Archiv für den Monat März 2016

Ostermarsch-Empfang im Stadtgarten

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen

Wie schon in den letzten Jahren organisierte auch in diesem Jahr wieder das Friedensforum Gelsenkirchen den Empfang des Ostermarsches Rhein-Ruhr.

Aufgrund des Regenwetters wurde der Kaffee- und Kuchenstand nicht am gewohnten Platz, sondern auf der überdachten Bühne aufgebaut. Da die letzten Veranstalter nicht ordentlich sauber gemacht hatten, hatten wir zunächst die Bühne gefegten und ein paar Glasscherben vom Platz eingesammelt. Und glücklicherweise besserte sich das Wetter im Laufe des Vormittags, schließlich kam sogar vereinzelt die Sonne hervor.

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen (Foto: Martin Gatzemeier)

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 – Ankunft des Fahradkorsos im Stadtgarten Gelsenkirchen (Foto: Martin Gatzemeier)

Zu den Info-Ständen des Friedensforums und der Gelsenkirchener VVN-BdA, die unter einem Pavillion ihren Platz fanden, den die örtliche Linkspartei dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatten, gesellten sich noch Infostände der Die Linke und von Bündnis 90/Die Grünen, die einträchtig nebeneinander standen. Die MLPD war dieses Mal mit keinem Stand, sondern nur mit einem Transparent vertreten.

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen (Foto: Martin Gatzemeier)

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 – Gang zum Mahnmal (Foto: Martin Gatzemeier)

Trotz des angekündigten Regens erschienen viele Besucher. Bis der Fahrradkorso aus Essen eintraf, gab es genügend Gelegenheiten, sich zu unterhalten. Nach dessen Ankunft, und nachdem sich alle gestärkt hatten, ging es wie in jedem Jahr zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Dort erinnerte zunächst Ulla Möllenberg an den jüngst verstorbenen Werner Cichowski. Knut Maßmann sprach anschließend im Namen der VVN-BdA Gelsenkirchen über die Bedeutung von Mahnmalen gerade in der heutigen Zeit. Es folgte, gesungen von einem achtköpfigen Chor, das Lied „Es brennt!“

Chor zum Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 vor dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Chor zum Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 vor dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Während sich der Ostermarsch auf den Weg zur nächsten Etappe in Bochum-Wattenscheid machte, begann für das Friedensforum und die anderen Infostände das Aufräumen.

Supplement
Aus dem Bericht der Gelsenkirchener Die Linke: „Gegen Mittag begrüßten die Demonstranten den aus Essen kommenden Fahrradkorso der Ostermarschierer und legten gemeinsam am Mahnmal (…) Blumen für die Opfer von Krieg und Faschismus nieder. Knut Maßmann von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten forderte in seiner Ansprache die aktive Zurückdrängung militaristischer und rechtsradikaler Umtriebe und äußerte sich am Beispiel des offiziell zum Denkmal erhobenen NS-Schwertes auf dem Schalker Verein kritisch zur Gelsenkirchener Gedenkstättenpolitik.“

Rede zum Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen

Für den Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 geschmücktes Mahnmal für die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Für den Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 geschmücktes Mahnmal für die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Rede von Knut Maßmann für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Gelsenkirchen

Liebe Friedensfreundinnen und liebe Friedensfreunde,

wie in jedem Jahr stehen wir am Ostersonntag vor dem Mahnmal für alle Opfer des Faschismus hier im Stadtgarten. Mahnmale und Denkmale sind wichtig, um die Erinnerung an die Zeit des Faschismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und vor seiner Wiederkehr zu warnen. Eine Wiederkehr, die nicht ausgeschlossen ist.

Die ersten Denkmale für die Opfer des Faschismus in Gelsenkirchen wurden von jüdischen Überlebenden errichtet: 1947 auf dem wiederhergestellten jüdischen Friedhof in Gelsenkirchen-Buer. 1948 auf dem Horster Südfriedhof zur Erinnerung an 250 jüdische Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn und aus Rumänien, die nicht in den Schutzbunker durften und aus diesem Grund Opfer eines Luftangriffes geworden sind.

Ebenfalls 1948 folgte auf dem Horster Südfriedhof ein von der VVN errichtetes Denkmal für die 1944 ermordeten Mitglieder der antifaschistischen Zielasko-Gruppe. Es erinnert auch an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der Roten Ruhrarmee und steht an der Stelle eines von den Nazis zerstörten früheren Denkmals.

