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Baustellen der Verfolgung und des Widerstandes in Gelsenkirchen abgeschlossen

Die Erinnerungsortetafel auf dem Margarethe-Zingler-Platz.

Vor nunmehr fünf Jahren, im Jahre 2017 hatte die VVN-BdA Gelsenkirchen die innerstädtischen Baumaßnahmen zum Anlass genommen, eine Anregung nach § 24 der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung an den Rat der Stadt Gelsenkirchen einzureichen, um die vier innerstädtischen Plätze, die an Gegner und Opfer des Faschismus erinnern, als Plätze der öffentlichen Begegnung und der Erinnerung zu bewahren.

Zu den vier Plätzen, die an die Sozialdemokratin Margarethe Zingler, den Kommunisten Fritz Rahkob, den Geistlichen Heinrich König sowie den Juden Leopold Neuwald erinnern ist in der Zwischenzeit ein fünfter Platz hinzugekommen, der an das Sinti-Kind Rosa Böhmer erinnert. Die Neugestaltung der Plätze ist längst abgeschlossen, nur auf dem Margarethe-Zingler-Platz stand noch immer die alte Erinnerungsortetafel.

Aufgrund der Corona-Pandemie war die Aufstellung einer neuen Tafel verschoben worden. Nun, mit der auch hier neu aufgestellten Tafel, ist die Umgestaltung der Plätze abgeschlossen. In Gelsenkirchen wird an zentralen Stellen in der Innenstadt an im Faschismus verfolgte Sozialdemokrat:innen, Kommunist:innen, Christ:innen, Jüd:innen sowie Sinti und Roma erinnert.

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen!

Mein inzwischen veralteter Gestaltungsvorschlag für eine Gedenktafel aus dem Jahre 2013 nach dem Vorbild der Gedenktafeln für die vier anderen innerstädtischen Plätze, die an Opfer und Gegner des NS-Regimes erinnern.

Nach vier Blog-Beiträgen mit einem Fragezeichen folgt dieser fünfte Beitrag nun mit einem Aufrufungszeichen in der Überschrift. Am 06.11.2019 hat die Bezirksvertretung Mitte einstimmig der Benennung eines Platzes in der Innenstadt nach Rosa Böhmer zugestimmt. Zwischen 1986 und 1988 waren in Gelsenkirchen insgesamt vier innerstädtische Plätze nach Opfern und Gegnern des NS-Regimes benannt worden. Margarethe-Zingler-Platz, Fritz-Rahkob-Platz, Heinrich-König-Platz und Leopold-Neuwald-Platz erinnern stellvertretend an Verfolgung und Widerstand von Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen und Juden. Der Rosa-Böhmer-Platz wird nun an das Schicksal des Sinti-Mädchens Rosa Böhmer und damit stellvertretend an die Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma in der Nazi-Zeit erinnern.

Die Anregung dazu lieferte 2013 Andreas Jordan (Gelsenzentrum e.V.) in einem Bürgerantrag. Nachdem der zweite Platzvorschlag hinter dem Bildungszentrum keine Zustimmung gefunden hatte (ein erster vor dem Hans-Sachs-Haus war bereits abgelehnt worden), erhält nun ein neu gestalteter Platz, „der sich ca. 25 Meter westlich der Ebertstraße zwischen der Stadtbahntunnelöffnung im Norden und der Vattmannstraße im Süden erstreckt“ den Namen Rosa-Böhmer-Platz. Er befindet sich in der Nähe des Fritz-Rahkob- sowie des Leopold-Neuwald-Platzes und erhöht die Zahl der innerstädtischen Plätze, die nach Gegnern und Opfern des NS-Regimes erinnern, auf Fünf.

Rosa Böhmer und ihre gesamte Familie wurde in Konzentrationslagern ermordet. Ihr Vater starb im Dezember 1941 im KZ Niederhagen (Wewelsburg). Rosa wurde direkt aus der Schule unter beabsichtigter Umgehung der Pflegeeltern zusammen mit ihrer Mutter und sechs Geschwistern Anfang März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Rosa Böhmer starb am 13. August 1943 im Alter von 9 Jahren. Das Institut für Stadtgeschichte wird eine Erinnerungsortetafel anbringen, „die in Verbindung mit Rosa Böhmer auf die Verfolgung der Sinti und Roma in der nationalsozialistischen Zeit hinweist.“

Ich freue mich schon auf die Einweihung und hoffe auf einen würdevollen Rahmen!

