Wahrscheinlich ist nicht nur mir die Kandidatur von „TIERSCHUTZ hier!“ in Gelsenkirchen aufgefallen. Und wahrscheinlich habe nicht nur ich sie wenig beachtet und mit der Tierschutzpartei verwechselt. Die Plakate zeigen eine Katze und einen Hund und beziehen sich überhaupt nicht auf Gelsenkirchen. Denn tatsächlich handelt es sich nach Darstellung der Tierschutzpartei um eine Düsseldorfer Abspaltung derselben. Als Wahlkampfmanager für den Kommunalwahlkampf wurde nach einem weiteren Bericht Torsten Lemmer „verpflichtet“, eine schillernde politische Figur. Er soll 2001 aus der Neonazi-Szene ausgestiegen sein.
Jan Specht, Spitzenkandidat von AUF Gelsenkirchen hat als erstes Fragen nach der Seriösität der Kandidatur gestellt – und auch beantwortet. Die Gelsenkirchener Spitzenkandidatin Cornelia Keisel war am 28.10.2017 Thema im SPIEGEL. Gegenstand war eine Ermittlung der Staatsanwaltschaft Dortmund im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Betrug beim Sammeln von Spenden vor Fußballstadien. Der Bericht schildert darüber hinaus ein ein Geflecht von Vereinen, die von Familienmitgliedern betrieben werden, schildert irreführende Werbung und zweifelhafte Abmahnpraktiken. Der Verein „Kinderwünsche e.V.“ mit der Anschrift Kirchstraße 16 in Gelsenkirchen ist auch 2020 noch online erreichbar. Dieselbe Adresse findet sich ebenfalls online im Impressum des „Pfoten Verband e.V.“
Als Wahlkampfmanager für die Kommunalwahl wurde nach einem „Bericht“ Torsten Lemmer zusammen mit seiner Frau Saida „verpflichtet“. Der Wikipedia zufolge handelt es sich bei Torsten Lemmer um eine schillernde politische Figur, genannt werden unter anderem die Jungen Liberalen und die FDP, die Gemeinschaft Junges Ostpreußen in der Landsmannschaft Ostpreußen und die Freie Wählergemeinschaft (FWG) als Abspaltung der Republikaner im Düsseldorfer Stadtrat. 2001 sei er aus der Neonazi-Szene ausgestiegen, 2009 wurde er vom Landgericht Düsseldorf wegen Volksverhetzung verurteilt; im Rahmen des Prozesses kam heraus, dass er noch 2002 bis 2006 als Mitarbeiter eines Rechtsrock-Labels tätig war. Der NRZ zufolge ist er auch Spitzenkandidat der Freien Wähler Düsseldorf.
Auch die Tierschutzpartei (Partei Mensch Umwelt Tierschutz) selbst warnt vor rechten „Tierschützern“. „Ganz explizit warnt die Partei Mensch Umwelt Tierschutz vor einer Gruppierung, deren Mitglieder kurzzeitig in ihren eigenen Reihen mal ihr Unwesen trieb: die ‚Tierschutzliste‘, die sich zur Europawahl 2019 in ‚Aktion Partei für Tierschutz – Tierschutz hier! – Das Original‘ umbenannte.“ Inzwischen hat sie den Zusatz „Das Original“ im Namen wieder entfernt und kandidiert zur Kommunalwahl 2020 in den Städten Duisburg, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Neuss.
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Wahlergebnisse: je 1 Sitz in Neuss und Düsseldorf und je 2 Sitze in Duisburg und Gelsenkirchen.