandersetzung um die Volksbefragung zur Remilitarisierung verbot die Bundesregierung die VVN, da die Volksbefragung einen Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung darstelle.

Der Gesamtdeutsche Rat der VVN in Frankfurt am Main wurde aufgelöst, der VVN-Landesverband Nordrhein-Westfalen aufgrund der föderalen Struktur der Bundesrepublik dagegen nicht. Als einzige Kreisvereinigung, offenbar wegen des o.g. Kongresses, wurde am 8. April 1952 die VVN Gelsenkirchen aufgelöst, ihre Akten beschlagnahmt und die Büros geschlossen. Sie konnte erst am 8. September 1957 wieder gegründet werden. Dennoch hatte Ende der 1950er Jahre die VVN in der Stadt 267 Mitglieder, 169 in Gelsenkirchen, 72 in Buer und 26 in Horst.

Ein Verbotsantrag der Bundesregierung ab 1959 vor dem Bundesverwaltungsgericht, der die gesamte VVN einschließlich aller Landesverbände und Kreisvereinigungen verbieten sollte, erwuchs sich zum Skandal angesichts der Nazi-Vergangenheit des Senatspräsidenten. Das Verfahren wurde nach einer Änderung des Vereinsgesetzes schließlich 1964 eingestellt. Das schwebende Verbotsverfahren diente jedoch auch in Gelsenkirchen zur Behinderung der Arbeit der VVN durch Polizei und Behörden.

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Der Stein des Anstoßes

Wer in Gelsenkirchen-Rotthausen aufgewachsen ist, für den ist Dahlbusch ein Begriff, obwohl die Zeche Dahlbusch bereits seit 1966 ihre Tore geschlossen hat. Zur Geschichte der Zeche gehören auch die verschiedenen Grubenunglücke. Vor 60 Jahren, im Mai 1955, wurde hier die berühmte „Dahlbuschbombe“ entwickelt, um verschüttete Bergleute zu retten. Zuvor gab es weitere große Grubenunglücke, eines 1950, und eines während des Zweiten Weltkrieges am 23. August 1943. Damals verloren durch eine Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion 34 Bergleute ihr Leben. Die deutschen Toten und ein italienischer Toter wurden in Einzelgräbern am heutigen Denkmal für das 1943er Grubenunglück auf dem Rotthauser Friedhof bestattet, die 17 sowjetischen und ein polnischer Zwangsarbeiter kamen in ein Sammelgrab. 1947 wurden die toten Zwangsarbeiter an den Ostfriedhof umgebettet.

Denkmal zur Erinnerung an die toten Bergleute des Grubenunglücks vom 23. August 1943 auf dem Friedhof Rotthausen

Denkmal zur Erinnerung an die toten Bergleute des Grubenunglücks vom 23. August 1943 auf dem Friedhof Rotthausen

Das noch heute bestehende Denkmal an das 1943er Grubenunglück wurde im November 1949 errichtet. Beiderseits des Weges der auf das Denkmal zuläuft, liegen die Grabstellen für die deutschen Bergleute und den italienischen Bergmann. Einer der Grabkissensteinen (40 x 60 cm) ist unbeschriftet geblieben, da die Witwe ihren Mann auf dem Ückendorfer Friedhof beerdigen ließ.

Der Gelsenkirchener Klaus Brandt beschäftigt sich seit 2012 mit diesem Denkmal. Er kritisiert, dass die Grabgestaltung die damaligen „Ostarbeiter“ unterschlägt und schlägt vor, auf dem unbeschriftet gebliebenen Grabkissenstein an die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion und Polen zu erinnern.

