Eindrücke von den Gegenprotesten zum versuchten Aufmarsch der „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 in Essen und Gelsenkirchen

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015

Sie kamen nicht durch! Damit lässt sich der Demonstrationsabend des 1. Mai 2015 zusammenfassen. Nachdem die faschistische „Die Rechte“ ihre ursprünglich angekündigte Aufmarschroute von Essen-Steele über Essen-Kray nach Gelsenkirchen-Rotthausen bereits auf die beiden letztgenannten Stadtteile reduziert hatte, mussten sie ihren Aufmarsch bereits in Essen wieder beenden und zum Bahnhof Kray-Nord, von dem aus sie gestartet waren, zurücklaufen. Sie kamen nur einen Kilometer weit.

Der Tag hatte mit der üblichen 1. Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) begonnen. Als ich gegen 17 Uhr mit dem Fahrrad die Demostrecke über Rotthausen nach Kray fuhr, befanden sich bereits an vielen Stellen Mannschaftswagen und Einsatzkräfte der Polizei. Auf dem Krayer Markt, dem Kundgebungsort der Gegenkundgebung von „Essen stellt sich quer“ und „Kray ist bunt“ sammelten sich langsam die Gegendemonstranten. Der Kundgebungsort war umstellt von Mannschaftswagen, Absperrgittern und zahlreichen Beamten. Hier war der Ort, wo sich Gegendemonstranten und Rechte nah gegenüberstanden, als auf der anderen Seite des Krayer Marktes, getrennt durch die polizeiliche Absperrung, die Rechte mit ihren schwarz-weiß-roten Fahnen des antidemokratischen Deutschlands aufmarschierte.

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015

Obwohl die Polizei im Vorfeld erklärt hatte, dass jeder den Kundgebungsort erreichen konnte, wurden etwa 200 Kundgebungsteilnehmer, die vom Essener Hauptbahnhof mit der S-Bahn nach Kray-Nord fahren wollten, von ebendieser Polizei im Bahnhof eingekesselt. Erst Proteste der Veranstalter und ein eingeschalteter Rechtsanwalt bewirkten, dass sie einen Bus nehmen durften. Unterdessen hatte es entlang der geplanten Demonstrationsstrecke wenigstens zwei Blockaden gegeben, erfolgreich sollte die in unmittelbarer Nähe des Kundgebungsortes des Gelsenkirchener „Bündnis gegen Krieg und Faschismus“ an der Plaßhofsbankstraße, etwa 50 Meter auf Essener Gebiet sein. Die Demonstranten blieben trotz mehrfacher Aufforderung der Polizei stehen und weigerten sich die Straße zu verlassen.

Die Essener Demonstranten zogen unterdessen zum nächsten Kundgebungsort an der Bonifaciusstraße. Mannschaftswagen quer über der Straße versperrten den Zugang zum Demonstrationsweg und zur Kundgebung nach Rotthausen. Die Zusage, dass jeder Kundgebungsteilnehmer den Kundgebungsort erreichen konnte, galt offenbar nichts mehr. Ich konnte an dieser Stelle die Wut von Demonstranten bei anderen Demonstrationen und dass sie sich in Gewalt ausdrückt sehr gut verstehen. Wir blieben friedlich und gelangten auf „Schleichwegen“ zur Demonstration am Stadteingang von Gelsenkirchen. Hier, noch auf Essener Gebiet, verstärkten wir die Demonstration und versperrten weiterhin die Straße. Bei den Demonstranten handelte es sich um einen bunten Altersdurchschnitt, die ein Ziel einte: Gelsenkirchen Nazifrei!

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015 gegen den Aufmarsch der "Die Rechte"

Kundgebung auf dem Krayer Markt 1. Mai 2015 gegen den Aufmarsch der „Die Rechte“

Der Jubel war groß, als endlich die Durchsage kam, dass die faschistische „Die Rechte“ ihren Aufmarsch abbrechen und zum Bahnhof Kray-Nord zurückkehren musste. Sie waren gerade einen Kilometer weit gekommen. Mit einer Spontandemo zogen die erfolgreichen Antifaschisten nach Rotthausen auf den Ernst-Käsemann-Platz. Das von der „Demokratischen Initiative“ unterstützte Fest der Rotthauser Initiativen war hier zwar bereits zuende als wir anlangten, doch wir belebten den Platz erneut.

Und: Nicht der Tanker „Demokratische Initiative“ hat Rotthausen vor den Nazis geschützt, sondern es war ein großes, buntes Bündnis aus AUF, Autonomen, DIDF, DKP, Falken, Grünen, Jusos, Linken, MLPD, Piraten, einem SPD-Ratsherrn, VVN-BdA, und vor allem Bürgerinnen und Bürger aus Essen und Gelsenkirchen, die sich den Nazis in den Weg gestellt haben!

2 Gedanken zu „Eindrücke von den Gegenprotesten zum versuchten Aufmarsch der „Die Rechte“ am 1. Mai 2015 in Essen und Gelsenkirchen

  1. Knut

    Einen Überblick über die Ereignisse des Tages geben die „Ruhrbarone“ im Liveticker
    http://www.ruhrbarone.de/nazis-spuken-am-1-mai-liveticker/106052

    Über das Freundschaftsfest auf dem Rotthauser Ernst-Käsemann-Platz, weit ab von allen Nazis, berichtet die WAZ
    http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/rotthausen-feiert-ein-buntes-volksfest-statt-hetze-id10629045.html

    und auch über den Abbruch des Rechts-Aufmarschs
    http://www.derwesten.de/staedte/essen/nazi-demo-abgebrochen-buerger-blockieren-marsch-der-rechten-id10628928.html

    und schließlich noch ein kämpferischer Bericht
    http://www.rf-news.de/2015/kw18/essen-gelsenkirchen-keinen-fussbreit-gab-es-fuer-die-faschisten-2013-antifaschisten-machen-siegesdemonstration

    last but not least hat auch der Fußball eine Rolle gespielt
    http://fanzeit.de/schalker-ultras-verhindern-nazi-demo-in-gelsenkirchen/22173

  2. Knut

    Breites Bündnis demonstriert gegen Rechts: (07.55 Uhr)

    Über 1.000 Menschen in Essen und Gelsenkirchen haben gestern Abend gegen den Aufmarsch von Rechten protestiert. Das melden die Polizei und die Veranstalter des Bündnisses „Essen stellt sich quer“. Die rund 350 Neonazis mussten einen geplanten Marsch von Essen nach Gelsenkirchen wegen heftiger Proteste der Gegner abbrechen. Ursprünglich wollten die Anhänger der Partei „Die Rechte“ nach einer Kundgebung in Essen-Kray nach Gelsenkirchen-Rotthausen laufen. Mehrere Sitzblockaden der Gegner auf der Strecke verhinderten das aber. Laut Polizei haben linke Demonstranten zudem von einem Bahngleis aus mit Steinen geschmissen. Verletzt wurde dabei offenbar niemand. Vor der Demonstration gab es bereits eine Auseinandersetzung zwischen rechten und linken Demonstranten am Hauptbahnhof, bei dem die Polizei Schlagstöcke einsetzen musste.

    Quelle: http://www1.wdr.de/studio/essen/nrwinfos/nachrichten/studios111672.html (abgefragt am 03.05.2015)

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