Weitere Stolpersteine erinnern an Gelsenkirchener Opfer der Nazis

Zwischen 14.00 Uhr und 17.30 Uhr verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig am heutigen Montag weitere 18 Stolpersteine für von den Nazis ermordete Menschen an insgesamt 10 Orten in Gelsenkirchen und erinnerte mit uns an Oskar Behrendt, Erich Lange, Isidor und Elfriede Wollenberg, Isidor Kahn, Fritz Rahkob, Friederich Poburski, Peter Heinen, Paul Kusz, Moritz und Toni Meyer, Hermann, Martha, Heinrich, Käthe und Ruth Hirschhorn sowie Kurt Rosengarten.

Stolperstein am letzten Wohnort von Erich LangeWieder einmal war ich beeindruckt, mit welcher Ruhe und Routine Demnig seine Stolpersteine verlegt. An den drei geteerten Stellen hatte die Stadtverwaltung dieses Mal vorgesorgt und Löcher in der Größe des Stolpersteins bzw. der Stolpersteine vorgearbeitet. An allen anderen Stellen wurde zunächst der Pflasterstein an- bzw. ausgehoben. Die großen quadratischen Steinplatten wurden komplett entfernt und durch den Stolperstein und ihn umrandende Steine ersetzt. Bei kleineren Pflastersteinen konnte Demnig anders arbeiten und z.B. den Pflasterstein halbieren, so dass der Stolperstein genau in die Lücke passte.

Hier ermordetDas Wetter zeigte sich von seiner schönen Seite und die Sonne schien auf die einzelnen, kleinen Gedenkveranstaltungen. Gedacht wurde mit den Stolpersteinen Kommunisten, Zeugen Jehovas und Juden. So unterschiedlich die Gründe für die Verfolgung durch die Nazis auch waren, die Schicksale ähnelten sich. Wollten Kommunisten und Zeugen Jehovas sich den Nazis nicht beugen und nicht anpassen, wurden Juden aus Gründen verfolgt, für die sie gar nichts konnten. Die unterschiedlichen Opfergruppen zeigen einmal mehr die Willkür der Nazi-Herrschaft; ihre Verteilung in Gelsenkirchen zeigt, dass man es unmöglich nicht gewußt haben konnte.

Enkel von Oskar BehrendtDie Paten der einzelnen Steine hatten sich ganz unterschiedlich vorbereitet. So trugen beispielsweise die Enkel von Oskar Behrendt zu diesem Anlass T-Shirts mit dem Aufdruck „Enkel von Oskar Behrendt“ und verteilten Postkarten mit dessen Foto sowie einer Abbildung seiner Brille und des Türschildes. Für die jüdischen Opfer wurde durch den Vorbeter der jüdischen Gemeinde das Totengebet „El Male Rachamim“ gebetet. In allen Fällen gab es einen Verwandten oder auch einen anderen Paten, der über die Person, der mit dem Stolperstein erinnert werden soll, berichten konnte.

Am RundhöfchenAls bemerkenswert in Erinnerung geblieben sind mir der Beitrag von Alexander Behrendt, der von seiner Überraschung berichtete, dass sein Großvater Stadtverordneter der KPD war und die Rote Hilfe, „einer Art AWo der KPD“ unterstützte; der Beitrag von Ulla Möllenberg, die an den „Überläufer“ von den Nazis zu den Kommunisten Erich Lange erinnerte und die Unterschiedlichkeit von Nazis und Kommunisten zeigte; der Beitrag von Ludwig Baum über die Leidensgeschichte der Eheleute Wollenberg; der Beitrag von Karlheinz Rabas über das Leben von Fritz Rahkob; die kenntnisreichen Beiträge von Dr. Michael Krenzer zu den verfolgten Zeugen Jehovas, Friedrich Poburski und Peter Heinen.

Abschluss auf der Bismarckstraße 152Den Abschluss fand der Tag mit einer mehr als halbstündigen Verspätung auf der Bismarckstraße 152 in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Baranowski. Hier verlegte Demnig insgesamt 8 Stolpersteine, begleitet von dem Gelsenkirchener Jazz- und Klezmer-Musiker Norbert Labatzki.

Weiter geht es am 20. August 2011, an diesem Tag wird Gelsenzentrum vier weitere Stolpersteine im Auftrag von Demnig verlegen.

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