Anlässlich des 100. Jahrestages der Märzrevolution 1920 im Ruhrgebiet hat sich der Verlag „Die Buchmacherei“ der Mamut-Aufgabe gestellt, das vergriffene Standardwerk von Erhard Lucas zu den gerne verdrängten und vergessenen Ereignissen wieder aufzulegen. Der Historiker Erhard Lucas hat sich aus einem linken Erkenntnisinteresse heraus insbesondere mit der Geschichte der Arbeiterbewegung zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Zeit des Faschismus beschäftigt. „Märzrevolution 1920“ kann als sein Hauptwerk betrachtet werden.
In der Einleitung beschreiben die Herausgeber ihr Interesse an der Neuherausgabe: „Gegen eine demokratisch gewählte Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrer Tausend Arbeiter bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen die öffentliche Gewalt und es bildet sich eine ‚Rote Armee‘ mit – nach unterschiedlichen Quellen – 50.000 bis 100.000 Kämpfern, bestehend aus Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten. Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März 1920.
Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen hatten, gegen ihre Retter vor. Die Reaktion nahm blutige Rache. Wie ist es zu diesem Aufstand gekommen und was waren die Gründe seines Scheiterns? Wieso war 1920 möglich, was 1933 gegen die Nazis nicht gelang? Erhard Lucas (1937-1993) hat dazu in 3 Bänden ‚Märzrevolution 1920‘ eine Geschichte der Ereignisse vorgelegt.“
Aus den ursprünglich drei in den 1970er Jahren veröffentlichten Bänden machte die Berliner Buchmacherei zwei dicke Bände mit zusammen über 1.200 Seiten. Sie sind mit der ISBN 978-3-9820783-2-8 zum Preis von 40 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich. Man kann natürlich auch eine linke Buchhandlung unterstützen, und die Bände dort bestellen (z.B. hier), falls sie nicht ohnehin vorrätig sind. Gefördert wurde die Veröffentlichung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

1947/48 auf dem Friedhof Horst-Süd von der VVN errichtetes Denkmal für den antifaschistischen Widerstand, zur Erinnerung an die 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch von rechtsradikalen Freikorps ermordeten Mitglieder der „Roten Ruhrarmee“ und ergänzt um Horster Widerstandskämpfer 1933-1945, insbesondere der Franz-Zielasko-Gruppe.
In Gelsenkirchen erinnert ein antifaschistisches Denkmal auf dem Horster Südfriedhof an die historischen Ereignisse und wird vom Institut für Stadtgeschichte (ISG) – nicht überraschend – als „Kapp-Putsch-Mahnmal“ bezeichnet. Eine jährliche Gedenkveranstaltung an die Märzrevolution führen dort seit Jahren MLPD & Freunde durch. Zum einhundertjährigen Jubiläum ist aus ihren Reihen sicherlich eine besondere Veranstaltung zu erwarten.
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