Neue Stolpersteine werden verlegt – aber noch immer kein Rosa-Böhmer-Platz in Sicht

Stolpersteinverlegung am 1. August 2011 auf der Bismarckstraße 152 in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Frank Baranowski. Hier verlegte Gunter Demnig insgesamt 8 Stolpersteine, begleitet von dem Gelsenkirchener Jazz- und Klezmer-Musiker Norbert Labatzki.

Stolpersteinverlegung am 1. August 2011 auf der Bismarckstraße 152 in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Frank Baranowski. Hier verlegte Gunter Demnig insgesamt 8 Stolpersteine, begleitet von dem Gelsenkirchener Jazz- und Klezmer-Musiker Norbert Labatzki.

Zum achten Mal seit 2009 kommt der Aktionskünstler Gunter Demnig auf Einladung von Gelsenzentrum e.V. nach Gelsenkirchen. Die 119 bereits verlegten Stolpersteine wird er am 14. August 2015 um weitere 20 ergänzen. Das Institut für Stadtgeschichte hat dagegen in den letzten zwei Jahren keinen würdigen Ort für einen Rosa-Böhmer-Platz gefunden.

Die Stolpersteine, die der Kölner Bildhauer Gunter Demnig seit 1992 europaweit verlegt, erinnern symbolisch am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen von den Nazis verfolgt, entrechtet, vertrieben, deportiert oder ermordet worden sind. Das größte und dezentrale Denkmal in Europa erinnert ohne Unterschied an Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Behinderte. Man “stolpert” nicht im wörtlichen Sinn über die in das Straßenpflaster eingelassenen Gedenksteine. Wer auf sie beim Gehen aufmerksam wird, muss anhalten und sich vor dem Stein verbeugen, um Namen, Lebensdaten und Verfolgungsgrund zu lesen.

Nach der derzeitigen Planung beginnt die Kunstaktion um 10 Uhr in Erle und wird dann an sechs weiteren Orten in Gelsenkirchen fortgesetzt.
10.00 Uhr Cranger Str. 398 – Stolperstein für Ernst Papies
10.20 Uhr Hauptstr. 63 – Stolpersteine für Familie Jeckel
10.40 Uhr Ringstr. 67 – Stolpersteine für Familie Alexander
11.00 Uhr Platz der Alten Synagoge/Georgstr. 2 – Stolperstein für Rabbiner Dr. Siegfried Galliner
11.20 Uhr Augustastr. 4 – Stolpersteine für Familie Goldschmidt
11.40 Uhr Von-Der-Recke-Str. 11 – Stolpersteine für Familie Broch
12.00 Uhr Feldmarkstr. 119 – Stolpersteine für Familie Höchster

Bei den angegebenen Zeiten handelt es sich wie immer um ungefähre Zeitangaben, die sich um etwa 15 Minuten verschieben können. Weitere Informtionen zu den mit einem Stolperstein erinnerten Personen finden sich auf der Seite des Arbeitskreises Stolpersteine.

So könnte zum Beispiel die Gedenktafel zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma Gelsenkirchens auf einem innerstädtischen Rosa-Böhmer-Platz aussehen.

So könnte zum Beispiel die Gedenktafel zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma Gelsenkirchens auf einem innerstädtischen Rosa-Böhmer-Platz aussehen.

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen?

Leser dieses Blogs werden sich an den von Gelsenzentrum e.V. beantragten Rosa-Böhmer-Platz in der Innenstadt erinnern, der sich mit der Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma Gelsenkirchens in die Landschaft der bereits vorhandenen vier innerstädtischen Plätze, die an Widerstand und Verfolgung der Sozialdemokraten (Margarethe-Zingler-Platz), Kommunisten (Fritz-Rahkob-Platz), Katholiken (Heinrich-König-Platz) und Juden (Leopold-Neuwald-Platz), einfügen würde. Bei Rosa Böhmer handelt es sich um ein neunjähriges Sinti-Mädchen aus Gelsenkirchen, das von der Familie getrennt zu Pflegeeltern nach Paderborn verbracht wurde, dort aus der Schule heraus ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet worden ist.

Der von Andreas Jordan ins Gespräch gebrachte Platz hinter dem Bildungszentrum (über den auch die Kinder- und Jugendbücherei erreichbar ist) wurde jedoch durch die Bezirksvertretung Mitte abgelehnt. Seit August 2013 hat der Leiter des Instuts für Stadtgeschichte (ISG), Stefan Goch, den sicher nicht einfachen Auftrag, einen würdigen Platz zu finden. In einer E-Mail vom 18. Juni 2015 an Andreas Jordan teilt dieser mit, dass die Benennung nach Rosa Böhmer weiter verfolgt werde, sich allerdings bisher noch keine „geeignete Örtlichkeit“ gefunden habe.

