Kriegerdenkmale und Kriegsvorbereitung in Gelsenkirchen (IV) – Gefallene der Wiehagenschule

Die Wiehagenschule, eine städtische Gemeinschaftsgrundschule in der Josefstraße 28 in Gelsenkirchen-Neustadt.

Ganz modern gibt sich die Wiehagenschule, eine städtische Gemeinschaftsgrundschule in der Josefstraße 28 in Gelsenkirchen-Neustadt. Sie ist die erste Schule in Gelsenkirchen, die komplett digital ausgestattet ist. Es gibt ein flächendeckendes WLAN, interaktive Tafeln in den Klassenzimmern und Computerarbeitsplätze für die Lehrer.

Doch während in der Medienöffentlichkeit stolz das „Ende der Kreidezeit“ im Klassenraum gefeiert wird, dürfen sich die sechs- bis neunjährigen Schülerinnen und Schüler in den Pausen ein am Gebäude angebrachtes lorbeerumkränztes Schwert ansehen, dass an gefallene Soldaten aus einem hundert Jahre zurückliegenden Krieg erinnert. Das 1900/1908 errichtete Gebäude muss noch ziemlich neu gewesen sein, als nach dem Ersten Weltkrieg diese Denkmalsgestaltung angebracht wurde, die an die „Gefallenen der Wiehagenschule“ erinnert.

Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Wiehagenschule.

Immerhin müssen wir angesichts anderer öffentlicher Denkmale in Gelsenkirchen schon froh darüber sein, dass es wohl nicht aus der Nazi-Zeit stammt, sondern vorher angebracht worden ist. Es fehlt ein Satz wie „Sie starben für Deutschland“ und Bruchstellen, die anzeigen, dass nach 1945 ein Hakenkreuz entfernt worden ist.

40 Namen sind auf der unter dem Schwert angebrachten Tafel angegeben, ohne dass zu erkennen ist, ob es sich um Lehrer oder Schüler handelt. Selbstverständlich ist das Schulgebäude (und damit wohl auch das Denkmal) in der Denkmalliste der Stadt eingetragen und kann daher nicht mehr verändert werden. Dennoch frage ich mich, ob und welche Rolle die Gedenktafel im Schulleben spielt.

Supplement
Wie die WAZ am 06.02.2018 berichtete, stammt das Ding aus dem Jahr 1938 und diente damit wohl wie auch vergleichbare Denkmale in Gelsenkirchen der Kriegsvorbereitung. Es wurde von Franz Marten entworfen und von einem Nazi-Regierungsrat aus Münster eingeweiht. Bei den 40 Gefallenen handelt es sich um ehemalige Schüler der Schule. Anlass des WAZ-Artikels war die Behandlung des Denkmals im Bildungsausschuss am 01.02.2018. Sein Unbehagen an derartiger Thematisierung der Vergangenheit feuilletonierte Heinz Niski im Online-Magazin Herr Kules und wies darin auch auf den spanischen Umgang mit faschistischen Denkmalen hin. – Vielleicht sollte man Efeu darüber wachsen lassen?

Gedenktafel an der Wiehagenschule in Gelsenkirchen-Neustadt.

Ein Gedanke zu „Kriegerdenkmale und Kriegsvorbereitung in Gelsenkirchen (IV) – Gefallene der Wiehagenschule

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