Zum vierten Mal rief das Essener Friedensforum zu einer Demonstration gegen die jährliche NATO-Kriegskonferenz in unserer Nachbarstadt auf. Gegen einen für Militärs auch in Europa führbaren Krieg wendet sich ein breites Bündnis und fordert Konfliktlösungen durch Verhandlungen in den Institutionen kollektiver Sicherheit, wie der OSZE und der UNO. Ein „großer Krieg“, der nach Einschätzung der Militärs seinen Ausgangspunkt im Osten Europas haben könnte, würde unseren ganzen Kontinent in ein Inferno stürzen. Abrüsten statt Aufrüsten ist das Gebot der Stunde. „Unser Nein zum Krieg ist ein Ja zum Leben.“ heißt es in der Erklärung der Friedensdemonstration.
Seit 2015 gibt es im Herbst in der Messe Essen Kriegsplanungs-Konferenzen hoher NATO-Militärs, organisiert von der Kalkarer NATO-Einrichtung „Joint Air Power Competence Centre“ (JAPCC). Das JAPCC ist eines von derzeit 24 steuerfinanzierten NATO-Zentren außerhalb der Kommando-Struktur der NATO, um Führungskräfte zu qualifizieren und Strategien für die Kriegsführung im 21. Jahrhundert – auch in Europa – zu entwickeln. Die Konferenzen werden unter anderem von den Atomrüstungskonzernen Lockheed Martin und General Atomics gesponsert. Die für Oktober 2018 geplante Konferenz wird unter dem Titel „Im Nebel des Tages Null – Luft und Weltraum an der Frontlinie“ eingeladen. Die Stunde Null gilt für die Militärs als Beginn des Krieges.
Die Demonstration begann am 6. Oktober um zwei vor zwölf mit einer Kundgebung vor dem RWE-Turm in Essen, der Firmenzentrale des Umwelt zerstörenden Energiekonzerns. Noch zwei weitere Demonstrationen für das Leben fanden an diesem Tag statt, an die Grußworte der Essener Friedensdemonstration gerichtet waren. In Bochum fand eine weitere Demonstration der Initiative „Seebrücke“ statt, die sich für die Seenotrettung von geflüchteten Menschen im Mittelmeer einsetzt und im Hambacher Forst veranstalteten die Aktivisten mit mehreren zehntausend Demonstranten die größte Demonstration des Wochenendes und feierten den vorläufigen Stopp der Rodung. Die Friedensdemonstration sprach sich in den Grußworten für ein solidarischen, friedliches und zukunftsverträgliches Zusammenleben aus und eine Gesellschaft, „in der der Schutz des Lebens Priorität vor allem hat.“
Die Breite des Bündnisses in Essen zeigte die Rednerliste. Vor dem RWE-Turm sprachen Bernhard Trautvetter (Essener Friedensforum), Arno Klare (SPD) und Alexander Neu (Die Linke), die Musik dazu und gegen RWE spielte der unnachahmliche Klaus, der Geiger. Von dort aus zog der Demonstrationszug mit schätzungsweise 200 Personen zum Kennedyplatz, wo eine weitere Kundgebung mit Jürgen Rose (Darmstädter Signal kritischer Soldaten) und Walter Wandtke (Bündnis 90/Die Grünen) stattfand. War man am RWE-Turm weitgehend unter sich, so befand sich die Kundgebung am Kennedyplatz in der Mitte der Innenstadt, umgeben von Passanten in Cafes und Restaurants.