Den Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zum Trotz fanden sich am heutigen 8. Mai 2020 über 50 Demonstranten ein, um bei schönstem Wetter im Stadtgarten dafür zu demonstrieren, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu machen. Das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung hatte angesichts der 75. Wiederkehr des 8. Mai 1945 zu einer kontaktlosen Menschenkette aufgerufen, die vom Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Richtung eines kleinen Gedenkortes ging, an dem in den letzten Kriegstagen 1945 noch sowjetische Zwangsarbeiter ermordet worden waren. Insgesamt sechs Rednerinnen und Redner, deren Reden zudem direkt ins Internet gestreamt wurden, machten anhand historischer und aktueller Entwicklungen die Notwendigkeit dieses Tages als Feiertag deutlich.
Die Reden wurden vor dem Hintergrund des Mahnmals für die Opfer des Faschismus in Gelsenkirchen gehalten, welches auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und mit Unterstützung der Stadt Gelsenkirchen errichtet und am 10. September 1950 feierlich der Öffentlichkeit übergeben worden war. Die heutige VVN-BdA hat an diesem Tag das Mahnmal mit einem Transparent ergänzt, das auf die vielen ehemaligen Außenlager des KZ Buchenwald an Rhein und Ruhr hinweist.

Das Transparent der VVN-BdA NRW wurde dank tatkräftiger Hilfe für die Dauer der Veranstaltung am Mahnmal angebracht.
Die Redner*innen Hartmut, Ada, Gregor, Klaus, Peter und Knut thematisierten in unterschiedlicher Weise den 8. Mai. So konnte Hartmut aus eigener Anschauung berichten, wie in Gelsenkirchen in den 1980er Jahren die Beschäftigung mit der Nazi-Vergangenheit in Gelsenkirchen begonnen hatte. Beeindruckend fand ich die Rede von Ada, die nicht nur auf die ganz konkreten Gefahren hinwies, die von den aktuellen Entwicklungen angesichts der Bedeutungszunahme rechtsextremer Ideologie und Gewalttaten und rechtspopulistischer bis faschistischer Parteien und Organisationen ausgeht, sondern zugleich um ein Zeichen gegen rechts zu setzen zu einer Gegendemonstration an diesem Sonntag aufrief. In den Reden von Hartmut, Gregor und Knut wurde auch Alexander Gaulands jüngste Äußerungen angesprochen, der den 8. Mai für nicht würdig hält, und nur deutlich macht, wie sehr er und die AfD für ein Deutschland bis 1945 steht.
Anlass für die Kundgebung war nicht zuletzt die bundesweite Kampagne der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano und der VVN-BdA, die fordern, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären. Über 100.000 Unterstützerinnen und Unterstützer hat die Petition bereits gefunden, deren 100.000 Unterschriften am gestrigen 7. Mai in Berlin Vertretern von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke übergeben worden sind. Gewerkschafter und Politiker aus demokratischen Parteien unterstützen die Forderung ebenfalls.
Peter Gingold, deutsch-jüdischer Widerstandskämpfer in der französischen Resistance, sprach vom 8. Mai als dem „Morgenrot der Menschheit“!. Darum lasst uns in jedem Jahr an jedem 8. Mai gemeinsam das Morgenrot der Menschheit feiern, denn wir wissen: Wer nicht feiert, hat (den Krieg) verloren!
Ergänzte Fassung.
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