Archiv für den Monat Juni 2022

Antifaschistinnen und Antifaschisten feiern das 75jährige Jubiläum der VVN-BdA NRW

Jubiläumsfeier der VVN-BdA NRW – unter anderem mit der „Microphone Mafia“. Alle Fotos in der Fotogalerie unten.

Gut ist sie geworden, die Jubiläumsfeier der Landesvereinigung NRW der VVN-BdA. Eigentlich hatte sie schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen, doch die Einschränkungen der Corona-Pandemie machten den Planungen trotz Veränderungen einen Strich durch die Rechnung und erzwangen eine Verschiebung. Doch nicht nur zeitlich wurde die Veranstaltung um ein halbes Jahr verschoben, auch örtlich vom Zentrum Altenberg in Oberhausen zur Färberei e.V. nach Wuppertal-Oberbarmen.

Meine letzten Erfahrungen mit dem Wuppertaler Hauptbahnhof waren nicht die besten, doch inzwischen fährt die S9 über den Wuppertaler Hauptbahnhof hinaus bis Oberbarmen – und sogar pünktlich. So kam ich nach einer unkomplizierten Anreise rechtzeitig am heutigen 12. Juni 2022 in Oberbarmen an, um mich am Aufbau, der bereits in den letzten Zügen lag, fotografisch zu beteiligen.

Achtung Baustelle! Hier mit Falk Mikosch und Christa Bröcher.

Unter dem Slogan „Antifaschismus und Frieden sind alternativlos!“ startete um 11 Uhr das vielseitige Programm und bot Raum für viele Begegnungen und Gespräche, auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Mit den beiden Stücken „Mein Vater wird gesucht“ und „Solang die Mörder leben auf der Welt“ wurden die ersten Gäste begrüßt. Anschließend präsentierten Beate Kuhlmann und Horst Winstermann mit „Talking Jazz“ angenehme Jazz-Musik, der man zuhören oder während der man der sich auch unterhalten konnte, eine Gelegenheit, die von vielen genutzt wurde.

Hörenswert: Talking Jazz.

Nach dem Grußwort des Bürgermeisters Fragemann ließ Landessprecher Falk Mikosch einige Streiflichter aus 75 Jahren VVN aufleuchten. Anschließend gratulierte er gemeinsam mit mir drei langjährigen Mitgliedern, den beiden anwesenden Christa Bröcher und Ulrich Sander wurden eine Ehrenurkunde und als Buchpräsent „Albert Funk“ überreicht, die Ehrung für die hochbetagte aber rüstige Hannelore Merten werden Falk und ich in ihrem Altenheim nachholen. Last but not least hob Ulrich Schneider in seiner Doppelfunktion als Bundesprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der FIR die Bedeutung der Landesvereinigung NRW hervor. Mit der Microphone Mafia trat „die einzige Mafia, die die Welt braucht“ auf (allerdings nun ohne die verstorbene Esther Bejarano), die Veranstaltung beschloss der wortwitzige Poetry Slammer Sulaiman Masomi.

Die Jubiläumsschrift: 75 Jahre auf fast 500 Seiten.

Jedes anwesende Mitglied erhielt einen Band der Jubiläumsschrift „75 Jahre VVN-BdA NRW“, das die zum 50jährigen Jubiläum erschienenen Streiflichter mit einer fortgeführten Ereignisgeschichte der letzten 25 Jahren verband. Auf fast 500 Seiten findet man alles Wissenwerte über die Geschichte der nordrhein-westfälischen NRW. Allen Mitarbeitenden an diesem Werk sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihre Mühe gedankt.

Und hier die Fotogalerie

Gunter Demnig verlegt auch 2022 weitere Stolpersteine

Ein Blick in den Wagen von Gunter Demnig mit den für die Verlegungen vorbereiteten Stolpersteine. (Archivbild 2016).

Das größte und dezentrale Denkmal der Welt wächst weiter – auch in Gelsenkirchen. Seit 2009 kommt der Kölner Bildhauer und Aktionskünstler Gunter Demnig nun in unsere Stadt, um auch hier weitere Stolpersteine zu verlegen. Jeder einzelne Stolperstein erinnert am letzten, frei gewählten Wohnort an einen von den Nazis verfolgten oder ermordeten Menschen. Nur wenige konnten durch Flucht ihr Leben retten, die meisten wurden unter unsäglichen Bedingungen ermordet.