Das große Mahnmal, welches ihr hinter meinem Rücken seht, wurde ebenfalls von der VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, und mit Unterstützung der Stadt Gelsenkirchen errichtet. Es wurde am 10. September 1950, dem damals üblichen Gedenktag für die Opfer des Faschismus, feierlich der Öffentlichkeit und der Obhut der Stadt übergeben.

„Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ war die Lehre nach 1945. Doch was ist von dieser Lehre heute noch übrig geblieben?

Wir leben wieder in einem Land, das sich an Kriegen in aller Welt beteiligt. Stand Februar diesen Jahres befinden sich 3.000 bewaffnete Soldatinnen und Soldaten in mehr als 10 Staaten, im Mittelmeer und am Horn von Afrika im militärischen Einsatz.

Wir leben wieder in einem Land, in dem Rassismus und völkisches Gedankengut offen auftreten.
Wir müssen erleben, wie Flüchtlingsheime angezündet werden und der grölende Mob nicht nur mit unverhohlener Freude Beifall klatscht, sondern – wie in Bautzen – die Feuerwehr vom Löschen abhält.
In einer sächsischen Kleinstadt wurde über Stunden ein Bus mit Flüchtlingen blockiert, ohne dass die Polizei eingreift.

Die Polizei dagegen probt neue Einsatztechniken gegen Antifa-Demos. Ja, ihr habt richtig gehört. In diesem Monat probten rund 400 Beamte verschiedener Hundertschaften auf der Zeche Westerholt neue Einsatztechniken gegen eine Antifa-Demo, um Randalierer und Gewalttäter aus der Menge zu isolieren.

Nach Angaben des Bundeskriminalamts wurden bis Februar diesen Jahres bereits 151 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und ihre Bewohner gezählt. Das sind im Durchschnitt fast 3 Angriffe pro Tag. Dagegen wird nicht geprobt.

Eine Wortführerin von PEGIDA lobt den „Mut der Bürger“. Vertreter der AfD fordern „Grenzen zu und Feuer frei“. Die Politik kommt den Rechten entgegen, diskutiert Obergrenzen und Lager, beschließt Verschärfungen des Asylrechts und verkündet neue, vermeintlich sichere Herkunftsländer.

Auch im Gelsenkirchener Stadtparlament sitzen drei Vertreter der AfD. Sie agieren mit der rechtsextremen ProNRW* gemeinsam und machen deutlich, wo sie politisch stehen. Nämlich Rechtsaußen!

Zu Beginn meiner Rede sagte ich, Mahnmale und Denkmale sind wichtig, um die Erinnerung an die Zeit des Faschismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und vor seiner Wiederkehr zu warnen. Eine Wiederkehr, die nicht ausgeschlossen ist.

Auch 2015 wurde in Gelsenkirchen ein Denkmal der Öffentlichkeit übergeben. Allerdings kein antifaschistisches Denkmal, sondern im Gegenteil, ein Denkmal in kriegsverherrlichender und faschistischer Ästhetik. Ein 5 Meter hohes, lorbeergeschmücktes Schwert aus Gussstahl, angebracht an einer 6 Meter hohen Granitstele. Ein steil aufgerichteter Kriegsphallus.

Ursprünglich war er von den Nazis am 1. Mai 1937 auf dem Gelände des Schalker Vereins pompös eingeweiht worden. Mit der Inschrift „Sie starben für Deutschland“ stellten die Nazis die im Ersten Weltkrieg gefallenen Werksangehörigen in den Dienst ihrer innenpolitischen Kriegsvorbereitung. Einen Krieg, den wir heute unter dem Namen Zweiter Weltkrieg kennen und in dessen Schatten Vernichtungskrieg und Holocaust stattfanden.

Nach dem Verkauf des Schalker Vereins vor einigen Jahren und während der Umgestaltung des früheren Werksgeländes wurde das Nazi-Schwert wiederentdeckt. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt und kurz vor dem 9. November 2015 an einen öffentlichen Weg umgesetzt. Hinzu kamen ein Stein mit der einfallslosen Inschrift „Die Toten mahnen zum Frieden“ und einer den historischen Hintergrund erläuternden Tafel. Doch weithin sichtbar bleibt der steil aufgerichtete Kriegsphallus der Nazis.

Dagegen fordert die Gelsenkirchener VVN eine öffentliche Diskussion und die Umgestaltung in ein antifaschistisches Denkmal. Gerade auf dem Gelände des Schalker Vereins bietet sich die Thematisierung von Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit, Widerstand und Bombenkrieg an, um aus der Geschichte zu lernen, dass und warum sie sich nicht wiederholen darf.
Etwas, das ist in unserer Zeit nötiger ist denn je!

