Archiv der Kategorie: Comic

Amüsante Verschwörungstheorie im Horrorcomic

Die aktuelle Ausgabe des Horrorcomics thematisiert auf unterhaltsame Weise Verschwörungstheorien.

Unheimlich aktuell ist der kleine Verlag Weissblech Comics mit seiner jüngsten Ausgabe der „Hammerharten Horrorschocker“. Denn nicht erst angesichts der Corona-Pandemie sprießen die Verschwörungstheorien aus dem Internet wie Fliegenpilze aus dem Waldboden. Eine davon hat Levin Kurio in „Ich war Zeugin der Reptiloiden-Konferenz!“ aufs Korn genommen.

Wie man auf der Internetseite weissblechcomics.com nachlesen kann, ist das ganze natürlich nicht so ernst gemeint. Denn, so fand Kurio heraus, „widersprachen sich die gesichteten Quellen bisweilen in Kapitelabstand.“ (Wie das eben so bei Verschwörungstheorien ist.) Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Horrorcomic, in dem Maria S. nach einem Zusammenstoß mit einem Laternenpfahl plötzlich die Reptiloiden erkennt, die dabei sind unerkannt unseren Planeten zu übernehmen. Erinnert zu Beginn ein bisschen an John Carpenters „Sie leben!“, geht dann aber zum Glück in einer andere Richtung, die mehr dem Weissblech-Horror entspricht. Mehr werde ich hier nicht verraten, vor allem nicht, ob es ein Happy End gibt oder nicht.

„Hammerharte Horrorschocker“ erscheint seit 2004 und das ohne das übliche Lizenzmaterial aus den USA oder Italien. Vielmehr sorgen eine Vielzahl einheimischer Künstler*innen für eine zeichnerische wie inhaltliche Vielfalt. Und wer mag, kann sich zu diesem Comic auch gleich noch den passenden Pandemie-Mund-Nasen-Schutz Marke „Reptiloid“ besorgen. Wer den beim nächsten Einkauf im Supermarkt aufsetzt, hat wahrscheinlich keine Probleme mit dem Abstand 😉

„Operation Untergang“ – Berliner Comic-Superheld gegen Hitler

Heft 3 vom Januar 2015 mit Captain Berlins Gegenspielerin in allen Zeiten Ilse von Blitzen

Heft 3 vom Januar 2015 mit Captain Berlins Gegenspielerin in allen Zeiten Ilse von Blitzen

Die meisten Superhelden im Comic wie im Kino stammen aus den US-amerikanischen Comicverlagen DC (Superman, Batman) und Marvel (Spider-Man, die Fantastischen Vier, X-Men, Hulk, Avengers). Doch ein zartes Superheldenpflänzchen publiziert der kleine norddeutsche Independent-Verlag Weissblech-Comics. Captain Berlin orientiert sich im Namen an den amerikanischen Marvel-Helden Captain America aus den 1940er Jahre, der im Rahmen eines Supersoldaten-Programms geschaffen und wie viele andere Superhelden auch – in den Comics – während des Zweiten Weltkrieges gegen die Nazis antrat.

Bereits „Operation Untergang“ im ersten Heft zeigt den ironischen Ton der Weissblech-Comics. Der im Berliner Untergrund mit biologischen Manipulationen geschaffene deutsche Superheld Captain Berlin vereitelt unfreiwillig das Attentat der Verschwörer um Stauffenberg vom 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze, als Captain Berlin Hitler gefangen nehmen und dem Völkerbund übergeben will. Hitlers Sprechblasen sind in Frakturschrift geschrieben und die Nazisse Ilse von Blitzen wird mit der Schnecken-Frisur Prinzessin Leias aus Krieg der Sterne eingeführt. Die Zweitgeschichte verbindet die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima 2011 mit dem Thema der japanischen Monsterfilme und lässt Captain Berlin in Comic-Manier gegen Fukuda antreten.

Geschaffen wurde Captain Berlin bereits vor 30 Jahren vom Berliner Jörg Buttgereit für eine Super-8-Filmversion. Doch erst ab 2006 folgten ein Hörspiel für den WDR und ein Theaterstück; aus letzterem entstand die trashige Filmversion „Captain Berlin vs. Hitler“, die 2009 als DVD-Video erscheint. Als Beilage zur DVD zeichnen Rainer F. Engel und Levin Kurio die Comic-Geschichte „Operation Untergang“, die im Oktober 2013 zur Titelgeschichte des ersten Captain-Berlin-Comic-Heftes in Levin Kurios Verlag Weissblech-Comics wird. Bisher sind 4 Ausgaben „Captain Berlin“ erschienen, eine fünfte ist in Arbeit. Und erstmalig in der Geschichte von Weissblech-Comics erreicht die Nummer 1 bereits die 3. Auflage.

Zur zentralen Gegenspielerin in allen Zeiten entwickelt sich die in „Operation Untergang“ kurz vorgestellte Nazisse Ilse von Blitzen. Im zweiten Heft vom Oktober 2014 erschafft sie 1944 in Frankenstein-Manier mit den „Leichenteilen der besten deutschen Landser“ von allen Fronten das Monster Germanikus, das Captain Berlin überwältigt. In der Zweitgeschichte, die 2009 spielt, erweckt Ilse von Blitzen in London den „Elefantenmenschen“ Joseph Merrick wieder zum Leben und verfolgt den Plan, mit Hilfe des „Elements Walküre“ den „Führer“ wieder auferstehen zu lassen. In Heft 3 vom Januar 2015 verwandelt sie sich mit Hilfe eines verbündeten Okultisten in einen Nazi-Gargoyle.

An popkulturellen und historischen Anspielungen wird nicht gespart. So wird der 1944 im Kampf gegen Germanikus unterlegene Captain Berlin mit dem japanischen U-Boot U-3000 nach Hiroshima gebracht, wo der Superheld den Atombombenabwurf erlebt. In Heft 4 vom Juli 2015 verhindert er 1968 ein Attentat auf Rudi Dutschke und begegnet in der Pyramide der Morgenröte, in der sich auch Ilse von Blitzen aufhält, dem Okkultisten Aleister Crowley. Nach der Überwältigung des Attentäters stellt Captain Berlin fest: „Ein Glück, dass diese Altnazis so zwanghaft sind … stehen immer um 5.45 Uhr auf, essen Punkt zwölf …“

Für Heft 5 ist, ob ernst gemeint oder nicht, „Captain Berlin gegen Kim Jong-Il“ angekündigt. Die Hefte 1 bis 4 sind zum Preis von je € 4,90 hier oder im gutsortierten Comic-Handel erhältlich, die letzte Ausgabe ist sicher auch im Bahnhofsbuchhandel zwischen Spider-Man und Superman zu finden.

Und hier noch der Trailer zum trashigen Film, der seine Premiere übrigens 2009 in der Schauburg in Gelsenkirchen-Buer hatte: