Archiv für den Monat Mai 2014

Die Waffen nieder in der Ukraine!

"Die Waffen nieder" Aktionskunst vor der Sparkasse am Neumarkt in Gelsenkirchen

„Die Waffen nieder“ Aktionskunst vor der Sparkasse am Neumarkt in Gelsenkirchen

Ich hatte mit 5 verlorenen, friedensbewegten Mitstreitern gerechnet, doch zu meiner Überraschung fanden sich rund 20 Personen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr vor der Sparkasse am Gelsenkirchener Neumarkt ein.

Mit Lautsprecherdurchsagen von Andreas Jordan (VVN-BdA) und Hartmut Hering (Die Linke), 300 Flugblättern, die wir restlos verteilten, und einer Bodenmalerei wiesen wir auf die Situation in der Ukraine hin. „Die Waffen nieder“ entstand in großen Buchstaben auf dem Boden über einer großen, blauen Friedenstaube.

Die Reaktionen der vorbeilaufenden Passanten waren unterschiedlich, viele eilten vorbei, manche blieben stehen und fragten sich, was wir hier machen. Blöde Kommentare gab es von dem einen oder anderen natürlich auch. Wichtiger sind jedoch allemal die Leute, die wir zum Nachdenken gebracht haben.

Ähnliche Veranstaltungen waren an diesem verlängerten Himmelfahrtswochenende auch in Berlin, Castrop-Rauxel, Chemnitz, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Frankfurt a.M., Gunzenhausen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Karlsruhe, Kassel, Leipzig, Nürnberg, Osnabrück, Saarbrücken, Siegen, Stuttgart, Tübingen, Weißenburg und Würselen angekündigt.

Die Entstehung der Friedenstaube (Foto: Andreas Jordan)

Die Entstehung der Friedenstaube (Foto: Andreas Jordan)

Wahlnachlese: SPD regiert – Rechtspopulisten im Rat – BBG ausgekehrt

Unfreiwillig selbstironisch? Kommunalwahlplakat der CDU von 2009 vor der Ruine des (alten) Hans-Sachs-Hauses

Unfreiwillig selbstironisch? Kommunalwahlplakat der CDU von 2009 vor der Ruine des (alten) Hans-Sachs-Hauses

Hier meine kleine Wahlnachlese zu den Ergebnissen der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 in Gelsenkirchen.

Die SPD kann sich freuen: ihr amtierender Oberbürgermeister Baranowski erzielte mit 67,4 % der Stimmen ein Traumergebnis; auch die SPD selbst erzielte mit 50,2 % der abgegebenen Stimmen ein gutes Ergebnis und kann die Stadt mit ihrer Mehrheit (34 von 66 Sitze im Rat der Stadt) weiter nach ihren Vorstellungen regieren. Für meine gebeutelte Heimatstadt sicherlich kein schlechtes Ergebnis!

Zweitstärkste Partei wurde die CDU mit 21,0 %, drittstärkste nicht die Linke, wie noch zur Bundestagswahl in Gelsenkirchen, sondern Bündnis 90/Die Grünen mit 5,9 % der Stimmen. Die Linke wurde mit 4,7 % nur fünftstärkste Partei und von der erstmalig zur Kommunalwahl mit unbekannten Kandidaten angetretenen AfD (5,0 %) überholt. Auch ProNRW erlangte mit 4,0 % wieder Fraktionsstärke.

Die Migrantenliste WIN erzielte 3,3 % und zieht mit 2 Mandatsträgern in den Rat der Stadt ein. FDP (2,0 %), die Piraten (1,6 %) und das MLPD-nahe Wahlbündnis AUF Gelsenkirchen (1,4 %) ziehen mit jeweils einem Einzelmandatsträger bzw. einer Einzelmandatsträgerin in den Rat der Stadt ein.
UBP und BBG verfehlten mit unter einem Prozent der Stimmen den Einzug in den Rat der Stadt deutlich.

