In über 100 Städten fanden am 1. September 2014 Aktionen zum internationalen Antikriegstag bzw. Weltfriedenstag statt. In Gelsenkirchen fanden sogar gleich zwei Veranstaltungen statt – leider fast gleichzeitig.
Nach Jahren rief der Gelsenkirchener DGB mal wieder zu einer eigenen Veranstaltung auf. Angesichts von antisemitischen Ausfällen in jüngster Zeit, angefeuert durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Streifen, wählte der Deutsche Gewerkschaftsbund in Gelsenkirchen bewusst den Platz an der Alten Synagoge für seine Kundgebung. Über diese Veranstaltung kann ich nichts berichten, da ich an der anderen Veranstaltung teilgenommen habe, und verweise auf Bericht und Fotos in der Online-Ausgabe der Gelsenkirchener WAZ sowie auf einen früheren Beitrag hier.
Zum vierten Mal seit 2011 hatte ein Antikriegstagsbündnis von Einzelpersonen aus linken Parteien in Gelsenkirchen (MLPD/AUF, DKP, Die Linke) sowie aus der VVN-BdA zu einer schon kleinen Tradition gewordenen Kundgebung aufgerufen. Zwischen 17.30 und 18.30 Uhr wechselten sich Reden auf dem Preuteplatz mit musikalischen und literarischen Beiträgen ab, die unterschiedliche Gesichtspunkte anlässlich des Jahrestages der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges durch Nazi-Deutschland vor nunmehr 75 Jahren vorbrachten. Da es sich um ein Personenbündnis mit unterschiedlichen politischen Positionen handelt, waren die Inhalte der Beiträge natürlich auch unterschiedlich. Selbstverständlich bildete die Situation in der Ukraine ein wichtiges Thema, aber auch Krieg und Frieden allgemein wurden thematisiert.
Im Unterschied zu den früheren Jahren zog der sich anschließende Demonstrationszug nicht zum Mahnmal gegen den Faschismus im Stadtgarten, sondern zu einem fast vergessenen und ziemlich zugewachsenen Denkmal am Grillo-Gymnasium, welches an die 71 Gefallenen eines Turnvereins im Ersten Weltkrieg erinnert. Anlass war der hundertste Jahrestag des Beginns dieses Weltkrieges. Hier wurde das Thema Erster Weltkrieg stärker in den Vordergrund gerückt, das alte Denkmal mit einem übergroßen Portrait von August Bebel sowie einem temporären Denkmal für den unbekannten Deserteur beider Weltkriege überformt und in Reden darauf Bezug genommen.
Die Veranstaltung endete nach 19 Uhr, etwa zum gleichen Zeitpunkt, wie die Veranstaltung des DGB Gelsenkirchen. So gut ich es finde, dass der DGB in Gelsenkirchen wieder zum Antikriegstag aufruft, so schade finde ich die zeitliche Überlappung. Ich hätte als überzeugter Gewerkschafter gerne auch die Veranstaltung des Gewerkschaftsbundes besucht. Vielleicht ist ja im nächsten Jahr eine zeitliche Absprache möglich, vielleicht war es aber auch nur eine einmalige Aktion des DGB anlässlich der runden Jahrestage.
Im Berliner Reichstagsgebäude wurden übrigens an diesem 1. September, 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges 1914, keine Kriegskredite bewilligt, wohl aber Waffenlieferungen an kurdische Milizen im Irak mit den Stimmen von CDU und SPD zugestimmt. Auch eine Art, diesen Jahrestag zu begehen.