Gunter Demnig in Gelsenkirchen

Vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer stellte Gunter Demnig Montag Abend in der „Flora“ sein Projekt Stolpersteine vor. Er holte kurz aus und berichtete von sich und früheren künstlerischen Aktivitäten, natürlich multimedial begleitet durch eine auf die große Leinwand projizierte Präsentation mit vielen Fotos.

Derzeit hat er fast 23.000 Stolpersteine in Europa verlegt, die alle identisch von Hand gestaltet sind. Sie erinnern nicht nur an jüdische, sondern an alle durch die Nazis ermordeten Opfer. Die Stolpersteine sind mit einer Messingplatte versehen und werden ebenerdig in die Pflasterung eingelassen. Auf jeder Platte sind Name, Geburts- und Todesjahr, sowie der Todesort eines Ermordeten eingraviert. Die Steine werden in der Regel verlegt, wo die Menschen einst wohnten und ihren Lebensmittelpunkt hatten. Demnig betonte mehrmals, dass es sich bei den Stolpersteinen um ein Geschenk der Bürger an ihre Kommune handelt und das persönliche Engagement aus der jeweiligen Gemeinde wichtig sei.

Der Künstler zeigte einige Beispiele von verschiedenen Verlegungsaktionen in verschiedenen Städten, berichtete von den sehr unterschiedlichen Reaktionen der Anwohner, die von einem angebotenen Stromanschluß bis zur blanken Ablehnung reichten. Vandalismus gegen die Stolpersteine hält sich dagegen in Grenzen und hat eher die gegenteilige Wirkung.

In Gelsenkirchen gibt es nach der ersten Verlegung in 2009 am morgigen Dienstag erneut die Gelegenheit, der Verlegung von 12 weiteren Stolpersteinen beizuwohnen. Dieser Vortrag, organisiert durch den Verein Gelsenzentrum, war die Auftaktveranstaltung hierzu.

Hier nochmal der geplante Ablauf für Dienstag, den 9. Februar 2010:

  • Charles Ganty, Am Bugapark 1 – 9:00 Uhr
  • Paul Bukowski, Zollvereinstraße 4 – 9:20 Uhr
  • Sally Haase, Carola Haase, geborene Cossmann und Ingrid Haase, Kurt-Schumacher-Straße 10 – 9:40 Uhr
  • Hulda Silberberg, Bochumer Straße 45 – 10:00 Uhr
  • Helene Lewek, Ehem. Ausstellungshalle Wildenbruchplatz/Wildenbruchstraße – 10:20 Uhr
  • Margit Zorek und Annemarie Zorek, Augustastraße 7 – 10:40 Uhr
  • Paul Grüneberg, Helene Grüneberg geborene Levy, Helene “Hella” Grüneberg, Hauptstraße 16 – 11:00 Uhr

2 Gedanken zu „Gunter Demnig in Gelsenkirchen

  1. mondoprinte

    Sehr schöne Nachrichten. Nur: „Sie erinnern nicht nur an jüdische, sondern an alle durch die Nazis ermordeten Opfer.“ Warum wird das extra so betont? Fragt un grüßt herzlich aus dem nordwestlichen Westfalen
    MondoPrinte

  2. Knut

    Weil es unterschiedliche Gedenkstätten und Gedenkformen gibt. Das Berliner „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ erinnert beispielsweise ausschließlich an die ermordeten Juden. Die Gedenkstätten an den Orten der Konzentrationslager erinnern jeweils an die dort umgebrachten Menschen. Jeder einzelne Stolperstein erinnert an einen konkreten Menschen, in seiner Gesamtheit erinnert das „größte dezentrale Denkmal“ an alle Ermordeten, unabhängig von den Sortierungskriterien der Nazis.

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