Archiv für den Monat Mai 2010

Streit um Urheberschaft und Verlegung der Stolpersteine

Leserbrief zum WAZ-Artikel „Streit um Stolpersteine in Gelsenkirchen“

Natürlich wird es gern von der WAZ aufgegriffen und groß heraus gebracht: Streit um Urheberschaft und Verlegung der Stolpersteine. Typisch Gelsenkirchen! Alle, denen das antifaschistische Erbe teuer ist, sollten eigentlich froh sein, dass die Verlegung jetzt – dank Andreas Jordan und seinem wirklich unermüdlichem Einsatz – läuft. Und zwar wegen nicht unerheblicher Querelen im Vorfeld gegen die Verlegung der Steine. Als linke Ratsfrau habe ich bereits 2006 den Antrag für die Verlegung an die Stadt gestellt und alles andere als offenes Entgegenkommen von Ratsparteien und Verwaltung dafür erlebt. – Übrigens ebenso wie beim Projekt „Zug der Erinnerung“, bei dem der Rat der Stadt eine finanzielle Unterstützung verweigerte und alle Parteien damals gegen den von der Linken eingebrachten Antrag zur Unterstützung stimmten. Komisch auch, welche Menschen jetzt als die eigentlichen Urheber und Unterstützer hervorgehoben werden. Bernd Matzkowski z. B. war bei der Debatte zum Ratsantrag seinerzeit besonders eifrig, um das Projekt Stolpersteine – weil es von den Linken initiiert war – zu hintertreiben.

Traurig, dass jetzt das eifersüchtige Gezänk über die Urheberschaft, einschließlich der Verunglimpfung der Person Andreas Jordans, die Genugtuung darüber, dass endlich auch in Gelsenkirchen eine spezielle Form würdigen Gedenkens durch Stolpersteine möglich ist, in den Hintergrund drängt.

Ursula Möllenberg (war bis 2009 für die PDS/Linkspartei.PDS/DIE LINKE im Rat der Stadt Gelsenkirchen)

Nachverlegung von Stolpersteinen geplant

Am 22. Juni 2010, dem Jahrestag des Überfalls Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion im Jahre 1941, findet die Nachverlegung der Stolpersteine aus dem Februar diesen Jahres statt. Am 9. Februar konnten wegen des gefrorenen Bodens nur vier der geplanten 13 Stolpersteine durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt werden. Die übrigen Stolpersteine sind damals nur symbolisch niedergelegt worden.

Das städtische Tiefbauamt, vom Arbeitskreis Stolpersteine des Gelsenzentrums um Mithilfe bei den Nachverlegungen gebeten, lehnte diese unter Verweis auf die angespannte Haushaltslage und wegen der dünnen Personaldecke im Tiefbauamt ab. Nach Protestbriefen verschiedener Stolperstein-Initiativen aus verschiedenen anderen Städten Deutschlands sagte Oberbürgermeister Baranowski eine Prüfung der Ablehnung zu, doch eine positive Antwort des Tiefbauamtes ist bis heute ausgeblieben.

Am 22. Juni werden die verbleibenden 9 Stolpersteine mit der handwerklichen Hilfe eines Steinmetzes verlegt werden, der das Projekt ehrenamtlich unterstützt. Folgende Reihenfolge ist geplant:

  • Margit Zorek und Annemarie Zorek, Augustastraße 7 – 8:00 Uhr
  • Hulda Silberberg, Bochumer Straße 45 – 8:45 Uhr
  • Helene Lewek, Neustadtplatz 6 – 9:15 Uhr
  • Helene Lewek, Ehemalige Ausstellungshalle Wildenbruchstraße 31 (Höhe Polizeiwache) – 9:45 Uhr
  • Sally Haase, Carola Haase, geborene Cossmann und Ingrid Haase, Kurt-Schumacher-Straße 10 – 10:30 Uhr
  • Paul Bukowski, Zollvereinstraße 4 – 11:30 Uhr

Die Verlegung eines Stolpersteins für Erich Lange ist für einen weiteren Termin geplant.

Eindrücke vom 1. Mai 2010

Zur diesjährigen 1.-Mai-Kundgebung des DGB traf man sich wieder ab 10 Uhr auf dem Vorplatz des Musiktheaters im Revier, nachdem man im vergangenen Jahr auf den Bahnhofsvorplatz hatte ausweichen müssen. Die Teilnehmerzahl bewegte sich schätzungsweise im gleichen Rahmen wie in den Vorjahren. Die Krise lockte nicht mehr Menschen an als sonst.

1. Mai 2010 (09)Einen “Jugendblock” haben Mitglieder der Falken, Jusos und der Grünen Jugend gebildet. Besonders der Kontrast zum dahinter marschierenden unvermeidlichen MLPD/AUF/Rebell/Courage/Rotfüchse-Block war auf der symbolische Ebene hoch: Der Jugendblock skandierte seine Parolen zu Klängen von Ton Steine Scherben, während aus dem MLDP/usw-Block gefühlte 180 Jahre alte Arbeiterlieder ertönten.

1. Mai 2010 (10)Nicht nur der Slogan “Alles für Alle und zwar umsonst”, sondern insbesondere die kurzen “Sitzblockaden” des Jugendblocks während des Demonstrationszuges, der wie üblich über die Ring- und Bahnhofstraße zum Heinrich-König-Platz führte, sorgte für eine ungewöhnliche Unterbrechung der ansonsten gewöhnlichen “Latsch”-Demo.

1. Mai 2010 (14)Ab etwa 11 Uhr traf der Demonstrationszug auf dem Heinrich-König-Platz ein. Dort hatten wie gewöhnlich mehrere Einzel-Gewerkschaften des DGB (IG Metall, IG BCE, Ver.di) ihre Stände aufgebaut und auch einige politische Parteien nutzten die Gelegenheit, vor der kommenden Landtagswahl am 9. Mai 2010 die letzten unentschlossenen Wähler zu informieren.

Am Rande der Kundgebung gab es unter anderem auch die Gelegenheit, Bekannte, ehemalige Arbeitskollegen und frühere Mitstreiter wieder zu treffen und sich zu unterhalten. Da auch das Wetter mitspielte, lässt sich die Veranstaltung abschließend als gelungen bezeichnen.

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