Zufällig zur aktuellen Kampagne passend, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären, erschien kürzlich die Neuauflage von „Mörderisches Finale“ von Ulrich Sander. Das Buch, dessen Umfang gegenüber der ersten Auflage von 2008 um 90 Seiten gewachsen ist, schildert auf nunmehr 282 Seiten Verbrechen der Nazis gegen Kriegsende im Jahre 1945 und zeigt einmal mehr die ganze Unmenschlichkeit des Naziregimes. Die Verbrechen in der Endphase des Krieges waren sowohl örtliche Amokläufe wie Teil der Nachkriegsplanung der Nazis, unliebsame Zeugen ihrer Verbrechen und Anhänger eines demokratischen Neuaufbaus zu beseitigen.
Als die erste Auflage 2008 erschien, handelte es sich um das erste Buch zur Geschichte der Kriegsendphasenverbrechen, zusammengetragen als journalistische Arbeit auf der Basis von zahlreichen Berichten. Inzwischen hat sich auch die Geschichtswissenschaft dem Thema zugewandt. Und trotz der lange verstrichenen Zeit gab es in den vergangenen Jahren noch immer Neu- und Wiederentdeckungen oft vergessener und verdrängter Verbrechen.
In der Neuauflage kommen auch Gelsenkirchener Verbrechen vor. In der alphabetischen Auflistung der Tatorte taucht unsere Stadt mit den beiden in Gelsenkirchen bekannten Erschießungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern im Stadtgarten (Alt-Gelsenkirchen) und im Westerholter Wald (Gelsenkirchen-Buer) unmittelbar vor Kriegsende sowie weiteren Erschießungen an anderen Orten auf. Vor dem Polizeipräsidium in Gelsenkirchen-Buer erinnert inzwischen eine von der Arbeitsgruppe Stolpersteine in das Pflaster eingelassene Stolperschwelle an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, im Stadtgarten eine Erinnerungsortetafel an das dortige Verbrechen. Die Recherchen von Andreas Jordan (Gelsenzentrum e.V.) zu den Vorfällen in Buer gingen in die Veröffentlichung ein.
Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei Kriegsende 1945, Köln 2020