Einstimmig zugestimmt hatte der Rat der Stadt Gelsenkirchen am 1. Oktober 2015 dem neuen „Handlungskonzept zur Aufnahme von Flüchtlingen“. Dazu gehört u.a. die Anmietung von bis zu 500 Wohnungen für eine dezentrale Unterbringung sowie weitere Gemeinschaftsunterkünfte in überschaubaren Größenordnungen. Damit bleibt die Stadt bei ihren bisherigen und sehr sinnvollen Grundsätzen, und zieht eine dezentrale und über das Stadtgebiet verteilte Unterbringung großen, zentralen und wie aus anderen Städten zu hören ist zumeist problematischen Massenunterkünften vor. Um diese Aufgaben organisatorisch leisten zu können, hat die Verwaltung eine „Stabsstelle Flüchtlinge“ eingerichtet.
Nach dem jetzigen Stand rechnet die Stadt Gelsenkirchen mit der Aufnahme von etwa 2.900 Flüchtlingen für 2015, das sind nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“ 1,36 % der erwarteten ca. 1 Million Flüchtlinge bundesweit. Daneben hat die Stadt die Aufgabe, Flüchtlinge vorübergehend im Rahmen der Amtshilfe für das Land NRW unterzubringen, bis diese erfasst und verteilt werden.
Neben den offiziellen Aktivitäten der Stadtverwaltung haben sich durch bürgerschaftliches Engagement zwei Initiativen gebildet, die sich ebenfalls in die Flüchtlingshilfe einbringen. Dazu gehört einmal die „Task Force Flüchtlingshilfe“ und dessen Begründer, der Stadtverordnete der Gelsenkirchener Piratenpartei, Jürgen Hansen. Die Task Force unterhält neben einer Facebook-Seite inzwischen auch eine Homepage, um Helfer/-innen und Hilfe suchende zusammenzubringen und die ehrenamtliche Arbeit zu koordinieren. Auch Andreas Jordans Gelsenblog unterstützt diese Aktivitäten. Aus den Reihen oder unter Beteiligung der SJD-Die Falken hat sich die Initiative „An-GE-kommen“ gebildet, die, folgt man der Berichterstattung oder der Facebook-Seite, unter anderem dem Deutschen Roten Kreuz hilft, Kleider-, Decken- und Spielzeugspenden zu sortieren. Auch Bündnis 90/Die Grünen engagieren sich in der Flüchtlingshilfe, es wurden Fahrräder gesammelt, um die Mobilität der Flüchtlinge zu unterstützen.
So gut mir das ehrenamtliche Engagement gefällt, so bedauerlich finde ich, dass sich die Stadt Gelsenkirchen nicht dazu durchringen konnte, die „Bluebox“ auf dem Fritz-Rahkob-Platz als HELP-Stützpunkt der Task Force zur Verfügung zu stellen. Da fragt man sich, ob es sich um eine sachliche Entscheidung handelt, oder ob sie parteipolitisch motiviert ist und man dem engagierten Piraten Jürgen Hansen den Erfolg nicht gönnt.
Neben den konkreten Hilfen in Gelsenkirchen gibt es natürlich auch Initiativen, die Fluchtursachen beseitigen wollen. Wie ich in diesem Blog bereits berichtete, ist die Stadt Kobanê in Nordsyrien zum großen Teil während der Verteidigung gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ zerstört worden. Aktivisten aus den Reihen der MLPD bauen derzeit vor Ort ein Gesundheitszentrum auf. Der Gelsenkirchener Willi Mast, selbst Arzt und Sprecher der Ärzteinitiative „Medizin für Kobane/Rojava“ engagiert sich für die Einrichtung eines humanitären Korridors, um den Wiederaufbau der zerstörten Stadt und damit die Beseitigung von Fluchtursachen zu unterstützen. Leider findet das nicht die Unterstützung der „großen Politik“, die lieber „Transitzonen“ für Flüchtlinge einrichten und den Kurden aus machtpolitischen Gründen keine Unterstützung geben will.