Vormerken: Hundert Jahre Erster Weltkrieg

Erster Weltkrieg - Gelsenkirchen Grillo-GymnasiumDen „vorletzten Weltkrieg“ nannte die Berliner Tageszeitung „taz“ kürzlich mit der ihr eigenen Ironie den Ersten Weltkrieg. Hundert Jahre ist es her, seit im August 1914 die Armeen des Deutschen Kaiserreiches, des Österreichisch-Ungarischen Kaiserreiches, des Russischen Zarenreiches, der Französischen Republik und des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Irland losschlugen.

Vier Jahre lang tobte der Krieg, der sich durch die Beteiligung immer weiterer Staaten zu einem Weltkrieg auswuchs. Vier Jahre lang vegetierten Soldaten in Schützengräben. Vier Jahre lang tobten sinn- und nutzlose Materialschlachten um den Gegener zu ermüden. Vier Jahre lang wurde das Töten gegnerischer Soldaten durch Giftgas zu einem unpersönlichen Massenmord. Vier Jahre lang plante man im Deutschen Kaiserreich eine Nachkriegsordnung mit einer beherrschenden Stellung Deutschlands in Europa und einem Kolonialreich in Zentralafrika. Nach vier Jahren war der imperialistische Traum zuende, der Kaiser floh nach Holland und die entstehende Weimarer Republik bekam die Hypotheken des verlorenen Krieges aufgebürdet.

Der erste Weltkrieg ging auch an Gelsenkirchen nicht spurlos vorbei, wie Hartmut Hering 1984 im Gelsenkirchener Lesebuch „Und das ist unsere Geschichte“ darstellt. Nicht nur hinderte der Krieg die Stadt daran, geplante Bauvorhaben der Infrastruktur und im Kulturbereich umzusetzen. Die Bevölkerung, und hier insbesondere die Arbeiterbevölkerung, litt unter der zunehmend schlechter werdenden Ernährung und verschlechterten Arbeitsbedingungen. Kaffee war zum Beispiel ab Ende 1916 nur noch im blühenden Schwarzhandel erhältlich. Die Zahl der Krankheits- und Todesfälle wuchs durch die allgemeine Entkräftung. Die Lücken in den Zechen und Industriebetrieben durch die in den Krieg eingezogenen Männer wurden nicht nur durch Mehrarbeit der verbliebenen Männer ausgeglichen, sondern auch durch Kriegsgefangene und Frauenarbeit. Gleichzeitig konnte die für den Krieg produzierende Industrie ihre Gewinne steigern. Gelsenkirchen bezahlte den Krieg doppelt, mit Not, Entbehrungen und über 7500 Kriegstoten (Gelsenkirchen, Buer und Horst) und mit dem Abbruch des gerade begonnenen Versuchs, die jahrzehntelange Benachteiligung der Bevölkerung gegenüber anderen Städten durch die Erweiterung der Infrastruktur und der kulturellen Einrichtungen auszugleichen.