Vielen Dank fürs Zuhören!

*mündlich erläutert: Pro NRW Gelsenkirchen hat sich Pro Deutschland angeschlossen, an der rechtsextremen Ausrichtung hat das nichts geändert.

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 im Stadtgarten Gelsenkirchen (Foto: Martin Gatzemeier)

Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 – Knut Maßmann spricht für die VVN-BdA am Mahnmal (Foto: Martin Gatzemeier)

Ostermarsch-Empfang wieder im Stadtgarten

Ostermarsch 2011 im Gelsenkirchener Stadtgarten

Ostermarsch 2011 im Gelsenkirchener Stadtgarten

Wie in jedem Jahr wird auch dieses Mal wieder am Ostersonntag im Stadtgarten Gelsenkirchen der Empfang des aus Essen kommenden Ostermarsches stattfinden.

Nach dem Auftakt auf dem Essener Willy-Brandt-Platz wird der Fahrradkorso hier um 11.40 Uhr erwartet. Das Friedensforum wird die Teilnehmer wieder mit Kaffee und Kuchen bewirten. Im Anschluss an die Kundgebung vor dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus wird der Ostermarsch Rhein-Ruhr 2016 um 12.25 Uhr seinen Weg über Wattenscheid (Friedenskirche/August-Bebel-Platz) und Herne (Kreuzkirche) nach Bochum (Bahnhof Langendreer) fortsetzen. Das zentrale Thema in diesem Jahr sind Kriege als Fluchtursachen.

Werner ist tot – ein Nachruf

Werner Cichowski (v.l.n.r.) 2011 beim Ostermarsch im Stadtgarten Gelsenkirchen, 2009 in Berlin bei der DGB-Demo für ein soziales Europa mit einer "roten Banane" vor dem Reichstagsgebäude , 2014 bei der Antikriegstagskundgebung auf dem Preuteplatz in Gelsenkirchen mit der VVN-BdA-Fahne und 2009 beim Wahlkampf für Die Linke Alternative im Gelsenkirchener Norden unterwegs.

Werner Cichowski (v.l.n.r.) 2011 beim Ostermarsch im Stadtgarten Gelsenkirchen, 2009 in Berlin bei der DGB-Demo für ein soziales Europa mit einer „roten Banane“ vor dem Reichstagsgebäude , 2014 bei der Antikriegstagskundgebung auf dem Preuteplatz in Gelsenkirchen mit der VVN-BdA-Fahne und 2009 beim Wahlkampf für Die Linke Alternative im Gelsenkirchener Norden unterwegs.

Die Gelsenkirchener VVN-BdA trauert um eines ihrer ältesten Mitglieder. Werner Cichowski ist am Freitag, 18. März 2016 im Alter von 84 Jahren verstorben. Wir werden ihn vermissen!

Heute vormittag, ich war gerade auf dem Weg zu unserem Infostand anlässlich des diesjährigen Ostermarsches, erreichte mich telefonisch die Nachricht von seinem Tod. Nun kommt der Tod für einen 84jährigen nicht „plötzlich und unerwartet“, wie es bisweilen klischeehaft in Todesanzeigen heißt, doch überraschend kam die Nachricht allemal.

Kennengelernt habe ich Werner vor gut 10 Jahren. Ich war 2004 angesichts der unsozialen Politik der rotgrünen Bundesregierung in die PDS eingetreten, allerdings ohne die Absicht, mich dort persönlich zu engagieren. Es war Werner, der mich mit seinem persönlichen Einsatz zu eigenem Engagement bewegte. Ich erinnere mich an ihn, wie er neben mir auf dem Sofa sitzt, sich an meiner Bücherwand erfreut und eine Unterschrift für den Wahlantritt der PDS einsammelt. Ich erinnere mich an gemeinsame  Infostände zur Landtagswahl 2005 auf der Bahnhofstraße, an einen Werner, der zugleich ungeduldig und gelassen war.

