Gedenken an Erich Lange

Erich Lange 80 Jahre100 Jahre wäre Erich Lange vor wenigen Tagen, am 16. März geworden – wenn er noch leben würde. Doch die Nazis setzten seinem Leben kurz nach seinem 20. Geburtstag am 22. März 1933 brutal ein Ende. Aus Anlass des 80. Jahrestages seiner Ermordung hatte Gelsenzentrum e.V. zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen.

Erich Lange teilt das Schicksal vieler „kleiner Leute“. Er gehört zu den vergessenen Söhnen dieser Stadt. Im Institut für Stadtgeschichte gibt es keine Unterlagen über ihn, lediglich im Bericht seiner Jugendfreundin, der Antifaschistin Rosa Eck, blieb die Erinnerung an ihn erhalten. Zum ersten Mal las ich über Erich Lange in den „Beispielen der Verfolgung und des Widerstandes“ in Gelsenkirchen aus dem Jahre 1982, las ich über seine brutale Ermordung. In der „Gelsenkirchener Allgemeinen Zeitung“ war am 23. März 1933 nur kurz darüber berichtet worden. „Kommunistischer Funktionär erschossen“ hieß es dort in der Überschrift. Im Text erfuhr man, dass der Täter ein SS-Mann gewesen sei, der in Notwehr gehandelt haben soll.

Die Gründe für Erich Langes Ermordung liegen auf der Hand, wenn man weiß, dass dieser bis Sommer 1932 selbst Mitglied der SS gewesen ist. Doch Erich Lange hatte seinen Irrtum bald erkannt und war noch vor der Machtübergabe in die KPD und den „Kampfbund gegen des Faschismus“ eingetreten. Die Nazis, die seinen mutigen Schritt als „Verrat an der nationalen Sache“ auffassten, übten brutale Rache an ihm.

Seine Jugendfreundin, die inzwischen verstorbene Antifaschistin Rosa Eck, berichtete später in ihren Erinnerungen. Freunde, die seine Leiche in der Leichenhalle noch einmal sehen konnten, wären kaum in der Lage gewesen, ihn wieder zu erkennen. Er sei „erschlagen, erschossen und zertreten worden.“ Ein Detail zeigt, dass die Nazis selbst noch auf den Toten herumgetrampelt haben müssen, denn er hatte auf der Wange den Abdruck eines SS-Stiefels.

Erst seit 2011 gibt es an zwei Stellen im Gelsenkirchener Stadtgebiet Erinnerungsorte für Erich Lange. Der Gelsenkirchener Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte die Patenschaft für einen Stolperstein in der Schwanenstraße 6, seinem letzten Wohnort übernommen. Die Gelsenkirchener Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) hatte die Patenschaft für einen Stolperstein am Ort seiner Ermordung, an der Ecke Ebertstraße/Am Rundhöfchen übernommen.

Am Ort seiner Ermordung fand auch die heutige Gedenkveranstaltung statt. Angesichts des ungemütlichen und kalten Wetters hatten sich nur wenige Gäste eingefunden. Andreas Jordan eröffnete die Veranstaltung, in dem er zunächst den schmutzig gewordenen Stolperstein blank polierte. Daran anschließend sprachen Knut Maßmann für die VVN-BdA und Wolfgang Küppers für Bündnis 90/Die Grünen und gedachten an einen Mann, über den wir nicht viel mehr wissen, als dass er von den Nazis ermordet worden ist.

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