Sehr bedauerlich finde ich als Bürger dieser Stadt, dass mit ProNRW und AfD („Alternative für Deutschland“) gleich zwei rechtspopulistische Parteien mit Fraktionsstärke im Rat der Stadt Gelsenkirchen vertreten sind. Bisher hatten sich rechte Gruppierungen wie z.B. die Republikaner nach Wahlerfolgen in Gelsenkirchen jeweils selbst zerlegt, auch die Fraktion von ProNRW war während der vergangenen Wahlperiode durch den Austritt eines Mitglieds zerbrochen. Dennoch scheint die Wählerbasis von ProNRW stabil zu sein. Sie verlor 0,3 % der Stimmen im Vergleich zur Kommunalwahl 2009. Während sie damals 3854 Stimmen einsammelte, kam sie dieses Mal auf 3287 Stimmen und verlor damit knapp 600 Stimmen. Die AfD bekam mit ihren unbekannten Kandidaten aus dem Stand heraus 4116 Stimmen von den Bürgern.

Sehr erfreulich finde ich als Wähler, dass sich der Austritt der ehemaligen „Linke“-Ratsmitglieder für sie langfristig nicht gelohnt hat. Mit der Gründung ihres „Bürger-Bündnis-Gelsenkirchen“ (BBG) waren die für die Partei Die Linke erworbenen Mandate im Rat der Stadt für linke Politik verloren gewesen und die Wähler, die eine Partei mit linken Positionen gewählt hatten, betrogen worden. Doch während die Linke mit ihren aktuellen Kandidaten wieder in den Rat der Stadt einziehen konnte und nun dort linke Positionen vertreten kann, erlitten die Protagonisten des BBGs eine verdiente Wahlschlappe.

Wahltag ist Kehrtag!

Im Einzelnen: Nach 5 Jahren im Rat der Stadt Gelsenkirchen erhielt Irene Heyn-Schramm im Kommunalwahlbezirk 107 Feldmark 5 Stimmen (0,2 %). Karl-Heinz Strohmeier kam nach 5 Jahren in der Bezirksvertretung West im Kommunalwahlbezirk 321 Beckhausen-Ost auf 6 Stimmen (0,2 %). Marion Strohmeier erzielte nach 5 Jahren im Rat der Stadt im Kommunalwahlbezirk 320 Beckhausen-West/Schaffrath immerhin 24 Stimmen (1,0 %), das sind viermal so viele wie ihr Mann bekam. Der frühere Betriebsrat Reinhold Adam kam nach 5 Jahren im Rat der Stadt im Kommunalwahlbezirk 323 Horst-Nord auf 28 Stimmen (1,0 %). Und der WASG-Veteran Ralf Herrmann kam nach 5 Jahren im Rat der Stadt und in der Bezirksvertretung Mitte im Kommunalwahlbezirk 110 Schalke-Ost auf sage und schreibe 37 Stimmen (1,8 %), übrigens das beste Ergebnis eines BBG-Direkt-Kandidaten. Im gesamten Stadtgebiet wurde das BBG von 352 Bürgern gewählt. Seinen einzigen Erfolg verzeichnete das BBG mit der erstplatzierten Kandidatin zur parallel stattfindenden Wahl des Integrationsrates. „Wahltag ist Kehrtag“, verkündete das BBG vor der Wahl auf seiner Homepage. Wie wahr!

Wie rechts ist die „Alternative für Deutschland“?

Wahlplakat der "Alternative für Deutschland" zur Kommunalwahl in Gelsenkirchen 2014

Wahlplakat der „Alternative für Deutschland“ zur Kommunalwahl in Gelsenkirchen 2014

Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) verfehlte im vergangenen Jahr mit 4,7 % knapp den Einzug in den Bundestag. Ins Europäische Parlament zog sie mit 7,0 % ein, ins Gelsenkirchener Rathaus als viertstärkste Partei mit 5,0 %. Diese rechtspopulistische Partei ist ein Retortenkind der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Unternehmerverbände der Metall- und Elektroindustrie.

Klaus Stein, VVN-BdA Köln, wird über die Ziele der AfD sprechen und Kennzeichnendes vom Führungspersonal berichten.