Zu den bisher 265 in Gelsenkirchen verlegten Stolpersteinen kommen nun 18 weitere hinzu, die ein kleines Mosaikbild der faschistischen Politik zeigen. Neben Demnig, der die Verlegung durchführt, Gästen, Stolperstein-Patinnen und Paten nimmt auch eine Schülerinnen-und-Schüler-Gruppe der Gesamtschule Berger Feld teil. Organisiert von der Arbeitsgruppe Stolpersteine des Vereins Gelsenzentrum, ist die folgende Verlegereihenfolge geplant, zu der die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist. Für Interessierte gilt es, ein Zeitfenster von ± 20 Minuten zu den genannten Uhrzeiten einzuplanen. Es gelten bei den kleinen Verlegezeremonien die jeweils aktuellen Corona-Richtlinien.

Samstag 11. Juni 2022

14.30 Uhr Mühlenstr. 5-9, Norman C. Cowley

15.15 Uhr Emscherstr. 41, Jürgen Sommerfeld

16.00 Uhr Hauptstr. 16, Lore Grüneberg

16.30 Uhr Gildenstr. 7, Ehepaar Ida u. Josef Schlossstein

17.00 Uhr Bahnhofstr. 55-65, Dr. Alfred Alsberg

17.30 Uhr Von-Der-Recke-Str. 11, Ida Reifenberg

17.45 Uhr Husemannstr. 39, Familie Leibisch Grün

Dienstag, 14. Juni 2022

10.00 Uhr Vera Polyakova, Dessauerstr. 72

10.40 Uhr Ehepaar Meyer, Florastr. 166

Warum wir keine „neue“ Friedensbewegung brauchen!

Die Entstehung der Friedenstaube. Archivfoto der Friedensdemonstration 2014 zur Ukraine (Foto: Andreas Jordan)

Anfang April kurz vor dem diesjährigen Ostermarsch, erhielt ich den Aufruf „Für eine neue Friedensbewegung gegen jede imperialistische Aggression!“ Darin fordert das Internationalistische Bündnis, das heißt MLPD & Freunde, eine „Front“ aufzubauen „um einen 3. Weltkrieg zu verhindern!“ Zugleich wird die bestehende Friedensbewegung diffamiert. So heißt es weit unten im Text: „Denn die alte Friedensbewegung ist gescheitert, weil sie sich überwiegend auf die Seite Russlands geschlagen hat.“

Ich kann mich noch gut an die Friedensbewegung der 1980er Jahre erinnern, die breit und bunt war und in der hunderttausende Menschen gegen die NATO-Nachrüstung demonstrierten. Die Motive und Weltanschauungen der Friedensbewegten damals waren unterschiedlich, und das war der Schlüssel für eine breite Bewegung. Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen, Pazifisten und viele andere unterschiedliche Menschen demonstrierten gemeinsam gegen die Politik der Nachrüstung, die die SPD mit Helmut Schmidt begonnen und die CDU mit Helmut Kohl fortgesetzt hatte.

Die Breite dieser Friedensbewegung ist verloren gegangen, heute ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die beiden ehemaligen Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt sich nicht mehr im geteilten Deutschland gegenüberstehen und viele Menschen hier sich nicht mehr direkt betroffen fühlen. Der Warschauer Pakt hat sich nach 1990 aufgelöst und die NATO sich nach Osteuropa ausgedehnt und zahlreiche ehemalige Staaten des Warschauer Paktes aufgenommen. Diese Politik wird aus den Reihen der Friedensbewegung aus verschiedenen Gründen kritisch gesehen. Daraus den Schluss zu ziehen, sie hätte sich überwiegend auf die Seite Russlands geschlagen und sei deswegen gescheitert, ist in doppelter Hinsicht falsch.

Abgesehen von diesem Detail, der die bestehende Friedensbewegung im Gleichschritt mit zahlreichen Mainstreammedien unter der Hand als „Putinversteher“ diffamiert und spaltet statt zusammenzuführen, bietet der gesamte Aufruf mit seinen ideologischen Scheuklappen und einer in Teilen antiqierten Sprache, die aus den Arbeiterkämpfen der letzten beiden Jahrhunderten stammt, keine Basis für eine breite und bunte Friedensbewegung im 21. Jahrhundert, sondern nur für eine der vielen Organisationen im Umkreis der MLPD, also für ihr selbstgewähltes Ghetto. Das ist schade, denn angesichts der bekannten und im Aufruf beschriebenen Entwicklung ist eine breite und bunte Friedensbewegung so nötig wie nur irgendwas.