2013 vorgeschlagener Rosa-Böhmer-Platz, im Bild die Rückseite des Bildungszentrums mit der Kinder- und Jugendbücherei im Erdgeschoss.

2013 vorgeschlagener Rosa-Böhmer-Platz, im Bild die Rückseite des Bildungszentrums mit der Kinder- und Jugendbücherei im Erdgeschoss.

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen? (IV)

Rosa Böhmer WAZ 15.08.2013Fast eine ganze Zeitungsseite widmete die Gelsenkirchener WAZ heute dem neunjährigen Sintimädchen Rosa Böhmer aus Gelsenkirchen-Buer, das von den Nazis aus der Schule ins KZ Auschwitz gebracht und dort ermordet wurde. Elisabeth Höving berichtet ausführlich über Rosa Böhmer unter der Überschrift „Die Leidensgeschichte der Rosa Böhmer“ sowie in einem weiteren Artikel über Rosas Mitschüler Hubert Schier, der ihre Geschichte recherchiert und veröffentlicht hatte. In einem dritten Artikel auf derselben Seite berichtet sie über die symbolische Platzbenennung des Platzes hinter dem Bildungszentrum durch den Verein Gelsenzentrum.

Erfreulicherweise ist dort auch zu lesen, dass der Leiter des Instuts für Stadtgeschichte (ISG) Stefan Goch den Auftrag habe, einen geeigneten Platz zu suchen. Meines Erachtens ist der Platz hinter dem Bildungszentrum bestens geeignet, in naher Umgebung zu den anderen vier innerstädtischen Plätzen gelegen, die an Widerstand und Verfolgung der Sozialdemokraten (Margarethe-Zingler-Platz), Kommunisten (Fritz-Rahkob-Platz), Katholiken (Heinrich-König-Platz) und Juden (Leopold-Neuwald-Platz) erinnern.

Hoffentlich bedeutet die Suche nach einem „geeigneten Platz“ nicht, dass sich die Ausgrenzung der Sinti und Roma im Gedenken fortsetzt, und die Stadt einen abgelegenen Platz am Stadtrand nach ihr benennt. Das wäre nicht nur blamabel, sondern einer sozialdemokratisch regierten Stadt unwürdig!

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen? (III)

Rosa-Boehmer-Platz 13.08.2013Trotz des Regenschauers fanden sich heute auf Einladung von Andreas Jordan (Gelsenzentrum) knapp 20 Personen ein, um anlässlich des 70. Todestages von Rosa Böhmer den Platz hinter dem Bildungszentrum symbolisch und temporär nach dem im KZ Auschwitz ermordeten neunjährigen Sinti-Mädchen aus Gelsenkirchen-Buer zu benennen.

Neben einer von den Jordans angebrachten provisorischen Gedenktafel wurde der Boden des Platzes trotz des Regens von mehreren Besuchern mit Bodenmalkreide beschriftet. Die Anwesenden hoffen, dass die Stadt die Anregung aufnimmt und den Platz entsprechend benennen wird.

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen? (II)

Rosa-Boehmer-PlatzUm seinen im April diesen Jahres vorgelegten Bürgerantrag, den Platz hinter dem Bildungszentrum nach dem Sintimädchen Rosa Böhmer zu benennen zu unterstützen, ruft Andreas Jordan (Gelsenzentrum) für Dienstag, dem 13. August 2013 um 18.30 Uhr zu einer symbolischen und temporären Platzbenennung auf. Bisher wurde über den Antrag noch nicht abschließend beraten.

Das Sinti-Mädchen Rosa Böhmer wurde vor 70 Jahren am 13. August 1943 aus der Schule heraus deportiert und im KZ Auschwitz wenige Tage vor ihrem zehnten Geburtstag ermordet. Ein früherer Vorschlag von Gelsenzentrum, die Ermordete zu ehren und den nach dem NS-Täter benannten „Paul-Schossier-Weg” in “Rosa-Böhmer-Weg” umzubenennen, fanden leider weder der Rat der Stadt noch die zuständige Bezirksvertretung überhaupt diskussionswürdig.

