Nicht zum ersten Mal bin ich zu einer Gedenkveranstaltung in unsere Nachbarstadt Essen gefahren, und wie auch bei früheren Besuchen konnte ich einer beeindruckenden Veranstaltung beiwohnen. Aus Anlass des Holocaust-Gedenktages, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, hatte die Essener VVN-BdA auf dem Willy-Brandt-Platz eine auffällige und wirklich unübersehbare Kunstaktion gestartet. Übrigens ganz in der Nähe des Handelshofs, wo im Dritten Reich gegenüber dem Hauptbahnhof Mussolini und Hitler 1937 mit dem Banner „Willkommen in der Waffenschmiede des Reiches“ begrüßt worden waren. Heute wurde jedoch das andere Ende des Faschismus, die Welt der Konzentrationslager beleuchtet.
Insgesamt vier wandgroße Bilder, die fast wie schwarzweiße Fotografien aussahen und typische Bilder der faschistischen KZ-Welt zeigten, umgeben von Stacheldraht und Holzpfosten, waren deutlich sichtbar auf dem Willy-Brandt-Platz aufgebaut worden. Unüberhörbar auch die Tonsequenzen mit Zeugnissen von Überlebenden der Lager und Todesmärsche. Der Künstler, Peter Köster, hielt eine kurze Ansprache, in der er seine Motivation, die nicht zuletzt aus seinen Besuchen von KZ-Gedenkstätten herrührt, erläuterte. Ziel des Kunstwerkes sei es, nicht in einer Gedenkstätte fahren zu müssen, sondern diese heute hier zu haben.
Trotz des Regenwetters, in der Gedenkstätte Buchenwald würde man das nur als sehr mildes „Buchenwald-Wetter“ bezeichnen, waren zahlreiche Besucher zur Eröffnung erschienen. Unterstützung hatte die VVN-BdA Essen unter anderem von den Falken erhalten, die die Tonsequenzen produziert hatten, vom örtlichen DGB, der im DGB-Haus die Möglichkeit bot, sich mit Kaffee und Kuchen zwischendurch aufzuwärmen und zu stärken und von Aufstehen gegen Rassismus Essen, die ein Video über die Aktion produzieren, das in den nächsten Tagen fertig geschnitten auf dem ebenfalls neuen YouTube-Kanal der Essener VVN-BdA erscheinen wird. Erste Videos sind dort bereits jetzt zu sehen.
Schließlich freut es mich auch, das die Aktivisten den Willy-Brandt-Platz für ihre Kunstaktion ausgewählt hatten. Willy Brandt gehörte nicht nur zu denen, die das faschistische Deutschland verlassen mussten, sondern er hat auch als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler die Entspannungspolitik begründet. Sein Kniefall vor dem Denkmal des Aufstands im Warschauer Ghetto ist weltberühmt.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden Alice Czyborra von der Essener VVN-BdA und weitere Besucher*innen der Kunstaktion vom WDR interviewt, der Beitrag ist in der Lokalzeit Ruhr zu sehen. Allerdings muss ich den WDR korrigieren, die Eltern von Alice Czyborra sind nicht wie viele andere deportiert worden, sondern sie haben in der französischen Resistance gegen die Faschisten gekämpft!
Update
Das angekündigte Video ist Online