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Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand

Seit 30 Jahren erinnert die Gedenktafel an den antifaschistischen Widerstandskämpfer Fritz Rahkob (Foto vom 25.08.2008).

Seit 30 Jahren erinnert der Fritz-Rahkob-Platz an den am 24. August 1944 von der „Terrorjustiz des Naziregimes“ hingerichteten Widerstandskämpfer. Die Gedenktafel war am 30. Januar 1987 feierlich vom damaligen Oberbürgermeister Werner Kuhlmann (SPD) und dem ehemaligen Widerstandskämpfer Franz Rogowski (VVN) enthüllt worden.

Wie in jedem Jahr lädt die Gelsenkirchener VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zu einer kleinen Gedenkfeier am 24. August 2017 um 18 Uhr auf dem Fritz-Rahkob-Platz ein. An den kommunistischen Widerstandskämpfer wird in diesem Jahr Heinz-Peter Thermann (DKP) erinnern.

Das Auftreten neuer Nazis mit altem Gedankengut – auch in Gelsenkirchen – zeigt, wie notwendig die Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit ist. Sie hat daher zu Recht einen hohen Stellenwert in unserer Stadt. Aus diesem Grund erinnern seit 30 Jahren vier Plätze in der Innenstadt an Opfer und Gegner des NS-Regimes. Neben dem Fritz-Rahkob-Platz sind dies der Margarethe-Zingler-, Heinrich-König- und Leopold-Neuwald-Platz. Alle vier erinnern stellvertretend an Widerstand und Verfolgung von Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen und Juden.

Der damalige Oberbürgermeister Werner Kuhlmann (SPD) und der ehemalige Widerstandskämpfer Franz Rogowski (VVN) enthüllen am 30. Januar 1987 die Tafel (Foto: Manfred Scholz).

Gedenken an Elisabeth Käsemann

Klaus Brandt (links im Bild) mit August Bebel und Andreas Jordan während der Antikriegstagsveranstaltung 2014.

Mit der folgenden Pressemitteilung lädt der unermüdliche Klaus Brandt zu einer kleinen Gedenkveranstaltung an Elisabeth Käsemanns Ermordung durch die argentinische Militärjunta am 24. Mai 1977 auf den nach ihrem Vater benannten Ernst-Käsemann-Platz in Gelsenkirchen-Rotthausen ein.

Am Mittwoch, dem 24. Mai, 18 Uhr, möchte ich auf dem nach Ernst Käsemann benannten Platz in Rotthausen der Ermordung seiner Tochter Elisabeth öffentlich gedenken. Sie war eine der 16 Personen, die am späten Abend des 23. Mai 1977 vom argentinischen Folterzentrum „El Vesubio“ bei Buenos Aires in ein nahe gelegenes Landhaus verfrachtet und in der Nacht von Militärs hinterrücks erschossen wurden. Eine Zeugin, Elena Alfaro, entging diesem Massaker, weil sie schwanger war und die nach Adoptionsmöglichkeiten suchenden Militärs es auf ihr Kind abgesehen hatten. Sie berichtet:

„Am 23. Mai des Nachts begannen sie, uns herauszurufen. Wir waren gefesselt. Von einem Augenblick auf den anderen sagten sie uns, dass sie uns verlegen. Wir waren 17. Es war Nacht. In einem bestimmten Moment öffnet sich die Tür und jemand schreit: ‚08 zurück in die Zelle!‘ 08 war ich. Und ich fing an zu weinen und zu schreien, mir war schon alles egal. Eine Mitgefangene schaffte es, sich aus ihrer Handfessel zu befreien. Und unter einem enormen Risiko kommt sie in meine Zelle, schüttelt mich und sagt: ‚Elena, sei dir darüber klar, dass du die einzige bist, die davon erzählen kann‘. Und diese Worte behielt ich, um zu widerstehen, um zu überleben.“

Elisabeths Schwester, Dr. Eva Teufel: „Von verantwortlichen Stellen fühlte mein Vater sich im Stich gelassen. Elisabeth war ihrem Vater nicht unähnlich. Ihre Überzeugungen wollte sie nicht preisgeben. Mein Vater hat überlebt. Elisabeth bezahlte für das Festhalten an ihren Überzeugungen mit dem Leben.“

Ernst Käsemann: „Und so definiere ich heute die Kirche Jesu Christi als die Widerstandsbewegung des erhöhten Herrn auf dieser Erde gegen seine Gegner. Dazu gehören für mich nicht nur Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher, sondern gehören auch die argentinischen Politiker. Sie sind für mich die Repräsentanten der Gegner Jesu Christi auf Erden, denen wir auf Erden zu widerstehen haben.

Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee

Bild 175-04413 AuschwitzWer die Vergangenheit nicht kennt,

ist gezwungen, sie zu wiederholen! Dieser Satz des amerikanischen Philosophen George Santayana (1905), kann ein Schlüssel sein, um sich bedeutenden Gedenktagen zu nähern. So auch dem 27. Januar 2015, dem siebzigsten Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee.

Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wird er seit 1996 offiziell als deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus gefeiert. Die VVN-BdA fordert aber auch, dass dieser 27. Januar kein Feiertag im üblichen Sinn sein darf, vielmehr ein „Nach-Denk-Tag“ im Gedenken an die Vergangenheit, um diese nicht wiederholen zu müssen.

Seit jeher steht Auschwitz als Symbol für die Vernichtung von Menschenleben, Ausdruck unvergleichlicher Barbarei im deutschen Faschismus. Eineinhalb Millionen Menschen – darunter fast 1,3 Millionen Juden, Roma und Sinti, sowjetische Kriegsgefangene und antifaschistische Widerstandskämpfer wurden hier ermordet. Als die Rote Armee Auschwitz befreite, fand sie nur mehr 7500 überlebende Häftlinge vor.

Doch wer des 27. Januar 1945 gedenkt, muss auch den 30. Januar 1933 mitdenken. Wer die Geschichte nicht wiederholen will, darf nicht nur der Opfer sehen, sondern auch die Täter. Wer waren die Schuldigen, was waren die Ursachen des Faschismus in Deutschland und an der Entfesselung des Krieges.

Dies ist weniger ein geschichtliches Problem, denn ein politisches. Gerade heute sehen wir uns verstärkt in einer Situation, in der Deutschland zum Beispiel eine Regierung in der Ukraine unterstützt, die offen auf die Zusammenarbeit mit faschistischen Kräften setzt, die offiziell die Befreiung Deutschlands vom Faschismus durch die Rote Armee als feindlichen Einmarsch darstellen,  wo wir scheinbar keine Lehren aus den beiden Weltkriegen gezogen haben, sondern uns aktiv an einer Kriegsrhetorik gegen Russland beteiligen und ökonomische Maßnahmen durchsetzen, die zur Instabilität Europas beitragen, wo sich im eigenen Land die sozialen Fragen so zuspitzen, dass eine Vielzahl von Bürgern willig den rassistischen und menschenfeindlichen Parolen einer PEGIDA zustimmen., wo es täglich neue Opfer rechter Gewalt gibt.

Die VVN-BdA begreift den 27. Januar als Herausforderung an uns alle für ein politisches Handeln in der Auseinandersetzung mit einem erstarkten Neofaschismus und gegen die aktuelle Gefährdung des friedlichen Miteinanders der Völker.

Daher verpflichtet uns die Geschichte, heute gegen Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus und Krieg zu kämpfen und für demokratische Rechte einzutreten.

Dies ist eine Pressemitteilung der  Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, VVN-BdA Hamm. Dem Text ist weder in Gelsenkirchen noch anderswo etwas hinzuzufügen.

Auf dem rechten Auge blind? (III)

Keine Nazi-Konferenz in GelsenkirchenWährend die von ProNRW für den 26. bis 28.3. vollmundig angekündigten Bussladungen voller Demonstranten für die „Mahnwachen“ vor Moscheen im Ruhrgebiet zu kleinen Häuflein islamophober Ewiggestriger zusammenschrumpfen, wächst auf der anderen Seite die Unterstützung gegen die Kriminalisierung des Bündnis-Aufrufs.

So haben, wie die WAZ berichtet, die Landes-Grünen, der Juso-Bundesvorstand und die NRW-Linke Unterstützung für das  Gelsenkirchener Bündnis gegen Rechts signalisiert. Das verwundert nicht, handelt es sich beim Bündnis gegen Rechts um ein breites Personenbündnis mit Menschen aus den Jusos, der SPD, den Grünen, der Grünen Jugend, der Linken, der Linken Alternative, der DKP, der VVN-BdA, Gelsenzentrum, der Schokofront, der SJD – Die Falken , der Schalker Fan-Ini, der Antifa und den Gewerkschaften.