Die Benennung eines innerstädtischen Platzes nach Rosa Böhmer, stellvertretend für die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma Gelsenkirchens, würde sich in die bereits vorhanden vier innerstädtischen Plätze einfügen, die in den Jahren 1986 bis 1988 stellvertretend für die verfolgten Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen und Juden nach Margarethe Zingler, Fritz Rahkob, Heinrich König sowie Leopld Neuwald benannt worden sind.

Zugleich wäre, so schreibt Andreas Jordan in seinem Aufruf, die „… Benennung dieses Platzes (…) auch ein Aufruf an an die lokale Politik und Gesellschaft, der fortbestehenden Diskriminierung von Sinti und Roma energisch entgegenzutreten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Rosa-Böhmer-Platz

Baustellen der Verfolgung und des Widerstandes in Gelsenkirchen

00 Baustellen der Verfolgung und des WiderstandesZwischen 1986 und 1988 wurden in Gelsenkirchen insgesamt vier innerstädtische Plätze nach Opfern und Gegnern des NS-Regimes benannt. Zwei von ihnen sind derzeit von laufenden Baumaßnahmen betroffen, die beiden anderen werden in absehbarer Zeit von Baumaßnahmen betroffen sein. Die VVN-BdA Gelsenkirchen hat das zum Anlass genommen, eine Anregung nach § 24 der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung an den Rat der Stadt Gelsenkirchen einzureichen, um diese Orte als Plätze der öffentlichen Begegnung und der Erinnerung an Opfer und Gegner des NS-Regimes zu bewahren. Unabhängig davon hat Andreas Jordan (Gelsenzentrum) angeregt, einen fünften Platz nach einem weiteren Opfer des NS-Regimes zu benennen.

Margarethe-Zingler-Platz

Der Platz des Gelsenkirchener Hauptmarktes wurde im Sommer 1986 nach der Sozialdemokratin Margarethe Zingler benannt. Gemeinsam mit ihrem Mann Alfred Zingler (an ihn erinnern die Alfred-Zingler-Straße und das Alfred-Zingler-Haus) stärkte sie in der Emigration in den Niederlanden den antifaschistischen Widerstand in Nazi-Deutschland. 1943 wurden beide verhaftet. Während ihr Mann 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, blieb ihr die Todesstrafe erspart. Von US-amerikanischen Truppen aus dem Gefängnis befreit, kehrte sie 1945 nach Gelsenkirchen zurück und half beim Wiederaufbau der SPD und der AWO. Sie starb 1973 im Alter von 87 Jahren.

02 Margarethe-Zingler-PlatzInzwischen wurde der Margarethe-Zingler-Platz durch Baumaßnahmen verkleinert, derzeit befindet sich die Erinnerungstafel mitten in der Baustelle.

Fritz-Rahkob-Platz

Fritz Rahkob wurde – wie viele Kommunisten, die die Nazis von Anfang an massiv verfolgten – in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und erst 1938 aus ihr entlassen. In der Endphase des Krieges beteiligte sich Rahkob 1943 an der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko. Die Gruppe wurde verraten und flog noch im Sommer 1943 auf. Rahkob wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und am 24. August 1944 hingerichtet. Seine Frau Emma, am Tage der Hinrichtung inhaftiert, wurde wie Margarethe Zingler von alliierten Truppen aus dem Gefängnis befreit und kehrte wie diese nach Gelsenkirchen zurück.

04 Fritz-Rahkob-Platz1987 benannte der Rat der Stadt Gelsenkirchen den Platz vor dem Versorgungsamt und zwischen Hans-Sachs-Haus und Bildungszentrum nach Fritz Rahkob. Im Rahmen des Umbaus der Ebertstraße zwischen Hans-Sachs-Haus und Musiktheater (2. Bauabschnitt) wird es hier Veränderungen geben. Aus den bisherigen Plänen ist nicht ersichtlich, wie der Platz sowohl der öffentlichen Begegnung als auch des Erinnerns gewidmet sein wird.

Heinrich-König-Platz

Der Vikar Heinrich König wurde 1941 nach einer Denunziation wegen angeblicher Wehrkraft zersetzender Äußerungen gegenüber einem Soldaten verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Die Interventionen von Kirchenvertretern blieben erfolglos. Aufgrund der Bedingungen im KZ erkrankte der katholische Geistliche schwer und starb 1942 an einer Bauchfellentzündung. 1987 wurde der Platz zwischen Hans-Sachs-Haus und Bahnhofstraße nach ihm benannt. Die U-Bahn-Haltestelle „Neumarkt“ wurde ebenfalls in Heinrich-König-Platz umbenannt.