Grabstellen der toten Bergleute des Grubenunglücks vom 23. August 1943 auf dem Friedhof Rotthausen

Grabstellen der toten Bergleute des Grubenunglücks vom 23. August 1943 auf dem Friedhof Rotthausen

Nachdem er sich mit dem Eigentümer des Denkmals verständigt und einen Kostenvoranschlag von einem Steinmetz eingeholt hat, wandte er sich an Gelsendienste mit seinem Antrag. Er schlug folgenden Text vor: „AUCH ACHTZEHN ZWANGSARBEITER AUS OSTEUROPA WURDEN OPFER DES UNGLÜCKS. ZU NAZIZEITEN ZÄHLTEN SIE NICHT ZU DEN KAMERADEN. SIE GALTEN ALS UNTERMENSCHEN. GELSENKIRCHENER BÜRGER WIDMEN IHNEN DIESEN STEIN ALS ZEICHEN DES GEDENKENS UND DER MITVERANTORTUNG.“

Der unbeschriftet gebliebene Grabkissenstein

Der unbeschriftet gebliebene Grabkissenstein

Mit Datum vom 23. März 2015 erhielt er u.a. zur Antwort: „Wegen der Größe der Grabplatte und der von der Stadt Gelsenkirchen gepflegten Erinnerungskultur, die auf eine sachliche Aufklärung zum Thema Nationalsozialismus setzt, halte ich folgenden Text für angemessen: ‚Auch achtzehn Zwangsarbeiter aus Osteuropa wurden Opfer des Unglücks. Gelsenkirchener Bürger widmen ihnen diesen Stein als Zeichen des Gedenkens und der Mitverantwortung'“.

Klaus Brandt (links im Bild) mit August Bebel und Andreas Jordan während der Antikriegstagsveranstaltung 2014

Klaus Brandt (links im Bild) mit August Bebel und Andreas Jordan während der Antikriegstagsveranstaltung 2014

Damit ist Klaus Brandt allerdings nicht einverstanden und wandte sich zuerst an die Gelsenkirchener VVN-BdA, die seinen Textvorschlag inhaltlich unterstützt, und jetzt mit einem Bürgerantrag nach § 24 der Gemeindeordnung an die Bezirksvertretung Süd, um doch noch den von ihm gewünschten Text auf dem leeren Grabkissenstein zu sehen. Unter anderem argumentiert er, dass eine sachliche Aufklärung nicht zugleich auch einen Mangel an Affekt bedeuten müsse und fragt: „Ist es unsachlich, Nazis Nazis zu nennen? Ist es unwürdig, an dem Ort der die Opfer mit dem P und dem OST aus den ‚von uns gegangenen Kameraden‘ aussondert, an diese Aussonderung mit klaren Worten zu erinnern?“

Supplement

Der Antrag wurde in der Bezirksvertretung Süd abgelehnt.

Nach dem rechten Übergriff! Wie weiter gegen Rechts in Gelsenkirchen?

Die neuerlichen Hakenkreuz-Schmierereien an Hausfront und Eingangstür der Jordans haben – auch über Gelsenkirchen hinaus – viel Staub aufgewirbelt. Doch was wird sich ändern, wenn der Staub sich wieder gelegt hat? Ich vermute mal: nichts!

Berichte und Papier-Solidaritätsbekundungen gab es als wohlfeile Dutzendware. Die örtliche WAZ, die Aktuelle Stunde des WDR und das Regionalfenster NRW von SAT 1 berichteten über den Vorfall und machten ihn überregional bekannt. Die Bezirksvertretungen Nord und West haben einstimmig eine Resolution verabschiedet, auch Die Linke hat sich am 3. Juni empört gezeigt, solidarisch erklärt und wünscht „…, dass es gelingen wird, die Täter zu überführen und zur Rechenschaft zu ziehen.“ Das Bündnis gegen Krieg und Faschismus hat sich nicht nur auf dem Papier solidarisch erklärt, sondern in beiden Fällen die Hakenkreuz-Schmierereien übermalt; zu den aktiven Malern gehörten übrigens beide Male der Fraktionsvorsitzende der Linken und der Vorsitzende der DKP Gelsenkirchen.