Die VVN-BdA Gelsenkirchen lädt hierzu am Montag, 16. Juni 2014 um 19 Uhr in das Alfred-Zingler-Haus im Margaretenhof 10-12, 45888 Gelsenkirchen-Bulmke (Nähe „Stern“) ein. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Faschisten sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

Eindrücke von Erinnerungsorten des Ersten Weltkrieges in Belgien und Nordfrankreich

Vom 5. bis 9. Mai 2014 führten das DGB-Bildungswerk NRW und das Bildungswerk der Humanistischen Union NRW gemeinsam ein Wochenseminar durch, das sich über die Besichtigung von Museen, Mahnmalen und Friedhöfen in Flandern und Nordostfrankreich mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigte. Im folgenden stelle ich, illustriert mit ausgewählten Fotos, einige Eindrücke als Teilnehmer des Seminars dar. Insgesamt war es ein vielseitiges und erfahrungsreiches aber auch sehr anstrengendes Seminar, das ich trotzdem jedem empfehlen kann, der sich mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg beschäftigen möchte und sehen will, wie unsere Nachbarn damit heute umgehen.

Darstellung im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Darstellung im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Anders als in Deutschland, wo die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg durch den Zweiten Weltkrieg und insbesondere durch die Zerstörungen, die er hinterlassen hatte, überlagert wird, sind die Ereignisse des Ersten Weltkrieges in Flandern und in Nordostfrankreich in der Erinnerung geblieben. Dies liegt daran, dass sich hier vier Jahre lang deutsche, belgische, britische und französische Truppen aus Schützengräben heraus bekämpften und mit zu ihrer Zeit modernsten Waffen unglaubliche Verwüstungen und Zerstörungen anrichteten. Findet man in deutschen Städten bei Baumaßnahmen Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg, so finden hier Bauern beim Pflügen menschliche Überreste oder nicht explodierte Munition. Bei Arbeiten in einem neuen Gewerbegebiet fanden zuletzt Archäologen Knochen von mehr als 200 Soldaten des „Großen Krieges“.

Nach dem Krieg wieder aufgebaute Tuchhalle mit dem In Flanders Fields Museum in Ypern/Belgien

Nach dem Krieg wieder aufgebaute Tuchhalle mit dem In Flanders Fields Museum in Ypern/Belgien

Unsere Fahrt führte nach einem ersten informativen Zwischenstopp im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzgebiet in die belgische Stadt Ypern. Ypern lag während des Krieges an der Frontlinie und wurde weitgehend zerstört. Fotos zeigen einen Grad der Zerstörung, der der Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg durch alliiertes Bombardement in nichts nachsteht. Die Stadt Ypern wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. In der rekonstruierten Tuchhalle findet sich das „In Flanders Fields Museum“, so benannt nach dem gleichnamigen Gedicht von John McCrae aus dem Jahre 1915.

Im In Flanders Fields Museum, Ypern/Belgien

Im In Flanders Fields Museum, Ypern/Belgien

Das Museum zeigt in einer Dauerausstellung multimedial aufbereitet die Front, die Kriegszerstörung und die Opfer des Krieges, Soldaten wie Zivilisten. Zu den mörderischsten Waffen zählten Artillerie und Maschinengewehr, sowie im weiteren Kriegsverlauf Gas, erstmals von der kaiserlichen deutschen Armee an der Ypernfront eingesetzt. Zur Inszenierung des Museums gehört auch ein Soundtrack, der während des Ausstellungsbesuchs zu hören ist, und im Laufe der Zeit bei mir eine bedrückende Stimmung, die bereits durch die Ausstellung entstanden war, noch verstärkte. Die Ausstellung war gut besucht, mindestens eine Schulklasse war gleichzeitig mit uns anwesend und bearbeitete ein Arbeitsblatt mit Hilfe der Ausstellung. Die Ausstellung wird in vier Sprachen, darunter auch in Deutsch, präsentiert.

Menentor in Ypern/Belgien

Menentor in Ypern/Belgien

In Ypern steht mit dem Menentor ein monumentales, in klassischem Baustil errichtetes Denkmal. Dort wird jeden Abend um 20 Uhr zum „Last Post“ gerufen, dem letzten Zapfenstreich. Das Menentor erinnert an die gefallenen Soldaten des britischen Empire. Bezeugt der Baustil (und die Inschrift) noch den Glauben an patriotische Ideale (Pro Patria – Pro Regis), nach der die zahlreichen Opfer nicht umsonst gefallen waren, sondern für Vaterland und König, so weist die auf den Wänden eingravierte, überwältigende und erschreckende Menge Namen toter Soldaten auf den sinnlosen Massentod im Krieg hin.

