Zum Gedenken an den antifaschistischen Widerstandskämpfer Fritz Rahkob

Am 24.08.2014 zum 70. Todestag auf dem Fritz-Rahkob-Platz. Foto: Hans-Günter Iwannek

Am 24.08.2014 zum 70. Todestag auf dem Fritz-Rahkob-Platz. Foto: Hans-Günter Iwannek

Rede am 24.08.2014

Liebe Anwesende,

wir haben uns heute am 70. Jahrestag der Ermordung von Fritz Rahkob hier versammelt. Wir wollen beispielhaft an ihn und seinem Kampf gegen den Faschismus erinnern, um einer Wiederholung des faschistischen Terrors entgegen zu wirken.

Friederich Rahkob wurde am 25. Juli 1885 in der damals noch nicht zu Gelsenkirchen gehörenden Gemeinde Rotthausen geboren. „Fritz“, wie er genannt wurde, erkannte schon früh, dass in der aufstrebenden Montanindustrie des Ruhrgebiets höhere Löhne als in der Landwirtschaft gezahlt wurden. Als Bergmann wurde er 1905 in einer Arbeiterbewegung aktiv, die damals noch nicht in Sozialdemokraten und Kommunisten gespalten war. Nach einer zweijährigen Militärzeit im 1. Weltkrieg, die wegen einer Verwundung 1916 endete, kehrte er in seinen alten Beruf zurück und wurde während der Revolution 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Rotthausen und 1920 Mitglied der KPD, der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Nach der Eingemeindung von Rotthausen nach Gelsenkirchen 1924 nahm Fritz Rahkob vor allem an den Arbeiterkämpfen in Gelsenkirchen teil, wurde Mitglied im Einheitsverband der Bergarbeiter in der RGO, der KPD-nahen Gewerkschaft. Nach einem schweren Arbeitsunfall musste er die Arbeit im Bergbau aufgeben. Die kommunistische Tageszeitung „Ruhr-Echo“ beschäftigte ihn erst als Kassierer, später dann im Versand.

Nach der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933 verbrachte der bekannte Kommunist Fritz Rahkob die Jahre von 1933 bis 1938 in sogenannter „Schutzhaft“. Seine Ehefrau Emma Rahkob beteiligte sich während der Haft ihres Mannes aktiv am Widerstand. Dafür wurde sie am 20. November 1934 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitete Fritz Rahkob auf der Baustelle eines Düsseldorfer Unternehmens und lernte den Widerstandskämpfer Franz Zielasko kennen.

Zielasko, Bergmann aus Gladbeck, seit 1919 in der KPD, emigrierte 1932 in die Sowjetunion, kämpfte 1937 bis 1939 im Spanischen Bürgerkrieg gegen das Franco-Regime, wurde im März 1943 von der Sowjetunion mit dem Fallschirm über Polen abgesetzt und nahm im Ruhrgebiet Kontakt mit kommunistischen Gruppen auf.

In der festen Überzeugung, man müsse den Krieg und den Faschismus aktiv bekämpfen, schloss sich Rahkob der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko an, die in Gladbeck, Oberhausen, Essen und Gelsenkirchen aktiv war. Die Gruppe um Franz Zielasko wurde verraten, im August 1943 verhaftete die Gestapo 45 Antifaschisten, darunter auch Fritz Rahkob.

Zielasko wurde schon bei den Verhören zu Tode gefoltert. Fritz Rahkob und andere Kameraden wurden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat u.a.“ vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 24. August 1944 erfolgte Rahkobs Hinrichtung durch Enthauptung mit der zynischen Begründung, die Angeklagten seien es nicht wert, mit einer Kugel erschossen zu werden. Am Tag der Hinrichtung von Fritz Rahkob wurde auch seine Frau Emma verhaftet und erfuhr im Gestapo-Gefängnis von der Hinrichtung ihres Mannes. Kurz vor der Deportation in ein Konzentrationslager für Frauen wurde sie von alliierten Truppen aus dem Münchener Polizeigefängnis befreit.

Rahkobs Kopf und seinen Leib bewahrten die Nazis in Spiritus auf. Nach der Einäscherung am 1. Juli 1947 in Reutingen wurde die Urne von alliierte Soldaten nach Gelsenkirchen überführt, wo sie am 14. September 1947 feierlich auf dem Rotthauser Friedhof beigesetzt wurde. Das „Westfälische Volks-Echo“ berichtete darüber am 16. September 1947 unter der Überschrift „Fritz Rahkob ruht in Heimaterde.“

Westfälische Volks-EchoDie Stadt Gelsenkirchen tat sich – wie übrigens die gesamte alte Bundesrepublik Deutschland – lange Zeit sehr schwer mit der Erinnerung an kommunistische Widerstandskämpfer gegen Nazi-Deutschland.

Erst 1987, über 30 Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft, und jetzt auch schon fast wieder 30 Jahre her, benannte der Rat der Stadt Gelsenkirchen drei Plätze in der Gelsenkirchener Innenstadt nach je einem örtlichen sozialdemokratischen, katholischen und kommunistischen Nazi-Gegner: Margarethe-Zingler-Platz, Heinrich-König-Platz und Fritz-Rahkob-Platz waren das Ergebnis.

Seit dem 1. August 2011 erinnert außerdem ein Stolperstein in der Liebfrauenstraße 38, seinem letzten Wohnort, an Fritz Rahkob.

Diesen Vortrag habe ich so ähnlich bereits im Jahre 2011 gehalten. Damals gab es schon eine Fraktion der rechtsextremen „Pro NRW“ im Rat der Stadt Gelsenkirchen. Seit der Kommunalwahl in diesem Jahr gibt es eine weitere rechtsorientierte Ratsfraktion, die sich „Alternative für Deutschland“ nennt und offenbar mit „Pro NRW“ gemeinsam abstimmt.

Liebe Anwesende,

wir gedenken heute dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Fritz Rahkob.
Im gleichen Jahr, in dem die hinter mir befindliche Tafel angebracht worden ist, also 1987, veröffentlichten Hartmut Hering und Marlies Mrotzek ein Buch über die damals 40jährige Geschichte der Gelsenkirchener VVN unter dem Titel „Antifaschismus ist mehr als eine Gegenbewegung.“ Am Ende ihrer Darstellung ziehen die beiden Autoren ein Resümee, welches auch heute noch Gültigkeit hat.

Ich zitiere:
„Eine der wichtigsten Aufgaben der VVN ist die Weitergabe der Erkenntnis, dass die Gefahr von Rechts endgültig nur zu beseitigen ist durch gemeinsam zu erkämpfende gesellschaftliche Veränderungen. Die VVN bemüht sich daher mittlerweile nicht nur um starke Bündnisse im Kampf gegen den Neofaschismus. Vielmehr wird jede Bewegung in der VVN einen politischen Partner finden, die sich für die Sicherung des Friedens durch Abrüstung, für den Ausbau der Demokratie und für die Beschleunigung und Festigung des sozialen Fortschritts einsetzt … In diesem Sinne war und ist der Antifaschismus stets mehr als nur eine Gegenbewegung.“

Vielen Dank!

Quellen:
http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/viewtopic.php?t=2209
http://www.gelsenzentrum.de/friederich_fritz_rahkob.htm