Beseitigung der Hakenkreuz-Schmierereien am 25. April 2015 durch das "Bündnis gegen Krieg und Faschismus"

Beseitigung der Hakenkreuz-Schmierereien am 25. April 2015 durch das „Bündnis gegen Krieg und Faschismus“

Möglicherweise habe ich die eine oder andere Solidaritätsbekundung übersehen. Nicht gefunden habe ich dagegen trotz aktiver Suche irgendeine Reaktion der „Demokratischen Initiative“. In der DI, in Langform „Demokratische Initiative gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie – Gelsenkirchen“, haben sich, so erfährt man, wenn man auf der Seite der Stadt Gelsenkirchen intensiv sucht, 1992 „demokratische Parteien, Kirchen, karitative Einrichtungen, Gewerkschaften und weitere Gruppen zusammengeschlossen, um für ein demokratisches Miteinander in unserer Stadt einzutreten“. Insgesamt 23 Organisationen haben sich hier unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Frank Baranowski zusammengefunden. Zuletzt hatte die DI zur Teilnahme an der Veranstaltung der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde am 1. Mai 2015 gegen den Aufmarsch der Partei „Die Rechte“ auf dem Rotthauser Ernst-Käsemann-Platz aufgerufen.

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“

Kenner der örtlichen Verhältnisse wissen natürlich um Auseinandersetzungen vor Ort. So hat sich z.B. die Stadt Gelsenkirchen für ein Erinnerungskonzept namens „Erinnerungsorte“ ausgesprochen, vorgeblich unterstützt durch bürgerschaftiches Engagement der „Demokratischen Initiative“, organisiert und durchgeführt durch das städtische Institut für Stadtgeschichte (ISG) und präsentiert in Form von Erinnerungsortetafeln an Hauswänden geschichtlicher Orte, an Denkmalen etc. Wie viel tatsächliches bürgerschaftliches Engagement darin steckt, lasse ich mal dahingestellt sein. Daneben steht die privat durch den Verein Gelsenzentrum e.V., „Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen“ und dessen Projektgruppe Stolpersteine organisierte Verlegung von Stolpersteinen in Gelsenkirchen. Die Verlegung von Stolpersteinen wird unterschiedlich beurteilt, auch in Gelsenkirchen. Die Ablehnung des Engagement von Gelsenzentrum e.V. ging offenbar so weit, dass Andreas und Heike Jordan, die Protagonisten des Gelsenzentrums, Hausverbot in der Synagoge in Gelsenkirchen erhielten. (Nachtrag: Das Hausverbot wurde inzwischen stillschweigend wieder aufgehoben.) Diese Form der Auseinandersetzung ist nicht nur überaus bedauerlich, sondern schädlich, wenn man gemeinsam gegen Rechtsextremismus arbeiten will.

Stolpersteinverlegung am 28. Februar 2012 - im Bild u.a. Heike Jordan und Oberbürgermeister Frank Baranowski

Stolpersteinverlegung am 28. Februar 2012 – im Bild u.a. Heike Jordan und Oberbürgermeister Frank Baranowski

Schwierig gestaltet sich auch die Zusammenarbeit bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Es ist kein Zufall, dass es angesichts des geplanten Aufmarsches der „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 in Gelsenkirchen kein gemeinsames Bündnis „Gelsenkirchen stellt sich quer“ wie in benachbarten Städten gab, in der auch weltanschaulich unterschiedliche Organisationen zusammenarbeiten dürfen. Stattdessen organisierten örtliche Organisationen in Gelsenkirchen-Rotthausen auf dem Ernst-Käsemann-Platz ein Freundschafts- und Kulturfest, an das sich die Demokratische Initiative „anhängte“ und zur Teilnahme aufrief. Ein Bündnis aus Jugendorganisationen bildete das Bündnis „G-E-blockt“ mit dem Ziel, Sitzblockaden durchzuführen. Das seit 2011 bestehende Antikriegstagsbündnis benannte sich zum „Bündnis gegen Krieg und Faschismus“ um und meldete eine Kundgebung direkt an der Stadtgrenze Essen-Gelsenkirchen an. Im letzteren sind neben Mitglieder der Die Linke, der DKP, der Piraten und der VVN-BdA auch Mitglieder von AUF/MLPD, die für weite Teile des Gelsenkirchener Establishments ein dunkelrotes Tuch sind. Bereits zum Antikriegstag 2014 war der örtliche DGB, der nach untätigen Jahren mal wieder zu einer örtlichen Antikriegstagsveranstaltung aufrief, nicht zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit unserem Bündnis bereit.