Ein kleiner Bruchteil der an den Wänden aufgeführten Namen auf dem Menentor in Ypern/Belgien

Ein kleiner Bruchteil der an den Wänden aufgeführten Namen auf dem Menentor in Ypern/Belgien

Das sinnlose Sterben beim Kampf um wenige Kilometer Geländegewinn wurde an den folgenden Tagen insbesondere bei den Besuchen zweier Friedhöfe deutlich: Dem deutschen Soldatenfriedhof Langemark und dem britischen Friedhof bei Passendale.

Lijssenthoek Military Cemetery

Lijssenthoek Military Cemetery

Doch zunächst schloss sich ein Besuch des Lijssenthoek Military Cemetery an. Zur Besonderheit dieses Soldatenfriedhofes gehörte die Tatsache, dass es keine unbekannten Soldaten gibt, da der Friedhof zum größten Evakuierungshospital des Ypernbogens gehörte. An den Grabsteinen fällt ihre gleichartige Gestalt auf. Sie enthalten Rang, Namen, Einheit, Todesdatum, Alter, ein Symbol und das Kreuz bei christlichen Toten sowie den Davidstern bei den wenigen jüdischen Toten. Einige Grabsteine erhielten eine persönliche Widmung von Angehörigen, die von religiösen bis zu patriotischen Motiven reichen („Who died when England live“). Zum Friedhof gehört ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung und einer Datenbank mit Tagebüchern und Audiofragmenten, eine Fotowand mit Portraitfotos und einem „Kalenderblatt“, auf dem an einer täglich wechselnden Person mit ihrer Geschichte erinnert wird.

Deutscher Soldatenfriedhof Langemark

Deutscher Soldatenfriedhof Langemark

Im Vergleich zum freundlichen und hellen britischen Soldatenfriedhof fällt der Unterschied zum deutschen Soldatenfriedhof in Langemark besonders stark auf. In Langemark, wo dem deutschnationalen Mythos nach Kriegsfreiwillige mit dem Deutschlandlied auf den Lippen in den Tod gezogen seien, wurde eine Festung als Friedhof errichtet. Fast gewinnt man den Eindruck, als müssten noch die Toten vor den Feinden, von denen Deutschland 1914 angeblich umgeben war, beschützt werden. Der Friedhof wirkt dunkel, nicht zuletzt aufgrund der gepflanzten Deutschen Eichen. Ein Teil der Anlage stellt die Frontlinie mit Bunkern dar.

Deutscher Soldatenfriedhof Langemark

Deutscher Soldatenfriedhof Langemark

Die liegenden, dunklen Grabplatten verzeichnen immer mehrere tote Soldaten, darunter häufig Kriegsfreiwillige, aber auch zahllose unbekannte Soldaten. Eine Tafel verweist auf ein Massengrab, in dem 24917 Deutsche Soldaten ruhen, davon blieben 7977 unbekannt. Im Eingangsbereich befindet sich ebenfalls eine Namensliste.

Tyne Cot Cemetery (Passendale)

Tyne Cot Cemetery (Passendale)

Das britische „Gegenstück“ zu Langemark ist Passendale, wo unzählige Soldaten in einem erfolglosen Angriff einen sinnlosen Tod starben. Auf dem Tyne Cot Cemetery sind neben britischen auch australische, neuseeländische und kanadische Soldaten beerdigt. Unter diesen Gräbern gibt es auch zahlreiche Gräber für unbekannte Soldaten. Die Gestaltung des Friedhofs ist hell und freundlich. Die Denkmalsanlage wurde in klassischer Architektur errichtet. An ihren Wänden sind die Namen der Gefallenen zu lesen. Auch hier verweist die Menge der Namen gefallener Soldaten einen individuellen Heldentod ins Reich der patriotischen Mythen.