Antikriegstag 2015, das neue Transparent der Gelsenkirchener VVN-BdA, gehalten mit Unterstützung aus der örtlichen Linkspartei (links Ingrid Remmers)

Antikriegstag 2015, das neue Transparent der Gelsenkirchener VVN-BdA (rechts am Transparent: Werner Cichowski)

Im Juli 2015 führte ich ein langes Interview mit ihm. Anlass war das 70 Jahre zurückliegende Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung Europas von den Nazis. Werner erzählte wie ihm der Schnabel gewachsen war über seine Kindheit, die Zeit der Kinderlandverschickung in Bayern, die abenteuerliche Rückkehr nach Gelsenkirchen und die frühe Nachkriegszeit. Am 18. Dezember 1931 in Gelsenkirchen geboren, lernte er seinen Vater, der 1937 auf Consol tödlich verunglückte, kaum kennen. Er war das älteste Kind, neben einem Bruder und einer Schwester, und fühlte sich für die Familie verantwortlich.

Als ich ihn kennenlernte, lag diese Zeit bereits lange zurück. Werner lebte zu diesem Zeitpunkt alleine und sehr selbständig, er las viel, er diskutierte gerne, und nutzte auch in seinem hohen Alter unbefangen die Informationsmöglichkeiten des Internets. Er ließ sich niemals die eigene kritische Meinung nehmen und nahm kein Blatt vor dem Mund, wenn es ihm wichtig war. Für viele war er sicherlich unbequem. Werner war trotz seines Alters aktiv und lebendig – und so wird er mir in Erinnerung bleiben.

Werner Cichowski bei der Demonstration "umFAIRteilen" am 29. September 2012 in Bochum

Werner Cichowski bei der Demonstration „umFAIRteilen“ am 29. September 2012 in Bochum – ein von ihm gewünschtes Foto

Zur Erinnerung an Theo Gaudig (1904-2003)

Selbstportrait Theo Gaudigs an der Drehbank, Januar 1928 als Titelbild der "Arbeiter Illustrierten Zeitung" (AIZ), hier für die Buchveröffentlichung 1997 wiederverwendet.

Selbstportrait Theo Gaudigs an der Drehbank, Januar 1928 als Titelbild der „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ), hier für die Buchveröffentlichung 1997 wiederverwendet.

Aus Anlass des 71. Jahrestages der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in Thüringen organisieren die DGB-Jugend Mülheim-Essen-Oberhausen und die VVN-BdA Essen am 16./17. April eine Fahrt nach Buchenwald und Weimar. Im Rahmen des Besuchsprogramms wird zum Gedenken an den antifaschistischen Widerstandskämpfer, KZ-Häftling und tausenden Essenern als Zeitzeuge bekannten Theo Gaudig in der Nähe der Gedenkstätte Buchenwald ein Baum gepflanzt.

Theo Gaudig, am 20. Mai 1904 in eine Essener Arbeiterfamilie hinein geboren, lernte nach einer Lehre als Dreher die Unsicherheiten eines Arbeiters in den 1920er Jahren am eigenen Leib kennen. Er erlebte Zeiten von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, engagierte sich gegen die französische Ruhrbesetzung, im Jugendverband der KPD sowie als Arbeiterfotograf. Mit einem Selbstportrait an der Drehbank schaffte er es auf die Titelseite der „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ).

1928 ging er nach Rumänien, um die dort verbotenen Kommunisten zu unterstützen und wurde zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er überlebte ein Erdbeben, welches das rumänische Gefängnis zerstörte und wurde 1942 nach der Verbüßung der Strafe von den Nazis in das KZ Buchenwald gebracht. Nach der Befreiung des Lagers nach Essen zurückgekehrt, erfährt er, dass die Nazis seinen Vater Otto Gaudig noch am 13. April 1945 in der Wenzelnberg-Schlucht ermordet hatten. Endlich kann er – mit 15jähriger Verspätung – seine langjährige Freundin Maria Burger heiraten.

Anfang der 1970er Jahre lernt der Essener Historiker Ernst Schmidt („Lichter in der Finsternis“) Theo Gaudig kennen. Gaudig engagiert sich beim Aufbau eines Archivs der Essener Arbeiterbewegung und der Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945“ in der Alten Synagoge Essen sowie als Zeitzeuge, der Schülerinnen und Schüler seine erlebte Geschichte nahebringt und Tausende durch die Ausstellung führt. Noch 1998 erlebte ich ihn als hochbetagten Zeitzeuge in einem Seminar der Universität-Gesamthochschule Essen. Theo Gaudig starb nach einem langen Leben im Jahre 2003.

