Stolpersteine für Erich Lange und Fritz Rahkob

Für 22 Opfer der Nazi-Diktatur werden im August 2011 Gunter Demnig und Gelsenzentrum Stolpersteine verlegen. Am 1. August wird Gunter Demnig insgesamt 18 Stolpersteine an 10 Orten in das Pflaster einfügen, 4 weitere Steine wird das Gelsenzentrum selbst am 20. August einsetzen. Die durch Patenschaften finanzierten Stolpersteine des Kölner Künstlers erinnern an im Nationalsozialismus verfolgte und ermordete Menschen. Dieses Mal werden auch Stolpersteine für den umstrittenen Erich Lange sowie für Fritz Rahkob verlegt werden.

Für Erich Lange werden zwei Stolpersteine eingesetzt, einer davon an seinem letzten Wohnort, Schwanenstraße 6, und ein weiterer am Ort seiner brutalen Ermordung, der damaligen Litzmannstraße, heute Am Rundhöfchen. Erich Lange, geboren am 16. März 1913, hatte 1932 die SS verlassen und war zum „Kampfbund gegen den Faschismus“ übergelaufen. In der Nacht vom 21. auf den 22. März 1933 ist er von wenigstens einem SS-Mann ermordet worden. Die Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung berichtete am 23. März 1933 in einer kurzen Meldung unter der Überschrift „Kommunistischer Funktionär erschossen“ über die Tat. Der Täter, ein SS-Mann, habe sich freiwillig der Polizei gestellt und aus Notwehr gehandelt. In den 1982 erschienenen „Beispiele(n) der Verfolgung und des Widerstandes“ wird die Ermordung als Racheakt eingeordnet (S. 22). Dafür spricht auch, dass die Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung Erich Lange als „Verräter an der nationalen Sache“ bezeichnete. Zeitzeugen erinnerten sich, dass seine Leiche in der Leichenhalle kaum wieder zu erkennen war und werteten seine Ermordung auch als Demonstration, mit der die SS zeigen wolle, wie sie mit politisch Andersdenkenden umzugehen gedachte. In der Gelsenkirchener WAZ ist zum 75. Jahrestag der Ermordung am 21. März 2008 ein Artikel über Erich Lange erschienen. Ein Bericht der Zeitzeugin Rosa Eck befindet sich auf YouTube.

Für Fritz Rahkob, der bereits seit 1987 durch die Benennung des gleichnamigen Platzes stellvertretend für den kommunistischen Arbeiterwiderstand gegen die Nazis geehrt wird (Bild oben von der Gedenkveranstaltung am 25. August 2008), wird der Stolperstein an der Liebfrauenstraße 38 in das Pflaster eingesetzt. Der am 25. Juli 1885 in der Gemeinde Rotthausen geborene Friederich Rahkob wurde bereits 1905 in der Arbeiterbewegung aktiv. Seit 1920 KPD-Mitglied verbrachte Fritz Rahkob die Jahre 1933 bis 1938 in sogenannter „Schutzhaft“. Auch seine Frau Emma Rahkob beteiligte sich während der Haft ihres Mannes am Widerstand und wurde dafür 1934 zu über 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Fritz Rahkob schloss sich nach seiner Entlassung der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko an, die verraten und im August 1943 verhaftet wurde. Während Zielasko schon bei den Verhören zu Tode gefoltert wurde, verurteilte der sogenannte „Volksgerichtshof“ Rahkob zum Tode. Das Urteil wurde am 24. August 1944 in Stuttgart durch Enthauptung vollstreckt. Seine Frau Emma wurde am Tag der Hinrichtung verhaftet, allerdings vor der Deportation und dem sicheren Tod in einem Konzentrationslager von Alliierten Truppen aus dem Münchener Polizeigefängnis befreit. Rahkobs Asche wurde erst am 14. September 1947 auf dem Rotthauser Friedhof in einer Urne beigesetzt.

Planung für Montag, 1. August 2011
14.00 Uhr, Küppersbuschstr. 25, Oskar Behrendt
14.15 Uhr, Schwanenstr. 6, Erich Lange
14.30 Uhr, Am Rundhöfchen, Erich Lange (Ort der Ermordung)
14.45 Uhr, Von-der-Recke-Str. 4, Isidor und Elfriede Wollenberg
15.00 Uhr, Im Lörenkamp 2, Isidor Kahn
15.15 Uhr, Liebfrauenstr. 38, Fritz Rahkob
15.30 Uhr, Vandalenstr. 14, Friederich Poburski
15.45 Uhr, Neuhüller Str. 27, Peter Heinen
16.00 Uhr, Plutostr. 7, Paul Kusz  (Korrektur: Hohenzollernstr. 272)
16.15 Uhr, Bismarckstr. 152, Moritz und Toni Meyer, Hermann, Martha, Heinrich, Käthe und Ruth Hirschhorn, Kurt Rosengarten

Planung für Samstag, 20. August 2011
10.30 Uhr, Im Bahnwinkel 10, Robert Mäusert
11.00 Uhr, Polsumer Str. 158, Astrid „Iri“ Steiner
11.30 Uhr, Königgrätzerstr. 20, Wilhelm Gorny
12.00 Uhr, Essener Str. 71, Andreas Schillak jun.

Der Vorbeter der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen wird am 1. August an den Verlegeorten Von-Der-Reckestraße 4, Im Lörenkamp 2 und an der Bismarckstraße 152 das El Male Rachamim zum Gedenken an die Toten der Shoa sprechen, an der Bismarckstraße wird Nobert Labatzki die Verlegung der Stolpersteine musikalisch begleiten.

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