Denkmal von Käthe Kollwitz auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Vladslo/Belgien

Denkmal von Käthe Kollwitz auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Vladslo/Belgien

Der deutsche Soldatenfriedhof Vladslo mit dem Denkmal von Käthe Kollwitz ist zwar ähnlich gestaltet, wie der in Langemark, durch das Fehlen der Umrandungsmauer (stattdessen finden wir eine Hecke vor) und dem Zwitschern der Vögel wirkt er jedoch gleich viel freundlicher. Auch hier sind Deutsche Eichen gepflanzt worden. Käthe Kollwitz hat sich vom Tod ihres Sohnes Peter zu den zwei hier aufgestellten Skulpturen inspirieren lassen.

Blick aus dem Yserturmmuseum auf Diksmuide/Belgien

Blick aus dem Yserturmmuseum auf Diksmuide/Belgien

Diksmuide und das Yserturmmuseum sind die nächsten Stationen auf unserer Reise. Sie erinnern an die Öffnung der Schleusen in Nieuwpoort durch die Belgier, die den deutschen Vormarsch in dieser Gegend im Schlamm verenden ließ. Vom Yserturm aus hat man einen großartigen Ausblick auf die flämische Landschaft heute. Angebrachte Bilder zeigen den Vergleich zur überschwemmten Landschaft im Oktober/November 1914.

Im Yserturmmuseum wird der Vergleich zur überschwemmten Landschaft 1914 bildlich dargestellt

Im Yserturmmuseum wird der Vergleich zur überschwemmten Landschaft 1914 bildlich dargestellt

Im Yserturmmuseum befindet sich eine Ausstellung über Belgien im Ersten Weltkrieg, die man von oben nach unten auf 22 Etagen erkunden kann. Neben Fotos und erläuternden Texten finden sich auch Animationen und Filme. Auf einer Etage durchläuft man ein nachgebautes Schützengraben-Bunkersystem mit flackerndem Licht und einer gasmaskenröchelnden Tonspur. Wenn man will, kann man auch (ungefährliche) Proben Chlor- und Senfgras riechen. Diese Art der Ausstellung erhöht sicherlich die Abscheu vor dem Krieg.

Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Zu den bekanntesten Kampfgebieten des Ersten Weltkrieges im Westen gehört mit Sicherheit die „Hölle von Verdun“. Fotos mit den zahllosen Grabkreuzen dort stehen oftmals symbolisch für den massenhaften, sinnlosen Tod an der Westfront. Entlastungsangriffe gegen die deutschen Angriffe auf Verdun führte die französische Armee an der Somme durch. Das Museum im französische Péronne an der damaligen Somme-Frontlinie erinnert schon im Namen an den „Großen Krieg“, wie der Erste Weltkrieg hier oft genannt wird: „Historial de la Grande Guerre“. Es ist in einem Chateau untergebracht und zeigt vergleichend die kulturellen, sozialen und militärischen Hintergründe des Krieges an der Westfront mit originalen Objekten, Kunstwerken und Dokumenten aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich.

Im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

An den Wänden befinden sich jeweils drei Regalreihen mit Objekten aus den drei Nationen zu einem Thema, wie Plakate, Bücher, Zeitungen und allerlei „Nippes“. In den Boden eingelassen sind Objekte wie Uniformen, Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände. Auch kann man kurze Filme aus der Zeit sehen. Das Museum wirkt sehr anders als das „In Flanders Fields Museum“.

Ausstellungsstücke im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Ausstellungsstücke im Historial de la Grande Guerre in Péronne/Frankreich

Es gibt weniger Ausstellungstexte zu lesen und dafür mehr und vor allem originale Objekte zu sehen. Sehenswert sind auch ausgestellte Bilder und Zeichnungen, darunter die Radierungen „Der Krieg“ von Otto Dix.

Rancourt/Frankreich, französischer Soldatenfriedhof

Rancourt/Frankreich, französischer Soldatenfriedhof

Ebenfalls in Frankreich besuchten wir einen französischen Soldatenfriedhof bei Rancourt mit den bekannten, weißen französischen Grabkreuzen. Besuche weiterer Erinnerungsorte wurden leider durch strömenden Regen behindert bzw. vereitelt. Aber eigentlich hatten wir alle längst genug gesehen. Am Rande: wir waren genau am 8. Mai in Frankreich, dem „Victory Day“, an dem die deutsche Kapitulation am Ende des Zweiten Weltkrieges gefeiert wird.