Veranstaltung zum Antikriegstag am 1. September 2011 – im Bild die Sprecherin der Gelsenkirchener Linke, Ayten Kaplan

Veranstaltung zum Antikriegstag am 1. September 2011 – im Bild die Sprecherin der Gelsenkirchener Linke, Ayten Kaplan

Wer sich an die Geschichte vor 1933 erinnert (oder sogar aus eigenem Erleben zurückerinnert), sollte wissen, dass die Spaltung der Gegner es den Nazis besonders leicht gemacht hatte, stark zu werden und schließlich ihr verbrecherisches Regime zu errichten. Diese Voraussetzung für einen Wiederaufstieg von Rechtsextremisten ist leider vorhanden – auch in Gelsenkirchen.

Erneut Nazi-Schmierereien in Horst übermalt – Breite Solidarität für die Jordans

Screenshot Gelsenblog

Screenshot des Gelsenblog-Artikels

Nachdem in der Nacht vom 21. auf den 22. April zum zweiten Mal Tür und Hausfront in der Devensstraße 111 in Gelsenkirchen-Horst zur Zielscheibe von Nazi-Schmierfinken geworden ist, haben Vertreter des Bündnisses gegen Krieg und Faschismus zum zweiten Mal Hakenkreuze und Beleidigungen übermalt und ihre praktische Solidarität gezeigt.

Wie Gelsenblog hier berichtet, haben die gegen das Ehepaar Heike und Andreas Jordan gerichteten Anschläge weit über Gelsenkirchen hinaus für Empörung – und Solidarität gesorgt. Nach der WAZ am 27.05.2015 berichteten die Aktuelle Stunde und SAT 1 am 28.05.2015. Die Bezirksvertreteung Nord verabschiedete am 28.05.2015 einstimmig eine von Karl Henke (Bündnis 90/Die Grünen) vorgeschlagene Resolution.

Tomas Grohé (Die Linke) will eine ähnliche Resolution am Dienstag in die Bezirksvertretung West einbringen. Klaus Brandt schlägt in einem bislang nicht veröffentlichten Leserbrief an die WAZ eine „starke symbolische Aktion“ durch die „Bürgerschaft und ihr Establishment“ vor. An desssen Durchführung lässt sich allerdings angesichts der Schwerfälligkeit des in der „Demokratischen Initiative“ zusammengeschlossenen Gelsenkirchener „Establishment“ zweifeln.

Das Bündnis gegen Krieg und Faschismus, das sich aus Anlass des Aufmarsches der „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 gebildet hat, erklärt in seiner aktuellen Pressemitteilung u.a.: „Unserer letzten Pressemitteilung ist im Übrigen nichts hinzuzufügen: Wir fordern erneut und eindringlich alle politisch Verantwortlichen und insbesondere auch die Gelsenkirchener Polizeipräsidentin Heselhaus-Schröer dringend auf sich aktiv dafür einzusetzen, dass sich die gewalttätige Nazi-Szene in GE nicht weiter etabliert. Gelsenkirchen darf kein zweites Dortmund werden, wo es häufig zu tätlichen Übergriffen von Neo-Nazis auf Migranten und Antifaschisten kommt. Der Abgeordnete der Partei ‘Die Rechte’ im Dortmunder Stadtrat startete sogar schon eine Anfrage nach der Anzahl der Juden in Dortmund.“