08 Heinrich-König-PlatzIn die Umbaumaßnahmen des Heinrich-König-Platzes („Deckel“) ist das Denkmal für Heinrich König eingeflossen

Leopold-Neuwald-Platz

Stehen die oben genannten Plätze stellvertretend für sozialdemokratischen, kommunistischen und katholischen Widerstand, so soll der 1988 nach dem jüdischen Kaufmann Leopold Neuwald benannte Platz vor dem Bildungszentrum an die Verfolgung und Ermordung aller jüdischen Bürgerinnen und Bürger Gelsenkirchens erinnern. Wie alle jüdischen Bürger Deutschlands schrittweise entrechtet und ausgeplündert, wurden er und seine Familie am 27. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert. In einem Außenlager des Konzentrationslagers Kaiserwald starben er und seine Frau Martha im Sommer 1944 an den Lagerbedingungen, ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. 24 Mitglieder der Familie wurden im Holocaust ermordet, nur 2 Söhne überlebten das KZ. Die ebenfalls vor dem Bildungszentrum befindliche U-Bahn- und Straßenbahnhaltestelle „Musiktheater“ wurde nicht umbenannt, in den Wagen der Bogestra und der Evag wird die Haltestelle allerdings mit „Musiktheater – Leopold-Neuwald-Platz“ aufgerufen.

05 Leopold-Neuwald-PlatzHier gilt wie für den Fritz-Rahkob-Platz, dass aus den bisherigen Planungen für den 2. Bauabschnitt nicht ersichtlich ist, wie der Platz sowohl der öffentlichen Begegnung als auch des Erinnerns gewidmet sein wird.

Die VVN-BdA Gelsenkirchen regt an, die vorhandenen Erinnerungstafeln in die veränderten Plätze zu integrieren und die Plätze so zu gestalten, dass öffentliches Verweilen und Begegnen auf ihnen ermöglicht wird. Weiter regt sie an, für die Ausgestaltung dieser Orte der Erinnerung Vereinigungen, die sich in der Tradition von Heinrich König, Margarethe Zingler, Fritz Rahkob und Leopold Neuwald sehen, ebenso wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), einzubeziehen.

Rosa-Böhmer-Platz

Rosa-Böhmer-Platz

Zusätzlich zu den vorhandenen vier Plätzen schlägt Andreas Jordan (Gelsenzentrum) vor, einen fünften Platz in Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma zu widmen. Als Namenspatin schlägt er das neunjährige Sinti-Mädchen Rosa Böhmer vor, die zuerst von ihren leiblichen Eltern in eine Pflegefamilie gebracht wurde, um schließlich unter Umgehung der Pflegeeltern direkt aus der Schule mit ihren leiblichen Eltern ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht zu werden. Sie starb am 13. August 1943 im KZ Auschwitz. Als Ort schlägt er den Platz zwischen Bildungszentrum und City-Hochhaus vor.

Quelle u.a.: Institut für Stadtgeschichte (Hg.): Historische Spuren vor Ort – Gelsenkirchen im Nationalsozialismus, Essen 1998.

Bald Rosa-Böhmer-Platz in Gelsenkirchen?

zukünftiger Rosa-Böhmer-PlatzZu den vier innerstädtischen Plätzen, die seit 1986/88 nach Gegnern und Opfern der Nazi-Barbarei benannt worden sind, könnte bald ein fünfter gehören. Andreas Jordan (Gelsenzentrum) beantragt den Platz zwischen dem City-Hochhaus und dem Bildungszentrum nach Rosa Böhmer zu benennen.

Rosa Böhmer stünde damit für die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma Gelsenkirchens, neben Margarethe Zingler, Fritz Rahkob, Heinrich König und Leopold Neuwald, die jeweils für die verfolgten und ermordeten Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen und Juden stehen.

Bei Rosa Böhmer handelt es sich um ein neunjähriges Sinti-Mädchen aus Gelsenkirchen, die zu Pflegeeltern nach Paderborn verbracht, dort aus der Schule heraus ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet worden ist. (mehr)

Ein früherer Vorschlag von Gelsenzentrum, den nach dem NS-Täter benannten „Paul-Schossier-Weg“ in „Rosa-Böhmer-Weg“ umzubenennen, fanden leider weder der Rat der Stadt noch die zuständige Bezirksvertretung überhaupt diskussionswürdig. Umso mehr gefällt mir die Idee, einen weiteren innerstädtischen Platz nach ihr stellvertretend für die von Nazis verfolgten und ermordeten Sinti und Roma zu benennen.