Foto aus der Ausstellung "Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945" der 1980er Jahre in der Alten Synagoge Essen

Foto aus der inzwischen verschwundenen Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945“ der 1980er Jahre in der Alten Synagoge Essen (Quelle: Stadtbildstelle)

Zur Vorbereitung der Fahrt laden die DGB-Jugend und die VVN-BdA alle Interessierten zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung am 15. März 2016 um 17 Uhr in das Essener Gewerkschaftshaus in der Teichstr. 4 in 45127 Essen ein. Ein Film und eine Lesung vermitteln ein Bild Theo Gaudigs. Die DGB-Jugend legt großen Wert darauf, dass viele Jüngere an der Veranstaltung und der Fahrt teilnehmen. Jan Mrosek, DGB-Jugendbildungsreferent dazu: „Gerade in der heutigen Zeit, wo Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wieder stärker werden, ist es umso wichtiger die Geschichte von früher zu erzählen und für junge Menschen greifbar zu machen. Wir müssen als Jugend sprachfähig sein, um heute gegen Hass und Ausgrenzung anzukämpfen.“ Wer Interesse hat mitzufahren, meldet sich bei der DGB-Jugend Essen unter der Telefonnummer 0201-632470.

Quelle der biografischen Angaben zu Theo Gaudig: Das 20. Jahrhundert der Gaudigs. Chronik einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet. Nach Erzählungen von Theo Gaudig, Heinz Lippe, Irene Schischke und Ernst Schmidt zusammengestellt von Ludger Fittkau, Essen 1997.

Nachtrag: Inzwischen gibt es auch einen ausführlichen Wikipedia-Eintrag zu Theo Gaudig (hier).

Duisburg kündigt VVN-BdA-Ausstellung zu Widerstand und Verfolgung 1933-1945 in Duisburg

Während in Duisburg unter mäßigen Gegenprotesten der PEGIDA-Ableger im Januar seinen ersten Jahrestag feiern konnte (450 Pegidaisten standen nach einem Bericht der örtlichen WAZ 550 Gegendemonstranten gegenüber), kündigte im Februar das Immobilienmanagement der Stadtverwaltung die Ausstellungsräume der Kreisvereinigung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Die Kündigung erfolgte ohne Angabe von Gründen.

Wie im auf der Homepage der Landesvereinigung veröffentlichten Brief an den Duisburger Oberbürgermeister Sören Link zu lesen ist, wurde die Kündigung am 02.02.2016 per Boten zugestellt, wirksam wird sie zum 02.05.2016 (, übrigens dem Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nazis 1933).

Ein Blick in die gekündigten Ausstellungsräume der VVN-BdA Duisburg (Quelle: VVN-BdA-NRW)

Ein Blick in die gekündigten Ausstellungsräume der VVN-BdA Duisburg (Quelle: VVN-BdA-NRW)

Es handelt sich um Räumlichkeiten in der Gemeinschaftsgrundschule Wrangelstraße, in der sich 180 Schautafeln und viele andere Exponate befinden. Die Ausstellung zeigt beispielsweise „die geheime Druckerei, die die Familie Max und Käthe Miklowait im Vorratskämmerchen ihrer Wohnung in Duisburg-Hochfeld betrieben hat, um Flugblätter gegen die Nazis zu schreiben.“ Max ist dafür erst vier Jahre ins Zuchthaus und anschließend in ein KZ gegangen.

Beispielloser Vorgang im Umgang mit Gedenkstätten

Genau diesen privaten Blick auf Widerstand und Verfolgung in Duisburg mache den Charme der Ausstellung aus, so die Duisburger VVN-BdA in ihrem Brief und bitten den Oberbürgermeister, sich den Vorgang zeigen zu lassen um die Abwicklung der Ausstellung zu verhindern. Zudem könne man „bei aller Fantasie keinen Grund erkennen, der es nötig machen würde, (…) die Räume (zu) verlassen.“

Die Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen der VVN-BdA, die in diesem Jahr ihr siebzigjähriges Bestehen feiert, spricht auf ihrer Homepage „von einem beispiellosen Vorgang im Umgang mit Gedenkstätten“ und bittet um Solidarität der Erinnerungsarbeiter bundesweit.

Supplement
„Wir werden eine Lösung finden …“, heißt es nun von Seiten der Duisburger Stadtverwaltung. Bericht in der Duisburger WAZ und auf der Seite der VVN-BdA-NRW. Mal schauen, was dabei herauskommt …
Herausgekommen ist die Digitalisierung der Ausstellung unter dem Titel Tatort Duisburg 1933-1945. Der Flair der besuchbaren Ausstellung ist dabei leider verloren gegangen.