Vergangenheit, die nicht vergeht

Gelsenzentrum_kriegsgrab_horst_2010Noch immer gibt es Leute, die meinen, man sollte endlich aufhören, an die Gräuel der Nazi-Zeit zu erinnern. In diesem Zusammenhang wird gerne auf Gräuel der anderen Nationen verwiesen, und der Versuch unternommen, die Untaten der eigenen Nation abzuschwächen, sich vor der Verantwortung für die eigene Geschichte zu drücken, indem man „mit dem Finger auf andere zeigt.“

Immer wieder wird auch ein Schlussstrich unter die Erinnerungsarbeit gefordert. Die ersten Forderungen nach einem Schlussstrich, man glaubt es kaum, stammen aus dem Jahre 1945. Der Krieg war gerade zu Ende, Europa lag in Trümmern, die Verantwortung für den mörderischen Krieg offensichtlich, da gab es erste deutsche Stimmen, die ein Ende der „Vergangenheitsbewältigung“ forderten.

Heute, über 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, ist es notwendiger denn je, an die Ursachen, Taten und Folgen der Nazi-Diktatur zu erinnern. Wir leben heute in einem Land, dass sich seit dem Ende des Kalten Krieges wieder an Kriegen in aller Welt beteiligt. Ein Sozialdemokrat plappert, dass Deutschland auch am Hindukusch verteidigt werde, ein Bundespräsident schwadroniert öffentlich über den Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung der Rohstoffwege und ein adeliger Verteidigungsminister initiiert den Umbau der Bundeswehr zu einer weltweiten Eingreiftruppe.

In Gelsenkirchen plant der Verein Gelsenzentrum nach Veranstaltungen zum 27. Januar (Holocaust-Gedenktag) und 8. Mai (Tag der Befreiung vom Faschismus) eine weitere Veranstaltung zum 22. Juni, dem 70. Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion im Jahre 1941. Der Angriff auf die Sowjetunion geschah mit dem erklärten Ziel, „Lebensraum im Osten“ zu erobern, die angeblich rassisch minderwertigen slawischen Völker zu versklaven und zu ermorden. In den eroberten Gebieten wurde begonnen, diese Politik umzusetzen, und nur die totale Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg verhinderte diese Politik. Allein die Sowjetunion hatte 20 Millionen Tote zu beklagen, davon rund 13 Millionen Tote in der Zivilbevölkerung.

Wie überall im „Großdeutschen Reich“ wurden auch in Gelsenkirchen sowjetische Zwangsarbeiter unter teilweise unmenschlichen Lebensbedingungen zur Arbeit gezwungen. Der größte Lagerkomplex für sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter befand sich, so informiert Gelsenzentrum (hier), „an der Brink- bzw. Bruchstrasse, direkt an der Grenze der Ortsteile Horst und Heßler, getrennt durch den Rhein-Herne-Kanal.“

Weiter heißt es bei Gelsenzentrum: „Ein Gedenkstein erinnert an 884 auf dem Horster Süd-Friedhof bestattete sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Auch auf dem Ostfriedhof in Gelsenkirchen-Hüllen, auf dem Westfriedhof in Gelsenkirchen-Heßler und auf dem Hauptfriedhof in Gelsenkirchen-Buer erinnern Namenstafeln auf den Gräberfeldern sowie quaderförmige Gedenksteine mit einer Inschrift in russischer Sprache an diese Opfer des Nationalsozialismus, die als Kriegsgefangene oder Sklavenarbeiter nach Deutschland verschleppt wurden und in Gelsenkirchen ums Leben kamen.“

Foto: Gelsenzentrum

Ein Gedanke zu „Vergangenheit, die nicht vergeht

  1. Knut

    Am 22. Juni 2011 jährt sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 70. Mal. Dieser Krieg war von Beginn an ein ideologischer Vernichtungskrieg, dem in der Summe annähernd 28 Millionen Menschen aus der Sowjetunion zum Opfer fielen. Allein zwei Millionen sowjetische Kriegsgefangene wurden durch die Nationalsozialisten ermordet.

    Vor diesem Hintergrund findet am 22. Juni 2011 ein Gedenkakt auf dem Horster Südfriedhof statt. Gemeinsam mit den diplomatischen Vertretern der Republik Belorus, Frau Konsulin Anzhela Volodina und Herrn Konsul Pavel Evseenko und den diplomatischen Vertretern der Ukraine, Herr Attache Vitalii Remele und Herr Vitalii Gopanchuk, Herrn Wolfgang Held als Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und einem Vertreter der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Essen, Herr Pfarrer Wiktor Alexejew und Bürgerinnen und Bürgern wollen wir den Opfern des Nationalsozialismus aus der Sowjetunion, die in den Kriegsjahren in Gelsenkirchen umgekommen sind, mit Blumen und Kranzniederlegungen ein ehrendes Andenken erweisen. Zu diesem Gedenkakt laden wir Euch herzlich ein.

    Treffpunkt ist am 22. Juni 2011 um 18:00 Uhr am Haupteingang des Horster Friedhofes, Am Schleusengraben. Gemeinsam gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Gräberfeld, wo ein Gedenkstein an die umgekommenen Sowjetbürger erinnert. Nach dem niederlegen der Kränze und Blumen leiten Redebeitrage ein Gebet für die umgekommenen Sowjetbürger ein. Die Verlesung eines Briefes einer Zwangsarbeiterin durch Herrn Held beschließt den Gedenkakt. Es wird um Blumen- und Kranzspenden gebeten.

    Info von http://www.gelsenzentrum.de

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