Ebenfalls klare Worte gab es auch von AUF Gelsenkirchen:

Solidaritätserklärung von AUF Gelsenkirchen

Lieber Rolf Jüngermann, lieber Andreas Jordan, liebe Freunde,

Wir haben eben von den Kriminalisierungsversuchen des Staatsschutzes gegenüber den Verantwortlichen der Homepage und erfahren. Das Vorgehen des Staatschutzes trägt dieselbe Handschrift wie vor kurzem in Dresden – wo nicht der Aufmarsch der Neonazis verboten und bekämpft wurde, sondern der Widerstand dagegen kriminalisiert wurde. Insbesondere angesichts der deutschen Geschichte ist dieses Vorgehen skandalös. Längst müssten alle faschistischen Parteien und Organisationen verboten sein!

Dresden hat aber auch gezeigt, dass der breite antifaschistische Widerstand stärker ist als die Machenschaften des Staatschutzes und regierungsamtlicher Stellen. Gerade der Widerstand gegen die Kriminalisierung brachte auch den entscheidenden Aufschwung in der Mobilisierung.

Ohne Zweifel plant die rechtsextreme Partei „Pro NRW“ und die faschistische NPD mit ihren Aufmärschen, „Mahnwachen“ vor Moscheen und der „Anti-Islam-Konferenz an dem Wochenende 26.-28.3. eine bisher nicht gekannte Provokation und geistige Brandstiftung gegenüber der islamischen Bevölkerung. Pro NRW spielt die Rolle eines Türöffners für  die Neonazis, die auch vor offenem Terror gegen die Arbeiterbewegung nicht zurückschrecken, wie beim 1. Mai 2009 in Dortmund.

Wir sagen: Damit werden sie nicht durchkommen – ebenso wie die Kriminalisierungsversuche. Wir nehmen das ganze zum Anlass, noch stärker für einen starken gemeinsamen Widerstand zu mobilisieren und möchten unsere volle Solidarität zusichern.

Herzliche und solidarische Grüße     i.A. W. Mast, AUF-Vorstand

Auf dem rechten Auge blind? (II)

Keine Nazi-Konferenz in GelsenkirchenNachdem bereits das „Bündnis gegen Rechts“ sich in einer Pressemitteilung gegen die Kriminalisierung von Rolf Jüngermann verwahrt hat, erklärt sich auch die Linke Alternative mit ihm solidarisch. Rolf Jüngermann wird als Webmaster der Internetseite des Bündnisses seitens der Staatsschutzabteilung der Gelsenkirchener Polizei der „Öffentlichen Aufforderung von Straftaten“ beschuldigt.

Lieber Rolf,

es ist schon seltsam, was so manchem „Staatsschützer“ einfällt, wenn es – unter völliger Umkehrung des antimilitaristischen und antifaschistischen Geistes (und damit Auftrages!) unseres Grundgesetzes – um die Verharmlosung neonazistischer Aktivitäten und – sozusagen als Ersatzmaßnahme – um die Kriminalisierung von antifaschistischem Widerstand geht. Ein weiteres Mal bestätigt sich die Mann’sche Feststellung: Antikommunismus ist die Torheit des 20. Jahrhunderts – nur dass wir schon im 21. Jahrhundert sind!

Nicht die Widerständler sind die Provokateure sondern die Neonazis in diesem Fall von pro NRW, deren Provokationen so was von eindeutig und systematisch gegen das Grundgesetz oder, um noch konkreter zu werden: gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstoßen, dass man schon auf allen politischen Sinnen blind sein muss, um diejenigen zu verfolgen, die derlei unerträgliche und verfassungswidrige Hetzaktionen mit ihren friedlichen Mitteln (wozu auch physische Blockaden gehören können) zu verhindern suchen.

Die erfolgreichen Blockaden in Dresden zeigen nicht nur, dass es geht, sondern auch wie gesellschaftlicher Widerstand gegen eine schleichende „Renazifizierung“ sich lohnt .- Sie zeigen  auch, dass es inzwischen aktiverer Widerstandsformen braucht, um  die zu mehr oder weniger Folgen losen Standardritualen abgestumpften „Demonstrationen“ z.B. der hiesigen DI zu überwinden.

No passaràn! Damit werden sie nicht weiterkommen!

Wir werden die Gegenaktionen rund um das Schloss am 27. mit allen Kräften unterstützen und dich in deinem wie immer gearteten Verfahren solidarisch begleiten.

Herzliche Grüße

Für den Vorstand Die linke Alternative Gelsenkirchen

Tomas Grohé