75 Jahre Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee

Das berühmte Foto des Torhauses des Vernichtungslagers Birkenau zeigt die Toreinfahrt von innen. Es wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers im Februar oder März 1945 von Stanislaw Mucha (1895-1976) im sowjetischen Auftrag zur Dokumentation des befreiten Lagers aufgenommen.

Am Montag, dem 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 75. Mal. In vielen Ländern der Erde wird am 27. Januar an den Massenmord der Nazis erinnert. Er wird bereits seit 1959 in Israel als Gedenktag begangen, in Deutschland ist er seit 1996 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, die Vereinten Nationen erklärten ihn 2005 zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag“. Der Gedenktag erinnert am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz an alle durch die Nazis verfolgten und ermordeten Menschen. Doch wer des 27. Januar 1945 gedenkt, muss auch den 30. Januar 1933 mitdenken. Wer die Geschichte nicht wiederholen will, darf nicht nur die Opfer sehen, sondern auch die Täter und muss wissen, wohin Rassismus und Rechtsextremismus führen. In Gelsenkirchen plant das „Gelsenkirchener Aktionsbündniss gegen Rassismus und Ausgrenzung“ daher wie im vergangenen Jahr verschiedene Informations- und Aktionsangebote um den 27. Januar. In der Neuen Synagoge wird ab 18 Uhr die Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde stattfinden.

Der Lagerkomplex Auschwitz bestand aus drei Lagern, dem Stammlager Auschwitz I, dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, und dem Industriekomplex Auschwitz-Monowitz. Es handelte sich um den größten Lagerkomplex und bei Auschwitz-Birkenau um das größte Vernichtungslager der Nazis. Von den rund 6 Millionen ermordeten jüdischen Menschen wurden über 1 Million Menschen in Birkenau umgebracht. Die meisten von ihnen wurden direkt nach der Ankunft in Zügen „an der Rampe von Auschwitz“ für den Erstickungstod in den Gaskammern ausgewählt, weitere wurden von der SS durch Krankheit, Unterernährung, willkürliche Misshandlung, in sinnlosen medizinischen Experimenten oder wenig später nach restloser Ausbeutung ihrer Arbeitskraft durch Gas ermordet. Die durchschnittliche Lebensdauer der Häftlinge in Auschwitz betrug drei Monate. Der Name „Auschwitz“ wurde zum Symbol für die industrielle Menschenvernichtung der Nazis. Die Aufschrift „Arbeit macht frei“ über dem Eingangstor des KZ markiert dabei die zynische Menschenverachtung der SS.

Als Einheiten der Roten Armee am 27. Januar 1945 das Lager befreien, fanden sie nur mehr 7500 gerade noch lebende Häftlinge vor, die zu schwach für eine Evakuierung gewesen waren. Wer das Morden zuvor überlebt hatte, war in andere Lager „evakuiert“ worden, das heißt oftmals auf den Todesmärschen unterwegs ermordet worden. Durch die Sprengung der Gaskammern hatten die Nazis versucht, die Spuren ihrer Taten zu verwischen. Doch vergeblich, Teile des Lagerkomplexes sind heute als staatliches polnisches Museum und Gedenkstätte öffentlich zugänglich.

Das berühmte Foto des Torhauses des Vernichtungslagers Birkenau weiter oben zeigt die Toreinfahrt von innen. Es wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers im Februar oder März 1945 von Stanislaw Mucha (1895-1976) im sowjetischen Auftrag zur Dokumentation des befreiten Lagers aufgenommen. Ab den 1960er Jahren entwickelte es sich als Symbol für Auschwitz und den Holocaust, dabei wurde oft fälschlicherweise angegeben, dass es das Torhaus von außen zeige. Die Rechtslage des Fotos ist unklar.

In Gelsenkirchen wird am 27. Januar zugleich an die erste und größte Deportation jüdischer Bürger aus Gelsenkirchen am 27. Januar 1942 erinnert. 355 Gelsenkirchener und weitere Bürger aus Recklinghausen mussten von der damaligen Ausstellungshalle an der Wildenbruchstraße, wo sie zuvor eingesperrt worden waren, zum Güterbahnhof laufen und wurden mit der Reichsbahn zunächst in das Ghetto Riga gebracht, das der Zug am 1. Februar 1942 erreichte. Um Platz für die Deportierten aus Deutschland zu schaffen, waren zuvor die in das Ghetto eingesperrten lettischen Juden von der lettischen SS unter Aufsicht der deutschen SS in den umliegenden Wäldern von Rumbula erschossen worden. Das Ghetto Riga wurde bis November 1943 schrittweise geräumt. Wer nicht ermordet wurde kam in das KZ Riga-Kaiserwald oder in ein anderes Lager. Nur die wenigsten überlebten die unmenschlichen Zustände in den von den Nazis errichteten Ghettos und KZs.

Die Ausstellungshalle wurde bereits während des Krieges abgerissen, der Wildenbruchplatz lange Zeit für Kirmes- und Zirkusveranstaltungen genutzt. Vor der heutigen Polizeiwache an der Wildenbruchstraße 2 findet sich bisher nur der Stolperstein für Helene Lewek, die ihrem Leben hier vor ihrer Deportation ein Ende setzte.

3 Gedanken zu „75 Jahre Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee

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