Stolpersteine verlegt

Stolperstein Florastr. 84 3bSo wie der Kölner Künstler Gunter Demnig in fast 500 europäischen Städten schon mehr als zwanzigtausend Stolpersteine gegen das Vergessen der im Nationalsozialismus ermordeten Menschen verlegt hat, hat er am Montag, den 13. Juli 2009 nun auch in Gelsenkirchen die ersten Stolpersteine verlegt.

Die Stolpersteine sind mit einer Messingplatte versehen und niveaugleich in der Gehwegpflasterung eingelassen. Auf jeder Platte sind Name, Geburts- und Todesjahr, sowie der Todesort des Opfers eingraviert. Die Steine werden verlegt, wo die Menschen einst wohnten und ihren Lebensmittelpunkt hatten. Mit der ersten Verlegung in Gelsenkirchen wird auf sechs jüdische Opfer der Judenvernichtung duch die Nazis hingewiesen. Dadurch bleiben diese „ehemaligen Nachbarn“ keine namenlosen Opfer, sondern Menschen deren Namen ins Gedächtnis der Stadt zurückkehren.

Im Bild der Stolperstein vor dem Haus Florastraße 84  für die Gelsenkirchenerin Regina Spanier, die im Alter von 74 Jahren am 26./27. Januar 1942 deportiert und ein Jahr später in Riga ermordet worden ist.

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Ein Gedanke zu „Stolpersteine verlegt

  1. echtzeitmaerchen

    Ich war so beschämt von Deinen Kommentar, daß ich ganz rot wurde und erst mal dar nicht wußte, wie antworten. Komplimente von so einem klugen Blog? Vielen Dank!
    Als ich Israel war, war ich einmal bei einem Sommerfest bei einem Botschafter in der Nähe von Tel Aviv, Herzliach, da leben viele Reiche, und dort wurde gegrillt, und es gab Salate, und ich setzte mich, wie man das bei solchen Festen so macht, auf einen freien Stuhl und balancierte den Teller auf den Knien. Neben mir saß eine alte Frau, die deutsch sprach. Ich frage Leute immer, woher sie kommen. Ich versuche ihre Sprache einzuschätzen, und sie kam aus Berlin. Ich komme auch aus Berlin. Sie kam aus dem Bezirk in das ich mit meinen Eltern mit 14 gezogen war. Sie meinte, die Straße werde ich nicht kennen, da es eine kleine Seitenstraße sei. Jedenfalls war es die Straße, in der ich gelebt habe und meine Eltern noch heute leben, allerdings die Hausnummer neben an, das Haus steht nicht mehr, sondern stattdessen ein Neubau dort. Sie war gerade in der vergangenen Woche dort gewesen, in dieser Straße, in der ich immer Steinchen an das Fenster meines Vaters geworfen habe, wenn er die Klingel nicht hörte, um einen Stolperstein zu verlegen, das dritte Mal schon, denn er wurde immer herausgerissen.
    Die Straße ist noch immer ohne Stolperstein. Ich weiß nicht, warum und wer ihn immer wieder herausgerissen hat. Aber ich stolpere immer über dieses Pflaster, ich weiß, daß sie da gelebt hat, und ihre Eltern auch, und in diesem Moment mit dem Salatteller auf dem Schoß hatte ich das Bild vor Augen von genau diesem Stück Straße und den Geräuschen der vorbeiführenden Hauptstraße.
    Viele Grüße, bis bald!

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