Wegweiser in Diksmuide mit dem Poppy-Symbol

Wegweiser in Diksmuide mit dem Poppy-Symbol

Zu den im Laufe der Woche besuchten sehenswerten Orten, die ich nicht unterschlagen will, gehören das Talbot-Haus in Poperinge/Belgien, wo es um das Leben in der Etappe ging und die Soldaten sich für kurze Zeit von ihrem Dasein in den Schützengräben erholen konnten, sich waschen, essen, sich betrinken und Sex haben und kulturellen Veranstaltungen beiwohnen konnten, sowie die Tommy-Bar in Frankreich, wo ein findiger Geschäftsmann mit Fundstücken der Umgebung einen Schützengraben phantasievoll nachgebaut hat. Neben all den Friedhöfen und Kriegsmuseen besuchten wir auch – leider bei schlechter werdendem Wetter – den Strand von Nieuwpoort. Eine trotzdem gute Abwechslung von all dem Tod und Leid.

Vorgefertigtes Erinnerungskreuz mit Poppy und handschriftlicher Ergänzung, am Menentor, Ypern/Belgien

Vorgefertigtes Erinnerungskreuz mit Poppy und handschriftlicher Ergänzung, am Menentor, Ypern/Belgien

Unser beständiger Begleiter war das Symbol der Mohnblume, im englischen „poppy“. Mohnblumen waren nach dem Bericht einer Gartenzeitung (!) die ersten Blumen, die die Soldaten in der zerstörten Landschaft der Schützengräben zu sehen bekamen. Das oben bereits erwähnte Gedicht „In Flanders Fields“ von John McCrae aus dem Jahre 1915 greift die Mohnblume auf. Dort heißt es: „In Flanders Fields the poppies blow / Between the crosses, row on row …“ (In den Feldern Flanderns blühen die Mohnblumen / Zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe …) Dieses Motiv wird inzwischen massenhaft verbreitet. Man kann es mit einem Holzkreuz und der Aufschrift „In Remembrance“ erwerben und findet dieses Motiv, teilweise mit einer persönlichen Widmung versehen, auf Gräbern und an den Namenslisten der Mahnmale – selbst auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemark. Das Symbol wird auch auf Wegweisern verwendet, darüber hinaus kann man es auch auf Regenschirmen, Tassen und allerlei anderem Nippes kaufen. Erinnerung ist auch zum Geschäft geworden.

Bürgermut stoppt ProNRW-Rinnsal

Essen stellt sich quer 1. Mai 2014 07aZahlreich, bunt und friedlich war der Protest von „Essen stellt sich quer“ gegen die Rechtspopulisten von ProNRW am 1. Mai 2014. Wahrscheinlich waren selbst mehr Polizisten anwesend als ProNRWler. Die ProNRW-Leute wurden mit einem Bus erst nach Altenessen und dann nach Frintrop hingekarrt.

Essen stellt sich quer 1. Mai 2014 01aRund 20 Leute, die – teilweise mit dem Fahrrad – aus Gelsenkirchen nach Essen gekommen waren, verstärkten die Protestdemonstration.

Essen stellt sich quer 1. Mai 2014 09aWährend ProNRW mit plakativen Slogans wie „Bürgermut stoppt Asylantenflut“ ein Schreckensbild unserer Städte zeichnet, setzten sich die Redner der Protestkundgebung mit den Fakten auseinander und wiesen die ProNRW-Slogans ins Reich der Fabeln und Märchen. Es gibt keine Asylantenflut und zum Glück auch nicht den von ProNRW gewünschten „Bürgermut“.

Essen stellt sich quer 1. Mai 2014 03aEinen längeren Bericht gibt es auch in der Essener Lokalausgabe der WAZ.

Supplement

Für den 10. Mai 2014 hat sich ProNRW in Gelsenkirchen-Buer angekündigt. Zur Protestkundgebung durch das Gelsenkirchener „Bündnis gegen Rechts“ ab 13 Uhr auf dem Goldbergplatz rufen bisher u.a. die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Gelsenkirchen und der Gelsenkirchener Kreisverband der Partei Die Linke auf.